Vandalismus in Rheinaus Kirchen ist weit verbreitet. Die Fälle sind oft unspektakulär, aber sie hinterlassen Spuren. Die mutwillige Zerstörung der Orgelpfeifen in der Georgskirche vergangene Woche ist die Spitze des Eisbergs (der ABB berichtete ausführlich).
Für die betroffenen Gemeinden sind die Angriffe nicht nur materiell, sondern auch emotional oft sehr schmerzhaft. Um gegen die Zerstörungswut vorzugehen, gehen die Kirchengemeinden unterschiedliche Wege. Zusperren will gerade während der Pandemie aber kaum ein Pfarrer seine Kirche.
„Unsere Kirchen in Linx und Diersheim sind schon seit 15 Jahren fürs stille Gebet tagsüber geöffnet“, erklärt Pfarrerin Ulla Eichhorn auf Anfrage dieser Zeitung. „Doch seit einigen Monaten werden uns üble Streiche gespielt.“
In Diersheim wurden Gesangsbücher auf den Boden geworfen
In Diersheim wurden Gesangbücher in der Kirche umgelegt und Papier auf dem Boden verteilt, einmal auch gezündelt.
In Linx fing alles vor fünf Wochen mit nächtlichem Sturmläuten am Pfarrhaus an. Die Bank vor dem Gemeindehaus wurde verstellt, Mülleeimer umgeworfen. In der Kirche wurden die leeren Teelichthüllen mit Cola gefüllt. „Dumme-Jungenstreiche oder Mutproben“, vermutet Eichhorn, „die Jugend weiß in dieser Pandemiezeit einfach nichts mit sich anzufangen.“
Bislang hat sie noch keinen der Übeltäter auf frischer Tat ertappt. Es gebe Spekulationen, wer dahinter stecken könnte. „Anzeige zu erstatten bringt gar nichts“, ist sie sich sicher. „Wir haben die personelle Präsenz in den Kirchen erhöht und alle Nachbarn sind alarmiert.“
Der katholische Pfarrer Rüdiger Kopp verzeichnete noch keinen Vandalismus im nennenswerten Ausmaß in den tagsüber geöffneten Kirchen in Rheinbischofsheim und Honau. Auch die evangelischen Kirchen in Hausgereut und Rheinbischofsheim blieben bislang verschont, doch da hat sich die Kirchengemeinde um Pfarrer Martin Grab dazu entschlossen, ab sofort die Kirche verschlossen zu halten.
Grab sieht es als einzige Möglichkeit, diesen „widerwärtigen Taten aus kollektivem Frust Paroli zu bieten, auch wenn wir vor dem Vandalismus nicht einknicken wollen“.
Videoüberwachung steht im Raum
Der Pfarrer der Freistetter Georgskirche, Harald Kratzeisen, denkt gar über eine Videoüberwachung nach. Grundsätzlich verboten ist das nicht, auch er will nicht alle Eintretenden oder gar die betenden Menschen filmen. „Nur die Bereiche, die geschützt werden sollten“, so Kratzeisen.
„Wir müssen die Balance zwischen dem Verkündigungsauftrag auf der einen Seite und den unvermeidlichen Restriktionen zum Sach- und Gebäudeschutz auf der anderen Seite halten.“