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Gastronomie der Zukunft?

Mit Restaurant „Eatrenalin“ eröffnet neue Attraktion am Rand des Europa-Parks

Essen unter dem Meer oder auf dem Mond? Der Europa-Park ist für schnelle Fahrgeschäfte bekannt. Im neuen Restaurant „Eatrenalin“ sollen Gourmets und Adrenalinjunkies auf ihre Kosten kommen.

Europa-Park Ocean Raum
20.000 Meilen unter dem Meer: Die neu eröffnete Attraktion „Eatrenalin“ im Europa-Park kombiniert Fahrgeschäft und Restaurant. In schwebenden Stühlen mit Tisch werden immer 16 Besucher von Raum zu Raum gefahren, wo Speisen passend zum Thema der Umgebung kredenzt werden. Foto: Eatrenalin

Wie sieht das Restaurant der Zukunft aus? Wer den Chef eines Vergnügungsparks und den Boss eines Restaurantkonzerns fragt, darf sich über die Antwort nicht wundern.

Für Europa-Park-Chef Thomas Mack und den Geschäftsführer von Marché International, Oliver Altherr, ist es die Kombination aus ihren beiden Kernkompetenzen. Denn der Gast des Jahres 2030 – da sind die beiden sich einig – will mehr geboten bekommen als einen Stuhl und einen Tisch, auf dem ihm nacheinander mehrere Speisen kredenzt werden.

Er ist Vergnügungssuchender und Gourmet zu gleichen Teilen. „Ein Restaurantbesuch“, so Thomas Mack, „muss deshalb eine Sinnesreise sein, die alle Wahrnehmungsebenen anspricht.“

Was genau er damit meint und wie das aussehen kann, zeigen er und Oliver Altherr im neuen Luxusrestaurant „Eatrenalin“, das am kommenden Freitag am Rand des Mackschen Vergnügungsimperiums in Rust eröffnet wird. 20 Millionen Euro haben sich die Macks den Neubau samt elf neuer Suiten im benachbarten Themenhotel „Kronasar“ kosten lassen.

Spitzenköche und Ingenieure arbeiteten die Idee des „Eatrenalin“ aus

„Eatrenalin“ – der Name ist Programm und Mack wäre nicht Mack, wenn neben dem englischen Wort „eat“ für Essen, nicht auch auch das Wörtchen „Adrenalin“ darin steckte.

Jenes Hormon also, das immer dann ausgeschüttet wird, wenn der menschliche Körper in aufregende Situationen gerät. Ist das neue Restaurant also eine Mischung aus Achterbahn und Restaurant? „Auf keinen Fall“, sagt Thomas Mack. Das „Eatrenalin“ will er eher als sanfte Reise durch verschiedene Genusswelten verstanden wissen.

Fünf Jahre haben er und sein Geschäftspartner Altherr an ihrer Vision der Sinnesreise getüffelt. Ins Boot mussten nicht nur Spitzenköche geholt werden, sondern sämtliche Gewerke, die man für den Bau einer Attraktion heutzutage braucht. Ingenieure, die die Maschinen bauen, Mediengestalter und Digitalprofis, die alle erdenlichen Welten entwerfen und digital zum Leben erwecken können.

Gast nutzt schwebende Stühle im neuen Restaurant am Europa-Park

Kernstück der Kombination aus Sternegastronomie und Ingenieurskunst sind sogenannte floating chairs. In der selbstfahrenden Einheit aus Sessel und Tisch werden die Gäste während ihres Restaurantbesuchs durch sechs verschiedene Räume gefahren.

Eine Besucherin fährt mit einem fahrenden Sessel in den ersten Raum des Restaurant „Eatrenalin“ ein.
Eine Besucherin fährt mit einem fahrenden Sessel in den ersten Raum des Restaurant „Eatrenalin“ ein. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Die schweben nach dem Apéritif im Eingangsbereich zunächst in den „Ocean“-Raum und damit in die Tiefen des Meeres. Nach der Vorspeise aus Muscheln und anderen Meeresfrüchten geht es unverzüglich weiter in die große Geschmacks-Arena, wo die vier Geschmacksempfindungen der Zunge anhand von kleinen Häppchen geweckt werden sollen. Passend zum Geschmack beginnt der Raum nach Honig für süß oder Zitronen für sauer zu duften.

