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Anspruchshaltung von Bewerbern

Europa-Park-Chef Mack erntet Kritik nach Aussage in Interview

Drei-Tage-Woche und keine Lust auf Verantwortung? In einem Interview kritisiert Europa-Park-Chef Roland Mack die Anspruchshaltung vieler Bewerber. Zu unrecht, wie manche finden.

Roland Mack, geschäftsführender Gesellschafter und Mitgründer des Europa-Park Rust, steht in dem Freizeitpark. Wegen der Corona-Pandemie hatte es im vergangenen Jahr teilweise erhebliche Beschränkungen im dem Freizeitpark gegeben.
Drei-Tage-Woche und keine Lust auf Verantwortung? In einem Interview kritisiert Europa-Park-Chef Roland Mack die Anspruchshaltung vieler Bewerber. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Der Mangel an Arbeitskräften macht gerade vielen Unternehmen zu schaffen. Besonders schlimm ist die Situation aber im Hotel- und Gaststättenbereich und in der Freizeitindustrie.

Auch Europa-Park-Chef Roland Mack kann ein Lied davon singen. Aktuell hat der Geschäftsführer des beliebtesten Freizeitparks im Land große Probleme, die vielen freien Stellen neu zu besetzen. Die Zahl der Bewerber ist dabei nicht mal sein größtes Problem. Es ist eher die Anspruchshaltung der jungen Generation, die ihn stört.

„Da kommen 25-Jährige und wollen nur drei Tage arbeiten“, sagte er jüngst in einem Interview mit der Basler Zeitung. Der 72-jährige Unternehmer kann das nicht nachvollziehen. „Dabei haben die das ganze Leben noch vor sich, könnten hier was werden, Verantwortung übernehmen, Karriere machen“, wettert er.

Nach Interview mit Europa-Park-Chef: Anforderungen an Arbeitswelt haben sich verändert

Genau diese Aussicht ist nach Ansicht vieler Arbeitsmarktexperten für junge Menschen aber längst nicht mehr attraktiv. „Es gibt sehr große Unterschiede zwischen den Anforderungen, die die Baby-Boomer-Generation an die Arbeitswelt hatte und dem, was sich die Generation X, Y oder Z wünscht“, sagt Wencke Kirchner. Sie ist Geschäftsleiterin für den Bereich Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Karlsruhe.

Der berufliche Erfolg, den die Älteren damals angestrebt haben, sei für die Heutigen nicht mehr so wichtig. „Bei den jungen Auszubildenden geht es eher um private Zufriedenheit, Familie und die persönliche Entfaltung.“

Roland Mack tut sich mit diesem Paradigmenwechsel offensichtlich schwer. Das Wort der „Work-Life-Balance“ mache ihm „Sorge“, sagt er im Interview. Die Forderung nach Homeoffice empfindet er als „riesiges Problem“. „Nicht strukturell, denn das wäre für viele möglich, aber wenn ich an die Gleichbehandlung denke: Das geht einfach nicht.“

Indirekt prangert er auch die mangelnde Leistungsbereitschaft vieler Bewerber an. „Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit meinem Beruf. Die Entwicklung des Unternehmens ist in meinem Leben von zentraler Bedeutung.“ Risiken zu übernehmen, empfinde er nicht als Last. „Es ist mein Leben. Ob in den Ferien oder daheim beim Nachtessen.“

Bewerber wollen ernst genommen werden

„Sich über die Maßen hinaus zu engagieren, ist eine Anforderung der älteren Generation, die die heutige nicht mehr nachvollziehen kann“, sagt Wencke Kirchner. Im Bereich der Ausbildung käme es vor allem darauf an, die Bewerber und deren Vorstellungen ernst zu nehmen.

„Viele wünschen sich von einem Betrieb, dass er ihnen Perspektiven zur Weiterentwicklung und persönlichen Entfaltung bietet.“ Außerdem werde bei der Auswahl des Ausbildungsbetriebs viel Wert auf Unternehmenskultur gelegt. „Mobiles Arbeiten ist den jungen Leuten wichtig und eine gewisse Flexibilität.“

Mehr Lohn bringt nicht automatisch mehr Arbeitskräfte. Das hat auch Roland Mack festgestellt. „Das ist nicht einfach“, sagt er im Interview. „Wir zahlen ja schon weit über dem Mindestlohn und haben die Löhne nun nochmals angehoben. Aber das hilft nicht, wenn die erste Frage ist: Muss ich am Wochenende arbeiten?“

„Geld ist nur ein Faktor von vielen“, sagt Wencke Kirchner. Manchmal sind es aber auch kleine und praktische Dinge, die einen großen Unterschied in der Attraktivität eines Unternehmens machen können. „Die jungen Leute sind heute 24/7 online. Da kann ich mir als Arbeitgeber zum Beispiel Gedanken machen, ob ein Handyverbot in allen Bereichen wirklich nötig ist.“

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