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Eine der größten Fischpassagen Europas

Zwischen Gambsheim und Rheinau nehmen Fische die Treppe

Was machen Fische an einer Staustufe? Am Rhein zwischen Gambsheim und Rheinau schwimmen sie durch eine Fischtreppe. Besucher können ihnen dabei zusehen.

Zwei Kinder blicken durch die Glasscheibe der Fischtreppe an der Rheinstaustufe zwischen Gambsheim und Rheinau. Sie halten Ausschau nach Fischen.
Hier kann man den Fischen beim Treppensteigen beobachten – wenn denn welche unterwegs sind. Hauptwanderzeiten sind im Frühling und im Herbst. Foto: BNN/chi

Das Rheinwasser ist grün und trübe hinter der Glasscheibe. Nur ein paar Handbreit weit kann man sehen. Doch: „Da ist einer!“, schreit der Sechsjährige plötzlich. Und: „Fischen, Fischen“, jubelt die Zweijährige. Sie haben recht. Etwas Kleines mit hektisch rudernden Flossen presst sich an die Scheibe rechts außen.

Das mit dem Plural ist allerdings so eine Sache. Denn auch, wenn hier zwischen Gambsheim und Rheinau eine der größten Fischtreppen Europas steht, schwimmt an manchen Tagen überhaupt kein Fisch durch. Oder nur ein vereinzelter.

Vergangene Woche zum Beispiel war das so, sagt Anne Clauss. Sie steht seit etwa zwei Jahren im Besucherzentrum der Fischpassage an der Kasse und weiß ziemlich gut Bescheid. Nein, nein, winkt sie bescheiden ab: „Alle Fische kenne ich auch noch nicht.“ Aber den, der da gerade eben vor einer der drei riesigen Glasscheiben aufgetaucht ist, den erkennt sie. Der kleine Kerl glänzt türkisfarben und Clauss sagt: „Ukelei.“

Der Ukelei ist zusammen mit anderen Fischarten, Rheinfischen wie dem Karpfen und Wanderfischen wie dem Lachs, direkt unter den Scheiben aufgemalt. Maßstabsgetreu. Und sehr detailliert. Damit man auch identifizieren kann, was man sieht durch diese Panoramafenster.

Mit 39 Becken werden zehn Meter Höhenunterschied überwunden

Die Besucher sitzen davor auf den stufenweise ansteigenden Bänken und fühlen sich ein bisschen wie im Kino. Also die Erwachsenen sitzen, die Kinder hüpfen vor lauter Aufregung vor den Scheiben hin und her. Verfolgen den Weg des kleinen Ukelei stromaufwärts. Er schwimmt von einem Fenster, von einer Stufe, zur nächsten.

Insgesamt sind es 39. Jede ist wie ein kleines Becken. Jede liegt immer etwas höher als die vorherige. Sie führen die Fische von der einen Seite der Staustufe auf die andere, bis die Tiere etwa zehn Meter Höhenunterschied überwunden haben. Die Staustufe wird für das Wasserkraftwerk gebraucht, das zwei Drittel des Stroms für das Elsass produziert.

Im Frühjahr ist mehr los.
Anne Clauss, Besucherzentrum

Der Ukelei hat es geschafft. Er flitzt nach links aus dem Bild. Ist weg. Und wann kommt der nächste Fisch? „Im Frühjahr ist mehr los“, sagt Clauss. Aber auch der Herbst ist eine der Fisch-Hauptwanderzeiten, das verrät eine Tabelle an der Wand. Im vergangenen Jahr wurden im September fast 7.500 Ukeleien gezählt. Blöd halt, wenn die Fische das nicht wissen. „Ich habe noch gar keinen großen gesehen“, sagt der Siebenjährige enttäuscht.

Doch dann kommt er. Oder sie. Groß ist das Tier jedenfalls. Halben Meter lang vielleicht. Und irgendwie grün. Oder liegt das am Wasser? Die kleinen Forscher sind begeistert. Der Fisch wird flugs identifiziert als Brachse, auch bekannt als Brasse. Ob die Bestimmung korrekt ist, sei dahingestellt.

Danach ist nur noch Rheinwasser in den Betonbecken zu sehen. Die Erwachsenen fangen an, durch das Besucherzentrum zu schlendern und sich ein wenig zu bilden. Zu Geschichte oder Funktion der Staustufe, zu den Rheinbewohnern oder der Lachswanderung.

Die Kinder besuchen die Karpfen. Zwei dicke, faule Burschen sind das, die in einem Aquarium vor sich hin dümpeln. Anne Clauss schenkt jedem Kind ein paar Brocken Fischfutter. Und wie dann die Karpfen an die Wasseroberfläche kommen, die Mäuler aufreißen, recht träge, weil schon ziemlich überfüttert, finden die Kinder faszinierend. „Fischen, Fischen“, schallt es wieder begeistert durch den Raum.

Schiffe passieren die Staustufe per Schleuse

Jetzt vielleicht mal weiterwandern? Draußen lassen sich nämlich das Wasserkraftwerk und die Schleusen angucken. Gerade wollen zwei Schiffe passieren. Und die hüpfenden Kinder bringen tatsächlich die Geduld auf zu warten, bis das Schleusenwasser abgelassen ist und die Boote auf Niedrigwasserniveau weiterfahren können. So spannend ist das.

Junge steht am Rhein und beobachtet, wie ein Schiff aus der Schleuse fährt.
Schiffe können die Staustufe Gambsheim mit Hilfe der Schleusen überwinden. Hier wurde gerade Wasser abgelassen, so dass dieses Boot zehn Meter weiter unten seine Fahrt fortsetzen kann. Foto: BNN/chi

Nun ein Spaziergang durch die Rheinauen? Da kann man Vögel beobachten. Bestimmungstafeln gibt es auch. Aber nein, die Kinder wollen Fische sehen. Also wieder hinein ins Halbdunkle. Alle stehen vor den Glasscheiben, ganz dicht, damit auch niemand etwas verpasst, was sich dort im grünen Wasser vorwärtsarbeiten könnte, und warten.

Passage 309

Zur „Passage 309“, dem Fischpass auf Höhe von Rheinkilometer 309, gehört ein Besucherzentrum. Dort lassen sich die Fische beobachten. Geöffnet von April bis September täglich außer dienstags von 11 bis 13 und 14 bis 17 Uhr. März, Oktober und November samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr.

Infos: www.passage309.eu.



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