Der fünften Geschmacksempfindung, die die Asiaten Umami nennen, ist dann ein eigener Raum gewidmet. Er erinnert an eine japanische Sushi-Bar. Durch die Fenster, die eigentlich Bildschirme sind, sieht der Gast japanischen Bauern bei der Reisernte zu. Drinnen schlägt ein echter Sushi-Meister den Gong und serviert freundlich Sake und Sashimi.

Von Japan auf den Mond und ab in eine andere Dimension

Viel Zeit zum Verweilen bleibt auch hier nicht, denn nebenan wartet schon die Mondfähre auf ihre Gäste. Nach einem sanft-holprigen Raketenstart gleiten die Gäste samt ihrer Sessel in den Weltraum. Zielobjekt: Mond.

Dort, mit Blick auf die im Raum schwebende Erde, wird der zweite Hauptgang serviert. Zum Dessert wird’s dann kurz esoterisch. Denn vom Weltall gleiten die Gäste in eine unbekannte Dimension, in der es zu den Erzählungen einer Künstlichen Intelligenz noch eine ganz weltliche Süßspeise gibt. Nach rund zwei Stunden ist die Fahrt zu Ende. Per Fahrstuhl geht es zurück in die Wirklichkeit der Bar.

„Das gibt es in dieser Form weltweit nirgendwo“, sagt Mack mit Blick auf das Konzept des neuen Restaurants. Expansion nicht ausgeschlossen. „Damit können wir in die Welt hinausgehen“, fügt er hinzu. Interesse gebe es aus europäischen Metropolen sowie aus New York und Shanghai.

Für das Acht-Gänge Menü, das alle drei Monate wechseln soll, ist in Rust der spanische Sternekoch Pablo Montoro aus Alicante verantwortlich. Er hat bereits für das „El Bulli“ in Spanien gearbeitet. Das Konzept der Geschmacksreise verfolgt er auch in seinem eigenen Lokal in Alicante.

Eine essbare Sphäre liegt auf einer Art Teller im Restaurant „Eatrenalin“.
Eine essbare Sphäre liegt auf einer Art Teller im Restaurant „Eatrenalin“. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Dort müssen die Gäste allerdings noch selbst von Raum zu Raum gehen. „So etwas wie hier, war immer mein Traum“, so Montoro. Und noch eines sei anders: „Im Eatrenalin stehen nicht internationale Küchen oder exotische Orte im Vordergrund, sondern vielmehr das jeweilige Geschmackserlebnis.“

Die Küche vereine moderne und internationale Einflüsse, passend zum jeweiligen Ambiente der Szenerie in den verschiedenen Genusswelten. Neben Montoro steht der niederländische Sous Chef Ties van Oosten am Herd. Die französisch-österreichische Chef-Pâtissière Juliana Clementz ist für die Süßspeisen zuständig.

Außergewöhnlicher Abend ist ab 195 Euro pro Person zu haben

Ganz billig ist der außergewöhnliche Abend im „Eatrenalin“ übrigens nicht. 195 Euro pro Person kostet das normale Acht-Gänge-Menü. Die Getränke, auch alkoholische, sind inklusive. Wer den erleseneren Tropfen schätzt, lässt sich gegen einen Aufpreis von 100 Euro Empfehlungen des Sommeliers kredenzen.

Das Logo des „Eatrenalin“ leuchtet an der Fassade des Gebäudes.
Das Logo des „Eatrenalin“ leuchtet an der Fassade des Gebäudes. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

An einem Abend können rund zwölf Gruppen à 16 Menschen die Erfahrung buchen. Die Fahrt dauert zwei Stunden und startet jeweils im 20-Minuten-Takt. Am Ende treffen sich alle Gäste in der Bar.

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