Skip to main content

Fragen und Antworten

Ortenaukreis verschärft Corona-Regeln erneut - was nun gilt

Steigende Ansteckungsraten und noch immer zu wenig Impfstoff: Im Ortenaukreis kommt der Kampf gegen Corona nur mühsam voran. Die Kliniken rüsten sich wieder für mehr Patienten. Ein Überblick über die Lage.

Spitze mit Impfstoff wird aufgezogen
Wieder angelaufen: In Lahr impft der Kreis wieder mit Astrazeneca, in Offenburg können von Freitag an wieder Termine gebucht werden. doch im Kreis ist die Inzidenz der Ansteckungen wieder über 100 gestiegen. Foto: Rake Hora /BNN

Der Ortenaukreis hat inzwischen am dritten Tag in Folge die Inzidenz von 100 bei den Corona-Neuansteckungen überschritten. Das hat Folgen.

Das Landratsamt verkündete am Mittwoch eine weitere Verschärfung der Regeln. Unter anderem entfällt das erst am vergangenen Samstag eingeführte „Click&Meet“ in den Geschäften. An seine Stelle tritt das weithin kontaktlose „Click&Collect“.

Hier ein Überblick über die Corona-Lage im Kreis, zusammengestellt von ABB-Redakteur Frank Löhnig.

Welche Regeln gelten im Ortenaukreis angesichts der Inzidenz von mehr als 100?

Die neuen Vorgaben treten am Freitag um 0 Uhr in Kraft. Im Einzelhandel kann man nur noch vorher online bestellte Ware abholen (Click & Collect), es gibt verschärfte Kontaktbeschränkungen, jeder Haushalt darf sich nur noch mit höchstens einer weiteren Person treffen. Museen, Galerien und botanische Gärten müssen schließen, viele körpernahe Dienstleistungen sind, soweit nicht medizinisch notwendig, untersagt. Sportanlagen müssen schließen, Musik- und Kunstschulen dürfen nur noch online unterrichten. Der Kreis setzt damit eine Weisung des Sozialministeriums um.

Wie ist die Lage?

Es gibt seit einigen Tagen einen Schwerpunkt der Neuinfektionen in der nördlichen Ortenau. Unter anderem wurden am Mittwoch aus Achern erneut acht Fälle gemeldet, aus Kappelrodeck elf, aus Sasbach drei und aus Sasbachwalden zwei. Insgesamt wurde im Kreis fast 1.000 Mal eine Virusvariante nachgewiesen, überwiegend handelt sich dabei um die in England aufgetretene Mutation.

Wo findet das Infektionsgeschehen statt?

Nicht zuletzt in Schulen und Kindergärten. Laut Evelyn Bressau, Leiterin des Offenburger Gesundheitsamts, sind gerade an 21 Schulen eine oder mehrere Klassen in Quarantäne. Allerdings gebe es meist keine größeren Ausbrüche dort. Betroffen sind auch 13 Kitas und Kindergärten sowie sechs Firmen. Drei Pflegeeinrichtungen melden ebenfalls Infektionen. In zwei Häusern handle es sich nur um Einzelfälle, in einem weiteren um einen Ausbruch, der schon seit geraumer Zeit andauert.

In welchen Situationen muss man besonders vorsichtig sein?

Im privaten Umfeld, am Arbeitsplatz und in Gemeinschaftseinrichtungen sei die Gefahr der Ansteckung am höchsten, sagt Bressau. Dagegen sei der Einzelhandel mit seinen Hygienekonzepten kein Treiber der Pandemie.

Wie sinnvoll war die Entscheidung, die Supermärkte an Ostern teilweise zu schließen, so dass an anderen Tagen das Gedränge umso größer ist?

„Mit einem erhöhten Andrang auf die Geschäfte ist zu rechnen“, sagt Kreissprecher Kai Hockenjos. Es sei ratsam, vorausschauend zu planen, Abstand zu halten und Menschenansammlungen zu vermeiden. Inzwischen hat die Politik die so genannte „Osterruhe“ wieder zurückgenommen. Ob sich dies auf die Situation in den Supermärkten auswirken wird, war am Mittwoch noch unklar.

