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Badischer Fertighauspionier

WeberHaus in Rheinau-Linx: Erdgas-Ängste lassen Kunden kalt

Es ließen sich noch mehr Büros, Hotels oder auch Seniorenheime beim Unternehmen WeberHaus bauen. Auch aus dem Ausland kommen Anfragen. Das klingt nach traumhaften Zeiten, ganz so ist es aber nicht.

Beim Bau energieeffizienter Häuser, wie diesen auf dem Ausstellungsareal, gilt der Fertighaushersteller aus Rheinau-Linx als Branchenvorreiter.
Beim Bau energieeffizienter Häuser, wie diesen auf dem Ausstellungsareal, gilt der Fertighaushersteller aus Rheinau-Linx als Branchenvorreiter. Foto: Andrea Fabry

Die Diskussion um teures Heizöl und Erdgas lässt neue Kundinnen und Kunden des badischen Fertighausherstellers WeberHaus kalt. „Vor zwei Jahren hatten wir bei unseren Häusern zwei Prozent fossile Energieträger im Einsatz.

Aktuell dürfte es gegen null Prozent gehen“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Stephan Jager auf Anfrage dieser Zeitung. „Seit 2012 bieten wir im Standard die Wärmepumpe an“, ergänzt Prokurist Klaus-Dieter Schwendemann. Zahlreiche Neukunden hätten bereits ein Plusenergiehaus.

Weil Zinsen steigen und Baumaterialien teuer bleiben, „gibt es eine Gruppe von Kunden, die im Sprint ist, um zu bauen“, so Schwendemann. Die zwei Werke von WeberHaus sind laut Jager für die nächsten zwei Jahre ausgelastet.

Im vergangenen Jahr wurden im Stammwerk Linx und in Wenden-Hünsborn 733 Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Objektbauten wie Hotels und Bürohäuser gebaut. Es klappte mit dem dritten Vertriebsrekord in Folge. Der Umsatz stieg um 4,3 Prozent auf 292 Millionen Euro.

Eigentlich wollte Jager bereits damals die 300-Millionen-Euro-Latte reißen. Doch von Lieferketten-Problemen und Materialmangel war auch WeberHaus als einer der größten Fertighaushersteller Deutschlands betroffen. „Neue Herausforderungen in der Materialversorgung und enorme Preissteigerungen für verschiedene Baustoffe kamen auf uns zu, die es in der bisherigen Firmenhistorie so noch nicht gegeben hat“, so die Geschäftsführende Gesellschafterin Heidi Weber-Mühleck.

Weitere Preiserhöhung für dieses Jahr nicht ausgeschlossen

Das hatte Folgen für neue Bauherren: 2021 wurden die Preise um zehn Prozent erhöht. Weitere vier Prozent waren es im vergangenen Januar. Jager schließt eine weitere Erhöhung in diesem Jahr nicht aus. Die Badener stünden aber weiterhin zu ihrer 18-monatigen Festpreisgarantie. „Damit gehen wir für den Kunden ins Risiko“, so Schwendemann.

Nach Jagers Worten ist die Gewinnmarge gesunken, weil nicht alle Kostensteigerungen weitergegeben werden konnten. Exakte Angaben zum Gewinn macht das Familienunternehmen traditionell nicht.

Dass die Kundschaft bei der Ausstattung des neuen Hauses – so zum Beispiel bei Küche oder Sanitärobjekten – wegen der Negativszenarien der Wirtschaftsforscher abspeckt, sieht Jager nicht. „Das ist auch eine deutsche Eigenschaft: Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig.“

WeberHaus kauft mehr denn je Grundstücke

Wegen der steigenden Zinsen und Baukosten werden sich nach Einschätzung Jagers künftig weniger Menschen Wohneigentum leisten können. Für WeberHaus und die Fertighausbranche sehe er dennoch weiterhin Potenzial – besonders in Baden-Württemberg. Dort ist die Nachfrage nach neuen Fertighäusern mit 39 Prozent Marktanteil bundesweit am höchsten.

Oft scheitert der Traum vom eigenen Häuschen am fehlenden Grundstück. WeberHaus weiß das und schaut sich daher mehr denn je vor allem zwischen Mannheim und Basel nach potenziellen Bauplätzen um. Als klassischer Bauträger sehe man sich aber nicht, unterstreicht Jager.

„Das Grundstück wird dem Kunden serviert, dann darf er darauf im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten bauen, was er will.“ So hat WeberHaus kürzlich ein ehemaliges Speditionsgelände in Hesselhurst (Ortenaukreis) erworben, um auf dem 14,5 Hektar großen Areal ein Wohngebiet entstehen zu lassen.

Brexit: Das England-Geschäft von WeberHaus liegt auf Eis

Weil die Werke in Deutschland so gut ausgelastet sind, hat WeberHaus sein Auslandsengagement reduziert: Nur noch 5,3 Prozent des Gesamtumsatzes werden außerhalb von Deutschland erzielt. Gleichwohl waren Projekte in England lukrativ – dort wirkt sich aber der Brexit negativ aus. Jager: „Wir vertrösten unsere Kunden dort und sagen: Wir kommen wieder.“

Auch Bürogebäude, Hotels, Seniorenheime und weitere Objektbauten könnte man noch mehr erstellen. Der Umsatzanteil des Objektbaus liegt bei fünf Prozent. „Aber wir haben eine volle Pipeline im Einfamilienhausbau“, schränkt Jager ein.

Ein Hemmschuh ist auch das Personal – WeberHaus hat bereits kräftig eingestellt, könnte noch mehr Handwerker gebrauchen. Durch die Übernahmen der 40 Mitarbeiter der Firma Licht-Concept (Walldürn) und von 15 des Bedachungsspezialisten Möstel (Kehl) habe man neben Kompetenz auch Personalkapazitäten erweitert. Weitere solche Zukäufe schließt Jager nicht aus.

Für energieeffiziente Häuser gilt WeberHaus als Branchenvorreiter – dieser investiert auch für sich selbst in erneuerbare Energien: Am Stammwerk Linx kommen in diesem Sommer weitere Module auf die Dächer. Dann hat die gesamte Anlage eine Leistung von über zwei Megawatt. Schwendemann: „Wir sind damit einer der größten Photovoltaikanlagen-Betreiber im Ortenaukreis. Und an beiden Werksstandorten heizen wir mit Restholz.“

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