„Einsteigen, Vorsicht bei der Abfahrt“, rief Bernd-Matthias Weckler, Vorsitzender des Vereins Schwäbische Alb-Bahn. Im Bahnhof Achern pfiff er am Samstag, am 15.42 Uhr, als Zugführer kurz darauf zur Abfahrt des historischen Dampfzugs ins Achertal. Den zog die württembergische Dampflok T 3 930, ehemals von der Maschinenbaugesellschaft Heilbronn gebaut für die königlich-württembergische Staatseisenbahn.
In der Feuerbüchse loderte es munter, der Heizer gab noch ein paar Schaufeln Kohle drauf und nach einem hörbaren Pfiff setzte sich der Zug zur Jubiläumsfahrt „125 Jahre Achertalbahn“ in Richtung Achertal in Bewegung. Die Lok des Vereins war tags zuvor per Spezialtieflader nach Ottenhöfen gekommen.
Die wunderbar herausgeputzte T 3 krönte das Festwochenende im Achertal, an der der Achertäler Eisenbahnverein (AEV) ebenso seinen Anteil hatten, wie die Alb-Bahner, die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) und die Gemeinde Ottenhöfen.
Die Fahrt am Samstag war für geladene Gäste, sie führte nach Ottenhöfen, wo in der Betriebshalle der SWEG der Jubiläumsfestakt feststand. Ein Dampfzug im Achertal, so wie früher die „Badenia“, alias Lok 28 und eine preußische T 3, elektrisiert die Menschen nach wie vor. Pfeift der Zug, winken die Zuschauer fröhlich. Bei manchen Senioren erwuchs der Eindruck, dass da Erinnerung wach wurden.
In Ottenhöfen angekommen, wurde der Zug wie vor 125 Jahren am Bahnhof festlich empfangen. Otto Schnurr, der Vorsitzende des „Kultur- und Heimatverein Achertal 1878“, betätigte seine Original Waldkircher Drehorgel, die Kurkapelle spielte mehrere Musikstücke und es gab allenthalben ein großes Hallo bei prächtiger Feststimmung. Immer wieder wurden Fotos gemacht, um das illustre Ereignis festzuhalten.
Festakt für geladene Gäste in der Betriebshalle der SWEG
„Nunmehr ist das große Werk vollendet“, zitierte Bürgermeister Hans-Jürgen Decker im anschließenden Festakt in der Betriebshalle der SWEG in seiner Festansprache aus der Festschrift vom 1. September 1898 und begrüßte die aktuellen Bürgermeister des Achertals sowie den ehemaligen Ottenhöfener Bürgermeister Dieter Klotz, den Vorstandsvorsitzenden der SWEG, Tobias Harms und ebenso Thilo Grabo von der SWEG-Geschäftsführung, dazu MdL Willi Stächele, die Ortenauer Weinprinzessin Katharina Bruder, die beiden Eisenbahnvereine sowie alle Festgäste.
Decker betonte, dass die Achertalbahn weit mehr als nur ein einfaches Infrastrukturprojekt zur Beförderung von Personen und Gütern sei. Heute wie damals verbinde sie Menschen miteinander, ermögliche Handel, Arbeit und Bildung und fördere den Wohlstand der Region. „Seebach, Ottenhöfen im Schwarzwald, Kappelrodeck und die Stadt Achern haben den Visionären von damals viel zu verdanken“, lautete sein Resümee. Er lobte die SWEG als verlässlichen Partner. Dem Land dankte er dafür, 2015 ermöglicht zu haben, dass die SWEG im Tal mit den Regio-Shuttles im „3-Löwen-Takt“ fahre. Das habe nicht nur den Bestand der Achertalbahn im Netz 8 Ortenau gesichert, sondern auch die Attraktivität gesteigert. Besonderen Dank galt Ottenhöfens Tourist-Info-Chefin Melanie Steinlein für die Planung des Festwochenendes.
SWEG ist seit 1963 Hausherr der Achertalbahn
Tobias Harms vermittelte, dass die SWEG seit 1963, also gut die Hälfte der 125 Jahre für die Strecke und den Betrieb der Achertalbahn Verantwortung trage und dass die Achertalbahn sowie die gesamte Ortenau-S-Bahn einen Spitzenplatz im Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg einnehme. Grund dafür seien Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. „Abzüge in der B-Note“, so Harms, „gibt es allenfalls für das zum Einsatz kommende Wagenmaterial. Aber auch das wird sich mit dem Triebwagen Mireo Plus B von Siemens ändern. Mit ihm bringen wir künftig das derzeit modernste, emissionsfreie Fahrzeug zum Einsatz.“
Allerdings werde das erst im kommenden Jahr möglich sein. Harms informierte des Weiteren über die kontinuierlichen Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen der SWEG und stellte fest: „Die Achertalbahn befindet sich mit ihren Anlagen und Bauwerken in sehr gutem Zustand. Die SWEG wird 2024 bis 2026 rund fünf Millionen Euro in die Erneuerung der Gleisanlagen investieren und 2,5 Millionen in die Erneuerung von Ingenieurbauwerken und Brücken.“
Als Wunsch äußerte Harms, dass die nicht-bundeseigenen Eisenbahnen wie die SWEG hinsichtlich der finanziellen Förderung für Instandhaltung und Erneuerung dem Bundesschienenweg gleichgestellt würden. Die Reisenden wollten nämlich, egal auf welchem Schienenweg, einfach nur pünktlich und zuverlässig ankommen.