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Bürgerinitiative stellt sich gegen den Kiesabbau in Rheinau-Diersheim

„Schluss mit der Salamitaktik“ - eine Bürgerinitiative fordert in Rheinau-Diersheim einen Stopp des Kiesabbaus vor Ort. Laut derzeitigem Plan sollen rund 13 Hektar Wald dem Kiesabbau weichen.

Andreas Keck und Sohn Paul demonstrieren gegen das Kieswerk in Diersheim
Generationsübergreifender Protest: Andreas Keck und Sohn Paul demonstrieren gegen das Kieswerk in Diersheim Foto: Karen Christeleit

„Schluss mit der Salamitaktik und mit dem Kiesabbau in Diersheim“, fordert die Bürgerinitiative (BI) Rheinwaldgruppe. „Schon jetzt sind fast 30 Prozent unseres Rheinwaldes für den Kies draufgegangen.“ Die BI wendet sich dabei gegen die Erweiterungspläne des Kieswerks nach Süden, wie sie in einer Informationsveranstaltung im Dezember 2018 vorgestellt wurden.

Dabei sollen rund 13,4 Hektar Wald mit rund einer Million Pflanzen für den Kiesabbau weichen. Zudem ist die BI gegen die aktuelle Konzessionsverlängerung zum völligen Abbau des Kiesvolumens, wie es bereits 2005 genehmigt worden ist. „Die Stadt spricht immer nur von Tiefenbaggerung und Restförderung“, ärgert sich Corinna Riedl. „Doch da gibt es noch eine rund 3,55 Hektar große Fläche, die erst 2019 abgeräumt wurde und wo bislang noch gar kein Kies abgebaut wird.“

1962 entstand der Kiessee Diersheim, damals noch mit direkter Verbindung zum Rhein. Inzwischen ist der See etwa 35 Hektar groß, fast so groß wie der bebaute Ort Diersheim. Jahr für Jahr frisst sich seit dem der See weiter in den nur gut 105 Hektar großen Diersheimer Rheinauenwald. „Das ist unser Erholungswald, er wird von groß und klein gleichermaßen geschätzt und genutzt“, betont Nicole Schmidt. „Wir brauchen keine Pusteblume im Fernsehen schauen, noch haben wir die Natur direkt vor der Haustür.“

Der Diersheimer Rheinwald ist nach Angaben der BI bereits von vielen Seiten in seinem Bestand massiv bedroht. „Da dürfe eigentlich gar kein einziger Baum mehr fallen. Aber an einem Baum hängt ja kein Preisschild“, heißt es von der BI.

Diese Wasserwüste frisst sich immer mehr in unseren Wald
Initiator Andreas Keck

Auch die so viel gelobte Renaturierung und Ausgleichsflächen seien da kein Trost. So seien im Erläuterungsbericht für das Planfeststellungsverfahren 2005 zwar 10,4 Hektar im Korker Wald aufgeforstet und rund 210.000 Euro in andere Waldgestaltungsmaßnahmen geflossen. „Fahre ich in den Korker Wald? Nein, ich laufe hier vor Ort mit dem Hund meine tägliche Runde“, meint Gaby Stephan.

Da das Gebiet sowohl das Landschaftsschutzgebiet Rheinauenwald als auch das FFH-Gebiet Westliches Hanauerland und das Vogelschutzgebiet Rheinniederungen Kehl-Helmingen. umfasst, geht es den aufgebrachten Bürgern nicht nur um die Bäume. Sogar seltene Orchideen seien hier früher gewachsen, wie von Lehrer Gottfried Schlörer dokumentiert. Es geht der BI auch um die Tierwelt. „Hier gibt es viel Schützenswertes“, weiß Angler Hans-Peter Krauß. „Hier kann man den Eisvogel, den Biber, die Spechte und Geldbauchunken beobachten.“

Er sieht auch die Tiefenbaggerung auf 75 Meter kritisch. „Die Rheinebene ist der größte Trinkwasserspeicher Europas, doch die Bagger durchschneiden nun die Grundwasserschichten, dadurch kommt es zu einer Durchmischung und Anreicherung von Nitrat im Grundwasser und dadurch verschlechtert sich die Grundwasserqualität.“

„Diese Wasserwüste frisst sich immer mehr in unseren Wald“, klagt Initiator Andreas Keck. Er suchte bereits vergangenen Sommer das Gespräch mit Rheinauer Politikern. Während sich immer mehr Bürger hinter Keck formieren, „gingen meine Bedenken gegen den fortschreitenden Kiesabbau seicht an der Politik vorbei, man sieht nur den kurzfristigen Profit, doch die Verluste für die Zukunft werden ignoriert“.

Die Gruppe wollte in einer Informationsveranstaltung die Bürger auf die bevorstehenden Änderungen und auf die dadurch bedingten Folgen aufmerksam machen und mit Aktionen für einen nachhaltigen Umgang mit den Kiesreserven am Oberrhein werben. Die Präsentation war schon zusammengestellt und das große Protestbanner gedruckt, doch die Pandemie bremste sie heftig aus.

„Zuerst fanden wir keinen geeigneten Veranstaltungsort, weil die Vereine, die geeigneten Räume oder großflächige Überdachungen ihr eigen nennen, Angst vor städtische Repressalien hatten“, bedauert Keck. „Dann verbot das Pandemiegeschehen eine Versammlung.“ Doch davon wollen sie sich nicht entmutigen lassen. Die Zeit bis dahin wollen sie nicht unverrichteter Dinge verstreichen lassen. „Man kann uns doch nicht einfach ignorieren“, ist die BI enttäuscht von ihren gewählten Vertretern im Ortschafts- und Gemeinderat. „Wir müssen doch gemeinsam eine zukunftsfähige Lösung für uns und unsere Kinder finden.“

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