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Verleihung im hessischen Gelnhausen

Stadt Renchen vergibt Auszeichnung: Autor Frank Meyer bekommt den Grimmelshausenpreis

Der Schriftsteller aus Trier wird für seinen Roman „Vom Ende der Bundeskegelbahn“ ausgezeichnet. Der Preis erinnert an den größten deutschen Barockdichter Johan Jacob Christoph von Grimmelshausen und ist mit 10.000 Euro dotiert.

Das Grimmelshausendenkmal mit der Fabelfigur des Titelkupfers an der Einmündung Poststraße/Hauptstraße
Das Grimmelshausendenkmal mit der Fabelfigur des Titelkupfers an der Einmündung Poststraße/Hauptstraße Foto: Peter Meier

Der Johann-Jacob-Christoph-von-Grimmelshausen-Preis 2023 geht an Frank P. Meyer für seinen Roman „Vom Ende der Bundeskegelbahn“, den Förderpreis erhält die Autorin Caroline Wahl für „22 Bahnen“. Nach 2009 wird in diesem Jahr auch wieder ein Sonderpreis vergeben. Er geht an Simone Grünewald und Klaus Puth für „Die Abenteuer des Simplicissimus. Grimmelshausen für Jugendliche und Junggebliebene“, teilte die Jury mit.

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 12. Oktober, um 19 Uhr in der Aula des Grimmelshausen-Gymnasiums Gelnhausen statt.

Preisverleihung ist im hessischen Gelnhausen

Der Grimmelshausen-Preis wird alle zwei Jahre vergeben und im Wechsel in Grimmelshausens Geburtsstadt Gelnhausen und in Renchen, wo der größte deutsche Barockdichter als Schultheiß tätig war und verstorben ist, vergeben.

Mit dem Preis werden Autoren ausgezeichnet, die einen bemerkenswerten Beitrag zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geleistet haben und damit in der literarischen Tradition des berühmten Namensgebers stehen.

Die Jury ist stets hochkarätig besetzt. Als stimmberechtigte Mitglieder gehören ihr derzeit Beate Laudenberg von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, der Literaturwissenschaftler Jürgen Glocker und der aus Gelnhausen stammende Verleger und Publizist Wolfram Weimer an.

Beratende Mitglieder sind Ariane Limberg vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg, Alice Hartmann vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und die Bürgermeister Daniel Glöckner (Gelnhausen) und Bernd Siefermann (Renchen).

Humoriger Globalisierungsroman über Freundschaft und Verrat

Hinter dem auf den ersten Blick ein wenig schräg, fast dokumentarisch anmutenden Titel „Vom Ende der Bundeskegelbahn“ verbirgt sich ein humoriger Globalisierungsroman über Freundschaft und Verrat, eine Dorfgemeinschaft und ihre Außenseiter, Klischees und Vorurteile.

Autor Frank P. Meyer stellt als Dreh- und Angelpunkt eine in die Jahre gekommene Kegelbahn ins Zentrum seiner aberwitzigen Dorf-Groteske, die im Hunsrück spielt.

Frank Meyer
Frank Meyer Foto: Markus Dawo

Dort hat der Chinese Wang Fei großes vor. Er kauft eine leerstehende Fabrikhalle und zwei gebrauchte Lieferwagen und will „Wangs Welthandel“ zu einem blühenden Unternehmen machen. Diese Bemühungen gipfeln schließlich in dem tollkühnen Vorhaben, einen kompletten Weinberg aus dem Ruwertal in die chinesische Provinz Shandong zu versetzen.

Seine Mitarbeiter rekrutiert Wang aus den Außenseitern des Dorfes, doch die Provinzler funktionieren leider nicht immer so typisch deutsch, wie es sich der Jungunternehmer vorstellt. Auf der anderen Seite geraten auch die Lebensentwürfe der verschworenen Dorfgemeinschaft durch die Konfrontation mit dem Fremden gehörig durcheinander.

Dabei bedient der Autor mit einem Augenzwinkern das eine oder andere Klischee: „Ich sag‘ nur: Der Chinese an sich…“ Und einen Toten gibt es auch noch.

Autor Frank Meyer studierte in Trier und Oxford

Frank P. Meyer, Jahrgang 1962, schreibt Kolumnen, Erzählungen und Romane. Er studierte Anglistik, Germanistik und Niederländische Philologie in Trier und Oxford, danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Hildesheim (Promotion im Fach Anglistik). Heute ist er Leiter der Studienberatung an der Uni Trier.

2012 wurde Meyer zum Trierer Stadtschreiber gewählt. 2014 erhielt er den SaarHunsrück-Literaturpreis. Zwischen 2014 und 2018 sind seine Romane „Normal passiert da nichts“, „Hammelzauber“ und „Club der Romantiker“ erschienen. „Vom Ende der Bundeskegelbahn“ ist sein aktueller Roman, der 2022 im Conte-Verlag veröffentlicht wurde.

Für ihren Debüt-Roman „22 Bahnen“ wird Caroline Wahl mit dem Förderpreis des Grimmelshausen-Preises ausgezeichnet. Im Zentrum der Geschichte steht Tilda, deren Tage durchgetaktet sind: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern – und um die alkoholkranke Mutter.

Ihre Freunde haben der Kleinstadt längst den Rücken gekehrt, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Als ihr eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt wird, blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht.

Förderpreis geht an Caroline Wahl

Und da ist auch noch Viktor, der wie sie im örtlichen Freibad immer 22 Bahnen schwimmt. Doch dann gerät die Situation zu Hause völlig außer Kontrolle.

Caroline Wahl wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin studiert. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen.

Für ihren ersten Roman „22 Bahnen“, der im DuMont Buchverlag erschienen ist, wurde sie bereits mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis 2023 ausgezeichnet. Caroline Wahl lebt in Rostock.

22 Bahnen ist eine schmerzlich-zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Schicksals.
Jury
über den Debütroman von Caroline Wahl

Wolfram Weimer sagt zur Entscheidung der Jury: „Caroline Wahls Debüt ‚22 Bahnen‘ ist fesselnder Coming-of-Age-Roman und feinsinnige Milieustudie zugleich. ‚22 Bahnen‘ ist eine schmerzlich-zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Schicksals und darüber, wie das Glück zuweilen als unerwartete Sommerliebe zu finden ist.

Der Autorin ist ein grandios lakonischer Emanzipationsroman gelungen über die Wucht von Verwundungen, über die Geheimnisse der Tröstungen, aber auch darüber, dass Freiheit und Aufbruch in einem selbst liegen.“

Der Hauptpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Gemeinsam mit Gelnhausen und Renchen stiften die Bundesländer Hessen und Baden-Württemberg die Auszeichnung. Der Förderpreis wird von den beiden Kommunen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Sparkassen - im Fall von Gelnhausen mit der Kulturstiftung der Kreissparkasse Gelnhausen - ausgelobt und ist mit 2.500 Euro dotiert. Der Sonderpreis ist mit 1.000 Euro dotiert.

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