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Europa-Park-Geschichte

Die Macks in Rust: Herren über 4.500 Hotel-Betten

Zu dem Freizeitpark eigene Hotels zu bauen stellte ein echtes Wagnis dar. Doch Europa-Park Betreiber-Familie Mack wagte es in den 1990ern trotzdem. Heute ist die Familie Herr über 4.500 Betten.

Roland und Thomas Mack an einem Geländer
Die Familie Mack bietet in Rust in ihren fünf Themenhotels bislang schon über 4.500 Betten. Das Foto zeigt Europapark-Gründer Roland Mack (links) und seinen Sohn Thomas in der Lobby des „El Andaluz“. Mit dem spanischen Hotel fing alles an. Foto: Fabry

Die Macks in Rust, sie können nicht nur Achterbahnen bauen, sondern auch Geschichten erzählen – übers Piratenleben im Fernen Osten; über Flüge, wie sie sich Luftfahrtpioniere nur erträumen konnten; oder über lustige Mäuse, die Geheimnisse in einem Schloss lüften.

Vor allem aber können die Macks eigene (Erfolgs-)Geschichten schreiben: Den Europa-Park wollten sie nie selbst betreiben, fanden aber keinen Partner. Heute ist es der besucherstärkste saisonale Freizeitpark der Welt.

Gastronomie war ursprünglich auch nicht ihr Ding – heute macht den Macks bei den an einem Ort erzielten Umsätzen niemand in der Branche etwas vor. Und mit über 4 500 Betten in ihren fünf Themenhotels sorgen sie ebenfalls für einen Superlativ – größer kann’s keiner hierzulande an einem Standort.

Der Einstieg der Macks als Branchenfremde in die Hotellerie, er war vor 22 Jahren: mit ihrem spanischen „El Andaluz“. Roland Mack (68) steht mit seinem Sohn Thomas (36) in der Hotellobby. Oben schmiedeeisernes Geländer, unten Palmen, an denen Personal in spanischer Tracht vorbeieilt. Bei beiden Unternehmern kommt ein bisschen Wehmut auf. Thomas Mack war damals 14 und hatte mit den anderen Familienmitgliedern die ersten Gäste begrüßt.

Den Schritt zu eigenen Hotels am Europapark wagen

Es war ein Wagnis. Den wachsenden Bedarf an Übernachtungen habe man gesehen, sagt Roland Mack. Aber eigene Hotels am Freizeitpark haben 1995 nur die Disneys. Und die Hiltons, Marriotts und Mövenpicks winken auf Macks Anfrage ab – zu riskant ist ihnen das Betreiben eines Hotels für einen saisonal geöffneten Freizeitpark.

„Wir waren naiv, haben sogar darüber nachgedacht, das Hotel deshalb bei der Autobahn zu bauen“, erinnert sich Roland Mack. Ein Branchenkenner rät ihnen, direkt am Park loszulegen. Franz Mack, Rolands Vater, sorgt sich immer noch wegen der Kosten. Heimlich schleicht er nachts in die Büros und schneidet mit der Rasierklinge auf dem Plan eine Hoteletage ab – die Anekdote ist legendär.

Die Macks stehen gerade in einer Suite des „El Andaluz“ und blicken auf den Innenhof, als sie daran erinnern. Im Nachhinein habe es der Vater richtig gemacht, denn so blieb der Blick vom Hotel in den Park frei. Für umgerechnet 15 Millionen Euro bauen sie dann schließlich.

Das „El Andaluz“ mit seinen 150 Zimmern kommt prompt an. Zwei Jahre später folgt der Anbau mit weiteren 140 Zimmern. Dann 1999 das im Stil einer mittelalterlichen Burg erbaute „Castillo Alcazar“, 2004 das italienisch anmutende „Colosseo“, 2007 das „Santa Isabel“ mit seinen Anleihen an ein portugiesisches Kloster und 2012 das Neuenglandhotel „Bell Rock“. 2019 wird laut Plan das „Kronasar“ beim neuen Wasserpark folgen. Zwei weitere Hotels sind in der Pipeline.

Der Grund für den strammen Expansionskurs liegt auf der Hand: Die Auslastung der Hotels liegt laut Thomas Mack bei fast 100 Prozent, wenn der Park geöffnet ist. 70 Prozent sind es ganzjährig. „Wir haben immer mehr Wellness- und Kongressgäste“, gerade, wenn sich Euromaus & Co im Park eine kurze Auszeit gönnen.

Zehn Prozent der Hotelgäste sind bereits Geschäftsleute. Auf der anderen Seite verbessern die Vier-Sterne-Superior-Häuser die Auslastung des Parks – die Hotelgäste sind schließlich auch an Regentagen vor Ort. „Die Vision ist es, Kurzreisedestination zu werden“, sagt Thomas Mack. Bislang bleiben die Hotelgäste im Durchschnitt 1,4 Tage. Mit dem neuen Wasserpark könnten es zwei Tage werden.

4.500 Hotel-Betten reichen ihnen noch nicht

Hotels sind eine Leidenschaft des Juniors. Er hat in Luzern studiert, spricht Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und etwas Russisch. Mit seiner jungen Familie wohnt der Diplomhotelier sogar in einem seiner Häuser – im „Colosseo“. Die Hotels, die er verantwortet, steuern 20 Prozent der 350 Millionen Euro bei, die das Familienunternehmen in Rust erzielt. 1 000 Mitarbeiter arbeiten im Europa-Park-Resort.

Mit Hand und Herz dabei zu sein, ist sicherlich ein Erfolgsrezept der Macks: Sie haben die Winteröffnung des Parks durchgezogen, obwohl die Anfangsjahre verlustreich waren.

