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Erfolg beim Trittstein-Biotop

Die Gelbbauchunke ist in Rheinbischofsheim zurück

Das Zukunftsforum Natur kümmert sich in Rheinbischofsheim um ein Biotop, an dem es jetzt Erfolg zu vermelden gibt: Erstmals ist die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke aufgetaucht

Gelbbauchunke in Rheinbischofsheim
Gelbbauchunke in Rheinbischofsheim Foto: Karen Christeleit

Das vor sechs Jahren vom Verein „Zukunftsforum Natur&Umwelt Ortenau“ angelegte Trittstein-Biotop auf einer 13 Ar großen Wiese in den Jungen Gründen in Rheinbischofsheim ist ein Erfolg.

„Bereits im zweiten Jahr wanderten Zauneidechsen ein und Rotkehlchen und Zaunkönig nisteten im Brombeergestrüpp. Im vierten Jahr laichten erstmals die vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunken“, freut sich Naturschützer Joachim Thomas. „Es ist toll, zu beobachten, wie sich die Natur das kleine Stückchen Land zurückerobert und Raum für Biodiversität bietet.“

Inzwischen wurde hier auch von Fachleuten die Grüne Strandschrecke nachgewiesen und der sich gut vermehrende große Wiesenkopf wartet auf seine Gäste. Der Wiesenknopf bietet Schmetterlingen, Bienen und Ameisen Lebensraum.

Anlegen von Tümpeln, Steinriegeln und Totholzhügel

Besonders wichtig ist die Pflanze für den Dunklen und Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Die Eier dieser Falter werden nur am Großen Wiesenknopf abgelegt, an deren Blütenständen dann die Raupen fressen. Zudem benötigen die Falter Knotenameisen, in deren Bauten die Schmetterlingsraupen überwintern und sich von den Ameisenlarven ernähren.

Unter Aufsicht eines Offenburger Landschaftsökolgiebüros wurden seinerzeit mehrere kleine Tümpel, Steinriegel und Totholzhügel angelegt, kleine Sträucher gepflanzt und der Boden systematisch durch Abtragen des Mähgutes abgemagert.

Da die Tümpel, die lediglich vom Regenwasser gespeist werden, aber im Sommer zu schnell austrockneten, mussten sie nach ökologischen Gesichtspunkten nochmals umgebaut und vergrößert werden.

„Ziel war es, dass ein Tümpel bis in den September Wasser führt, die anderen zwei aber periodisch austrocknen“, erklärt Thomas. „Nur so haben die Gelbbauchunken ideale Laichbedingungen, denn damit wird gewährleistet, dass sich keine natürlichen Fressfeinde der Gelbbauchunke wie Libellenlarven, Wasserkäfer, Molche und Fische dauerhaft im Wasser ansiedeln können.“

Joachim Thomas befreit das Eidechsenrefugium von Unkraut.
Joachim Thomas befreit das Eidechsenrefugium von Unkraut. Foto: Karen Christeleit

Dagegen belächelt er die eingewanderte Ringelnatter, die im letzten noch wasserführenden Tümpel sich am abwechslungsreichen Speiseplan erfreut. „Das ist eben Natur“, lacht der Naturschützer. „Aber sie holt sich eher die Teichfrösche, Unken und Kröten gehören nicht zu ihren Lieblingsspeisen.“

„Im Gegensatz zu Kröten und Fröschen laichen Gelbbauchunken bei uns von Mai bis September in verschiedenen Gewässern ab“, weiß Thomas über das nur drei bis fünf Zentimeter große Tierchen zu berichten. Mit seinen herzförmigen Pupillen gilt es als echter Sympathieträger unter den Amphibien.

Der Laich wird in lockeren Klümpchen von zwei bis 30 Eiern an untergetauchte Pflanzenstängel angeheftet und braucht dann je nach Wassertemperatur 45 bis 68 Tage vom Ei über die Kaulquappe zur Unke. Die jungen erwachsenen Unken verlassen dann den Tümpel und leben an Land bis zur nächsten Laichsaison.

„Dieses Jahr konnte man viele kleine Gelbbauchunken im Juli über die Wiese hüpfen sehen“, so Thomas. „Zurzeit sind aber leider keine da, es ist einfach viel zu warm.“ Insbesondere den Amphibien setzt die Hitze zu.

Zum Tierwohl wird weitestgehend auf Maschineneinsatz verzichtet

So verzeichnet man in Baden-Württemberg beim Grasfrosch dieses Jahr einen 90-prozentigen Rückgang. Doch auch die Eidechsen leiden unter der Hitze, da der morgendliche Tau, den sie als Wasserquelle nutzen, geringer ausfällt.

Jüngst mähte Thomas die Fläche und pflegte die angelegten Zonen. Der Pflegeaufwand ist enorm, da aus Tierwohl weitgehend auf Maschineneinsatz verzichtet werden muss. „Beim maschinellen Mulchen überleben rund 90 Prozent der Insekten nicht“, begründet Thomas seine Arbeitsweise. „Beim Handmähen dagegen überleben 90 Prozent.“

Außerdem bleiben so auch die Ameisenhügel intakt und die Ameisen bleiben als wichtige Futterquelle erhalten. Das Mähgut wird abgeräumt, sodass sich das Gras zurückzieht und andere Pflanzen, wie wilde Möhren oder Wiesen-Salbei, hochkommen können.

Da die Fläche aus Artenschutzgründen nur einmal im Jahr gemäht wird, verändert sich deren Bild im Jahresverlauf enorm. Aber genau dies sei wichtig für die Biodiversität.

„Am Anfang wurden wir belächelt und sogar angefeindet, weil sich dem Laien die Unordnung auf dem Feld nicht erschloss“, erklärt Thomas. „Inzwischen steigt das Interesse und Verständnis.“ Er freut sich insbesondere darüber, dass nun auf den Nachbarwiesen Totholzbäume stehen bleiben und sogar Totholzhaufen angelegt werden.

Ein Ärgernis seien aber die freilaufenden Hunde, die insbesondere im Herbst die Eidechsen, die sich zum Überwintern im Sand vergraben haben, wieder ausgraben und damit die Bemühungen des Naturschutzes konterkarieren.

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