Das Gesundheitsamt, das zwischenzeitlich 200 Mitarbeiter hatte, sucht wieder Personal. Warum?

Der Personalbestand wird immer wieder an die jeweilige Lage angepasst – die Nachverfolgung von Kontakten macht viel Arbeit. Hockenjos spricht von einem „atmenden System“. Derzeit seien 110 Personen bei der Nachverfolgung von Kontakten engagiert, weitere würden benötigt.

Die sich ständig ändernden Regeln bürden den Gesundheitsämtern enorme Verantwortung auf, da oft auf Kreisebene über Corona-Schutzmaßnahmen entschieden wird. Haben die Ämter die nötige personelle Expertise für eine Aufgabe, die in dieser Tragweite niemand kommen sah? Die Offenburger Amtsleiterin Evelyn Bressau zum Beispiel ist keine Virologin.

„Bressau ist Fachärztin für öffentliches Gesundheitswesen“, die vieljährige Ausbildung umfasse auch den Infektionsschutz, sagt Kreissprecher Hockenjos. Schon vor der Pandemie habe es im Gesundheitsamt ein Fachgebiet gegeben, das sich auf die Bekämpfung ansteckender Krankheiten spezialisiert hatte. Dadurch gebe es im Amt hohe Kompetenz in Sachen Infektionsschutz. Durch die Pandemie sei der öffentliche Gesundheitsdienst mehr in den Fokus der Ärzte geraten, so dass man die 2020 ausgeschriebenen vier Arztstellen auch besetzen konnte.

Wie läuft es in den Impfzentren, die nach dem Stopp für Astrazeneca wieder durchgestartet sind?

Das Impfzentrum in Offenburg hat alle 18 Impfstraßen geöffnet und arbeitet derzeit von 8 bis 17 Uhr. Die damit möglichen 1.200 Impfungen am Tag entsprechen etwas mehr als der Hälfte der Maximalkapazität von 2.250 Immunisierungen. In Lahr gibt es zur Zeit 465 Impfungen am Tag und damit fast des Zehnfache wie in der Anfangszeit. Maximal könnten 750 Menschen täglich dort abgefertigt werden. Dass die Zentren nicht unter Volllast laufen, liegt an einem bekannten Problem: Es fehlt noch immer an Impfstoffen. „Wir sind bereit, die Kapazitäten hochzufahren“, heißt es aus dem Landratsamt. Gut läuft es in den Pflegeheimen, sie sollen Ende März durchgeimpft sein. Danach kommen unter anderem Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen an die Reihe.

Wie reagieren die Menschen, die auf Astrazeneca gebucht sind?

In Offenburg wird noch ausschließlich mit den mRNA-Impfstoffen gearbeitet, das Anmeldesystem soll am Freitag wieder öffnen. In Lahr gibt es Astrazeneca, aber auch „vermehrt Absagen“ von bereits gebuchten Terminen, so Hockenjos.

Wie sieht die Versorgung mit Impfstoffen aus?

Noch immer problematisch. Bei Astrazeneca schwanke die Menge der angelieferten Impfdosen stark, für die Zeit nach der Kalenderwoche 14 habe man gar keine Ansage erhalten, heißt es aus dem Landratsamt. Auch die Lieferungen bei Biontech seien schwankend. Insgesamt erreichen den Kreis mit seinen beiden Zentrum in zwei Wochen rund 10.000 Impfstoffdosen bei 430.000 Einwohnern. Weitere gehen an das für fünf Landkreise zuständige zentrale Impfzentrum in Offenburg, eine Anfrage dort blieb aber unbeantwortet.

Was geschieht in den Kliniken?

Derzeit baue man wieder Kapazitäten für beatmungspflichtige Corona-Patienten auf, sagt Kliniksprecher Christian Eggersglüß. „An einzelnen Standorten“ werde das OP-Programm neu geplant, es könne erneut zu Verschiebungen nicht dringender Eingriffe kommen. Dies liegt vor allem daran, dass des Personal anderweitig gebraucht wird.

nach oben Zurück zum Seitenanfang