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Mini-Haus steht seit einem Jahr

Mobilhome sorgt in Rheinbischofsheim für Ärger

In Rheinbischofsheim erregt ein auf einem Privatgrundstück am Lindenplatz abgestelltes Mobilhome die Gemüter. Der Besitzer plant eine barrierefreie Wohnung für seinen Vater.

Ein derzeit zunächst nur abgestelltes Mobilhome erregt in Rheinbischofsheim die Gemüter. Der Besitzer plant darin eine barrierefreie Wohnung für seinen Vater.
Ein derzeit zunächst nur abgestelltes Mobilhome erregt in Rheinbischofsheim die Gemüter. Der Besitzer plant darin eine barrierefreie Wohnung für seinen Vater. Foto: Karen Christeleit

„Ein Schandfleck hoch zwei“, meinte Nachbarin Edith Feurer. Sie wohnt im ältesten zweistöckigen Haus des Hanauerlandes, das 1576 erbaut wurde. „Es passt nicht zum frisch sanierten Lindenplatz mit seinen alten Fachwerkhäusern als Dorfmittelpunkt.“ Im Januar 2020 sei es über Nacht hierher transportiert worden. Seitdem steht das sichtlich ramponierte Wohnhaus auf zwei Rädern auf dem Nachbargrundstück.

Immer mehr nehmen mobile Wohnlösungen Raum ein. Selbst die Stadt Rheinau setzt bei Kindergarten- und Schulerweiterung auf kompakte Containerbauten. Sogar auf dem Lindenplatz sollten vor knapp drei Jahren acht Container für einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren für die Grundwasserreinigung im Bereich der ehemaligen chemischen Reinigung an der Hauptstraße errichtet werden. Doch damals tat sich der Ortschaftsrat schwer mit dem Standort und versteckte die Container schließlich auf einem Parkplatz hinter der Graf-Reinhard-Halle.

Es passt nicht zum frisch sanierten Lindenplatz.
Edith Feurer , Anwohnerin

„Alle hier ringsrum waren schockiert, doch letztlich hat es ein anderer Nachbar bei der Stadt moniert und damit alles ins Rollen gebracht.“ Nachdem es schon einmal vergangenen Herbst im Rheinauer Gemeinderat Thema war, brachte es der Rheinbischofsheimer Ortschaftsrat Frank Schadt (CDU/FWG) bei der jüngsten Sitzung wieder zur Sprache.

„Ich weiß, dass das Thema kocht“, war Bauamtsleiter Roland Mündel vorbereitet und wusste zu berichten: „Die Anfrage beim Landratsamt hat ergeben, dass das Ding eine Baugenehmigung braucht, aber grundsätzlich genehmigungsfähig ist. Wenn der Eigentümer ohne Baugenehmigung darin wohnt, begeht er sonst eine Ordnungswidrigkeit.“

Räte sehen Ortsbild verschandelt

Entrüstung bei den Räten, die dadurch ihr Ortsbild verschandelt sehen und einem Bauantrag nie zustimmen werden. „Dann ersetzt das Landratsamt das Einvernehmen“, erklärte Mündel. „Im Paragraf 34 des Baugesetzes heißt es, dass ein neues Gebäude nach Art und Maß zur Umgebungsbebauung passen muss, das tut es. Die Art ist das Wohnen, das Maß der Kubus - auch wenn es nicht ins Ortsbild passt.“

Selbst Eigentümer Marcus Matz gibt zu: „So gefällt es mir auch nicht, bevor es bezogen wird, soll es natürlich äußerlich aufgewertet, mit Holz verkleidet und eine Terrasse angebaut werden.“ Geplant hat Matz darin eine barrierefreie Wohnung für den 85-jährigen Vater Manfred Matz, der zurzeit das erste Geschoss des davorstehenden Wohnhauses bewohnt.

„Er wird älter und das Treppensteigen fällt ihm immer schwerer“, so Matz. „Ein Treppenlift kann man im steilen Treppenhaus nicht einbauen. Ein Außenaufzug kommt auch nicht infrage.“ Da wäre das Mobilhome eine gute Alternative für ein barrierefreies Wohnen im eigenen Garten. Doch bislang hat Eigentümer Marcus Matz den Bauantrag noch nicht gestellt.

Mini-Haus steht seit einem Jahr

„Ich als Architekt kenne die Gesetzeslage – wird ein Mobilhome überwiegend fest installiert genutzt, sind die montierten Räder ohne Belang und es bedarf einer Genehmigung“, so der Eigentümer. Vergangenen Herbst bremste ein schwerer Unfall seine Pläne aus. „Mir ist noch nicht klar, ob das Mobilhome hier stehen bleibt. Letztlich ist momentan eher der Garten das Problem.“

Und da gibt der Matz den Ball wieder ans Landratsamt zurück. „Im Zuge dieser Grundwassergeschichte wurden in meinem Garten zwei Brunnen gebaut. Die Anlage läuft seit über einem Jahr, doch der Garten wurde nicht wieder hergestellt“, ärgert sich Matz. „Unser schöner Garten wurde grundsätzlich verschandelt, aber darüber regt sich keiner auf.“

Und so steht das Mobilhome weiter ungenutzt für alle sichtbar im Garten. „Noch kann ich Treppen laufen“, erklärte der rüstige Manfred Matz, der die frühlingshaften Temperaturen zu einem Ausflug mit seinem E-Bike nutzte „Bis ich da einziehe, kann es noch dauern.“

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