
Hochbetrieb herrschte am frühen Freitagabend auf der Ortsdurchfahrt zwischen der Einmündung Ziegelweg und dem Kreisverkehr Süd. Einige hundert Gäste hatten sich eingefunden, um bei der festlichen Einweihung der lebensgroßen Statue von Amand Goegg dabei zu sein.
Der Renchener Bürgersohn war einer der führenden Köpfe der Badischen Revolution und Vorkämpfer einer sozialen Demokratie. In seinem Grußwort würdigte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble dieses Denkmal als Mahnmal, sich weiterhin für Demokratie und Freiheitsrechte einzusetzen.
Goegg gehört in eine Reihe mit Hecker und Struve
Mit dem „Marsch vom edlen Volke“ eröffnete die Stadtkapelle Renchen unter Dirigent Marc Sven Heidt den Festakt. Bei der Begrüßung der vielen Gäste hob Bürgermeister Bernd Siefermann neben Schäuble auch die zahlreichen Sponsoren hervor, die entscheidend dazu beitrugen, dass dieses würdige Denkmal, eine Statue des Renchener Künstlers Jaime Makinde, geschaffen werden konnte.
In einem historischen Rückblick rief Siefermann die Rolle Goeggs in Erinnerung, der gemeinsam mit Friedrich Hecker und Gustav Struve einer der führenden Köpfe der Badischen Revolution war und 1849 das Amt als Finanzminister der Provisorischen Regierung Badens übernahm.
Nach der Niederlage gegen die preußischen Truppen musste er in die Schweiz fliehen und unternahm später zahlreiche Weltreisen. Zum 200. Todestag von Grimmelshausen stiftete er der Stadt Renchen ein Denkmal, das ursprünglich den Vorkämpfern für Deutschlands Einheit und Freiheit bestimmt war und nun dem größten deutschen Dichter des 17. Jahrhunderts gewidmet wurde.
Goegg war Visionär eines geeinten EuropasBernd Siefermann
Bürgermeister von Renchen
Seit 1883 lebte Goegg wieder in seiner Heimatstadt Renchen, wo er 1897 starb und auf dem Friedhof begraben ist. „Goegg war Visionär eines geeinten Europas“, betonte Siefermann und ging auch auf seine Frau ein, die Frauenrechtlerin Marie Goegg-Pouchoulin, die europaweit zu einer Symbolfigur der Frauenbewegung wurde.
Renchen hat jetzt einen symbolischen Platz der Demokratie
„Beide haben sich für Rechte und Freiheiten eingesetzt, die wir heute als selbstverständlich erachten“, betonte er und forderte die Menschen von heute auf, sich für die Erhaltung der parlamentarischen Demokratie einzusetzen. Der Platz mit der Statue und der im Boden eingelassenen Gedenktafel soll künftig „Marie- und Amand-Goegg-Platz“ heißen, schloss er.
Unter anderem mit dem „Bürgerlied“ trug auch das Revolutions-Chörle um Heinz Schäfer zur festlichen Gestaltung bei. Gemeinsam mit Schäuble, Jaime Makinde und den Mitgliedern des Gremiums, das die Gestaltung der Statue von den Anfängen bis zur Vollendung begleitet hatte, nahm Siefermann dann unter dem Beifall der Besucher die feierliche Enthüllung der Statue vor.
Wolfgang Schäuble lobt Renchen
Schäuble beglückwünschte Renchen in seinem Grußwort zu diesem außergewöhnlichen Denkmal und sprach Jaime Makinde ein großes Lob aus. „Goeggs Forderungen nach Freiheit Demokratie und einem friedlichen Zusammenleben in Europa waren für uns über viele Jahre selbstverständlich“, betonte er. Seit der „Zeitenwende“ mit Putins Überfall auf die Ukraine sei hier einiges anders geworden. Diese Werte dürften auch heute, wo sie in Gefahr geraten, ihre Strahlkraft nicht verlieren und verdienten unseren starken Einsatz, sie zu erhalten.
Als besonders einzigartig und als Alleinstellungsmerkmal für Renchen bezeichnete Schäuble die Verbindung von Grimmelshausen und Goegg, der dem Barockdichter das Denkmal mit seiner eindrucksvollen Vorgeschichte widmete. Gerade Grimmelshausen habe in seinen Werken vor Augen geführt, welch schreckliche Zeiten die Kriege für die Menschen mit sich bringen. Renchen verstehe es vorbildlich, seine große Vergangenheit zu würdigen und zu feiern, schloss Schäuble.
Die kirchliche Weihe der Statue nahmen anschließend Pfarrer Herbert Faller für die katholische Kirchengemeinde und sein evangelischer Amtsbruder Andreas Moll vor. Faller erinnerte an die kritische Einstellung Goeggs zur damaligen Amtskirche und zur schulischen Bildung, die beide damals eng mit dem Staat und der Obrigkeit verbunden waren.
Im Anschluss feiern die „Bürger“
Pfarrer Moll griff den Ball anhand von Bibeltexten mit mahnenden Worten auf. Jeder müsse sich aber fragen, ob er sich in der damaligen Zeit hätte aufraffen können, Goeggs Forderungen öffentlich zu unterstützen. Heute gelte es, die Errungenschaften von Freiheit und Demokratie gegen jede Gefahr zu verteidigen.
Nach weiteren Liedern des Revolutions-Chörles bedankte sich der Maler und Bildhauer Jaime Makinde bei allen, die ihn beim gesamten Entstehungsprozess der Statue unterstützt haben. Den Dankesworten schloss sich Bürgermeister Siefermann an, der nach dem abschließenden Marsch „Hoch Badnerland“ den Fassanstich vornahm. Die Verteilung des Freibiers bildete den Auftakt des Bürgerfestes, das mit der Einweihungsfeier verbunden wurde.