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Umbau bis nächstes Jahr

Klein-Österreich statt Dschungel: Europa-Park schließt umstrittene Afrika-Floßfahrt

Rassismus-Vorwürfe störten die Freizeitpark-Idylle in Rust: Die Floßfahrt durch eine klischeehafte Afrika-Welt rief Kritiker auf den Plan. Nun schließt der Europa-Park die Attraktion. Wie auch den „Flug des Ikarus“ und den „Traumzeit-Dome“. Was über die neuen Pläne des Europa-Parks bekannt ist.

Menschen fahren am im Europa-Park in Rust (Baden-Württemberg) mit einem Boot über einen See.
Die Floßfahrt weckt auch Kindheitserinnerungen bei Parkbesuchern: Seit 1975 gibt es die Fahrattraktion, drei Jahre später wurde sie zum afrikanischen „Dschungel“ umgebaut. Foto: Patrick Seeger/dpa

Zuerst geriet der Europa-Park unter Rassismus-Verdacht, dann änderte er einige Details seiner Afrika-Floßfahrt – und nun schließt er die Attraktion für einen gründlichen Umbau. Aus der exotischen Dschungelwelt soll ein Klein-Österreich werden. Ob die märchenhafte Kaiserin „Sisi“ darin eine Hauptperson spielen wird?

Die eingefleischten Fans von Deutschlands größtem Freizeitpark spekulieren schon eifrig. Die Besitzerfamilie Mack hat sie mit einem neuen Video dazu angestachelt, nach Hinweisen zu suchen.

Fest steht aber eines: An diesem Sonntag können sich die Besucher letztmals über den See und durch eine exotische Fantasielandschaft schippern lassen.

Mit der Wintersaison schließen die Macks gleich drei beliebte Attraktionen: neben der Floßfahrt auch das Karussell „Flug des Ikarus“ und das Kino „Traumzeit-Dome“.

Schade ist es um den Elefanten, der mit dem Rüssel Wasser spritzt.
Europa-Park-Fan im Youtube-Kanal von „EPfan95“

„Nichts ist beständiger als der Wandel“, so kommentierte Michael Mack die Veränderungen auf seinem Twitter-Account. Die drei Parkbereiche würden „für zukünftige, spannende Abenteuer“ Platz machen. „Seid ihr bereit?“, fragt Mack.

Nicht alle Fans würden mit „Ja“ antworten.

„Ich hoffe, dass die Floßfahrt bleibt und nur umthematisiert wird“, schreibt einer unter einem Video des YouTube-Kanals „Epfan95“. „Schade ist es um den Elefanten, der mit seinem Rüssel Wasser spritzt.“

Vereinzelte Fans meinen zwar, dass die 44 Jahre alte Afrika-Welt inzwischen aus der Zeit gefallen sei – aber beliebt ist die Floßfahrt trotz aller politisch angehauchten Diskussionen und Rassismus-Vorwürfe immer noch bei vielen Besuchern. Auch, weil sie so „entspannend“ ist.

Afrika-Floßfahrt: Klischee vom kolonialen Herrenmenschen bedient?

In die Kritik geriet das Afrika-Areal wegen seiner klischeehaften Darstellung von Afrikanern einerseits – und wegen der verharmlosenden Bezüge auf die Kolonialzeit. „Colonial Food Store“ hieß zum Beispiel die Imbiss-Bude. Unter dem öffentlichen Druck benannte der Europa-Park sie im Jahr 2021 politisch korrekter vom Kolonial-Laden in „Adventure Food Store“ um. Eine Imbissbude für Abenteuer wurde sozusagen daraus.

Anstoß nahmen kritische Besucher auch an dem Weißen, der in einem Safari-Anzug der Kolonialherren-Mode steckt, während die Einheimischen traditionelle Tracht tragen und einfache Handarbeiten verrichten. Das sei eine romantisierende Darstellung einer Zeit der Unterdrückung und Ausbeutung, so argumentierten sie.