Sie pflegen ein Netzwerk mit Prominenten aus Showbusiness, Wirtschaft und Politik. Da ist es kein Wunder, dass ihre Hotels, Veranstaltungs- und Kongresshallen gefragt sind. Dass parallel ein Trend zu Wellness und Kurzurlaub entstanden ist, kommt als i-Tüpfelchen hinzu.

Selbst aus dem nahen Freiburg übernachten Gäste in den Hotels, sagt Roland Mack – weil sie dann noch ein Bier mehr trinken und das „Gesamterlebnis Europa-Park“ in den Hotels fortsetzen können. Die Detailverliebtheit, der Perfektionismus und der Qualitätsanspruch der Macks – all das spürt auch der Hotelgast.

Originalteile aus vieler Herren Länder

Roland Mack verweilt im „El Andaluz“ nur kurz in einer Suite. Dann muss er zur Wand, das Bild mit Juan Carlos gerade rücken – auch wenn nur Millimeter den ehemaligen König in Schieflage gebracht haben. „Sehen Sie den Sturz an der Tür?“, zeigt er später auf das rustikale Stück. „Darüber haben wir viel diskutiert, weil sich ja jemand den Kopf anstoßen könnte. Aber in alten spanischen Häusern ist es nun mal so.“

Später, auf dem Gang, weist er auf vermeintliche Picassos und Mirós hin. „Die hat der Kujau gemalt“, deutet er auf dessen Signet. Dem einstigen „Meisterfälscher“ hat er über 100 Bilder abgekauft.

Fresken von Radici

Fresken von Roberto Radici machen aus den Zimmern Unikate. „Er hat auch für das Berliner ,Adlon’ gearbeitet“, sagt Mack senior stolz. Oder die 40 000 alten Ziegel auf den Dächern („wir haben dafür alte Häuser in Südspanien aufgekauft“), viele Fliesen, Mobiliar – alles Originale.

Seit 1995 schicken die Macks den Antiquitätenspezialisten Rudi Neumeier in viele Länder, um Originalteile für ihre Themenhotels ins Badische mitzubringen. Viele Stammgäste wollten immer wieder in „ihr“ Hotel, sagt Thomas Mack.

Er bietet aber auch einen Hopping-Pass an – jede Nacht in einem anderen der Häuser. Jeden Abend anderswo landestypisch dinieren. Und jeden Tag andere Wellnesslandschaften erleben: saunieren wie die Römer im „Colosseo“ etwa oder nach der Massage entspannen im Kreuzgang des „Santa Isabel“.

Vor allem Familien mit kleinen Kindern wollen in die spanische Burg

Bei Familien mit kleinen Kindern sei das Burghotel „Castillo Alcazar“ besonders beliebt, berichtet Roland Mack, als er dort gerade an einem Ritter vorbei geht – um sofort zu stoppen. „Der verliert ja seine Hose! Das geht gar nicht!“ Schon zupft er dem blechernen Recken die Kleidung zurecht.

Weiter geht die Mack’sche Führung – ab in die Unterwelt. Unter den Hotels verlaufen Versorgungsgänge, lagern Geschirr, Kühlware, Bettwäsche. Kurz danach wird es heiß und dampfig – die Macks durchstreifen eine der unzähligen Küchen – auch dort kennen sie sich erstaunlich gut aus.

Wellenmaschine für den Hotel-See

Thomas Mack beteuert später, er habe kein Lieblingshotel. Aber sein Kind unter den Europa-Park-Hotels ist gewissermaßen das „Bell Rock“. Da strahlen seine Augen, wie die eines Kindes, als er am See des Neuengland-Hotels steht.

„Hören Sie die Möwen?“ Klar doch. „Sehen Sie die Wellen?“ – nur dank der Wellenmaschine ist für Mack der 2 000 Quadratmeter große See authentisch, so wie er das Meer auf „Martha’s Vineyard“ vor der US-Ostküste erlebt hat. Drinnen, im Hotel, zeigt er auf eine Original-Speisekarte der Titanic an der Wand und auf das echte Kaminfeuer in der Lobby.

Dort sitzt eine „Pilger-Mutter“ in einem Schaukelstuhl und strickt. Dann noch rasch in den Konferenzraum, in dem immer mal wieder Vorstände von Großkonzernen tagen.

Thomas Mack hält einen Vorhang, der um einen Tisch herum hängt
Gourmettempel: Im Leuchtturm des „Bell Rock“ hat Thomas Mack das „Ammolite“ geschaffen. Küchenchef Peter Hagen hat dort zwei Michelin-Sterne erkocht. Foto: Fabry

Schließlich führt Thomas Mack stolz hoch in den Leuchtturm, wo, ganz oben, die zweistöckige John-F.-Kennedy-Suite ist: 110 Quadratmeter, eigene Sauna, eigener Whirlpool auf der Terrasse. Schauspielerlegende Roger Moore hat hier schon genächtigt, aber auch viele Normalos, die sich die rund 1 000 Euro angespart haben – um sich einmal im Leben eine Nacht in einem Leuchtturm gönnen zu können. Die Suite sei faktisch immer ausgebucht, sagt Thomas Mack.

Unten im Leuchtturm ist das „Ammolite“, ein Feinschmeckerrestaurant, das wie vieles hier eine eigene Story wert wäre. Zusammen mit Küchenchef Peter Hagen haben die Macks auch hier eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Sie können eben nicht nur Bratwurst – sondern auch Zwei-Sterne-Küche.

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