Safari-Figur im Dschungel des Europa-Parks in Rust.
Der weiße Kolonial-Herr oder Safari-Tourist erregte auch Anstoß: Für manchen Parkbesucher stand er für europäisches Herrendenken, andere verstehen die ganze Aufregung bis heute nicht. Foto: Privat

Andere Besucher erinnerte die Afrika-Welt in Rust schlicht an Folklore-Vorführungen im heutigen Tourismus. Auf die Frage, ob die Rassismus-Debatte ausschlaggebend dafür war, die Floßfahrt zu schließen, antwortet die Sprecherin des Europa-Parks ausweichend.

„Grundsätzlich gesagt liegt die Stärke des Europa-Parks darin, dass es keinerlei Stillstand gibt, ständig Attraktionen erneuert werden oder sogar neu entstehen“, erklärt sie. Wegen der begrenzten Flächen könne es immer wieder vorkommen, dass Attraktionen komplett ersetzt werden. „So ist es jetzt mit der Dschungel-Floßfahrt, deren komplette Neugestaltung bereits vor mehreren Jahren beschlossen wurde. Durch Corona wurden die Pläne verzögert.“

Floß-Fans beruhigt sie: Eine Fahrt auf dem Wasser sei auch in Zukunft wieder möglich. Wohin die Reise dann geht, dazu hatte der Europa-Park auch Hinweise in einem Abschiedsvideo von der Floßfahrt versteckt: Die Österreich-Flagge taucht da zweimal auf. In der Nachbarschaft des imaginären Afrika gibt es bereits den österreichischen Themenpark mit Alpen-Express und Tiroler Wildwasserbahn.

Zum Saisonstart 2023 soll der Umbau im Europa-Park komplett fertig sein

Ob es weiterhin eine ruhige und gemütliche Bootsfahrt sein wird? Na, einzelne Fans spekulieren darauf, dass künftig motorisierte Schnellboote, sogenannte Power-Boote, in Rust über den See düsen.

Details nennt das Team des Vergnügungsparks aktuell noch nicht. Nur so viel: In zwei Stufen ist der Umbau geplant. Endgültige Fertigstellung: „Voraussichtlich zur Saisoneröffnung 2023“, teilt die Parksprecherin mit. „Die Gäste dürfen aber bereits zum Saisonstart 2022 auf erste Neuerungen gespannt sein.“

“Ikarus“ und „Traumzeit-Dome“ müssen Großattraktion weichen

Für die beiden anderen Besucherziele kommt offenbar das endgültige Aus: „Die Schließung der Attraktionen ,Flug des Ikarus’ und ,Traumzeit-Dome’ dient der Vorbereitung einer weiteren Großattraktion, die im Laufe des Jahres 2023 eröffnet werden soll“, heißt es aus Rust.

„Weitere Informationen dazu werden derzeit noch nicht kommuniziert.“ Große Hoffnung der Fans: eine superwendige, große neue Achterbahn werde Ikarus und den Dome ersetzen.

Und was die märchenhafte Kaiserin Sisi angeht: Im neuesten Video des Europa-Parks lehnt ein Porträt von ihr im goldenen Bilderrahmen an einer afrikanischen Hütte.

Ein Bild von Kaiserin Sisi weist auf die Zukunft hin: Auf dem Abschiedsvideo des Europa-Parks lehnt ein Porträt der berühmten und märchenhaften österreichischen Kaiserin an einer Afrika-Hütte. Nun spekulieren die Fans, welche Rolle sie im umgebauten Floßfahrt-Areal spielen wird.
Ein Bild von Kaiserin Sisi weist auf die Zukunft hin: Auf dem Abschiedsvideo des Europa-Parks lehnt ein Porträt der berühmten und märchenhaften österreichischen Kaiserin an einer Afrika-Hütte. Nun spekulieren die Fans, welche Rolle sie im umgebauten Floßfahrt-Areal spielen wird. Foto: Europa-Park/Screenshot BNN

Und wie hatte die Parkleitung doch angekündigt: „Wer genau hinschaut, kann eventuell den ein oder anderen Hinweis auf die Zukunft erhaschen.“

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