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Naturschutzgebiet Taubergießen

Projekt „Rhinaissance“: Wie der Rhein bei Rust wiederbelebt werden kann

Die Natur braucht biologische Vielfalt – auch am Rhein bei Rust. Damit beschäftigt sich das Projekt „Rhinaissance“. Es soll den Fluss wiederbeleben. Nun liegen die Ergebnisse einer Studie vor.

Ein Bootsfahrer mit einem traditionellen Holzboot führt eine Touristengruppe durch die Gewässer des Taubergießen bei Rust.
Beliebt bei Touristen: Zwischen Rhein und Aue – hier der Blick in den Taubergießen – gibt es zu wenig Verbindung. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Können der Rhein, seine Ufer und seine Auen im Naturschutzgebiet Taubergießen und auf der Ile de Rhinau gegenüber naturnäher gestaltet werden?

Vor zwei Jahren wurde dazu die Machbarkeitsstudie „Rhinaissance“ gestartet, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Unser Mitarbeiter Hagen Späth hat bei Bettina Saier, der Leiterin der Ökologischen Station Taubergießen des Regierungspräsidiums, nachgefragt.

Das Projekt Rhinaissance hat zum einen das Ziel, grenzüberschreitend die biologische Vielfalt im Rhein und seinen Auen zu belegen und aufzuwerten. Zum anderen soll es das Gebiet gegenüber den Veränderungen des Klimawandels widerstandsfähiger machen.

Das Untersuchungsgebiet umfasst den Rhein vom Stauwehr Rhinau im Süden bis zum Zusammenfluss des Rheins mit dem Rheinkanal im Norden, das Naturschutzgebiet Taubergießen selbst und auch die Ile de Rhinau.

Der Name Rhinaissance führt direkt zum Begriff Renaissance, was ja Wiedergeburt heißt. Soll also der Rhein wiedergeboren werden?
Saier

Die Studie macht Hoffnung auf den Beginn einer Wiederbelebung. Wir befinden uns hier in einem Rheinabschnitt, der stark verändert ist. Den Rhein, wie wir ihn aus dem 18. Jahrhundert kennen, können und wollen wir nicht wiederherstellen.

Was meinen Sie mit stark verändert?
Saier

Der Rhein ist stark verbaut und mit Schwellen und Buhnen versehen. Die Ufer sind mit Steinschüttungen befestigt und wir haben entlang des Rheins einen Damm, der den Fluss von seiner Aue trennt. Wir haben sehr wenig Abfluss aus dem Rhein in die Aue, das meiste Wasser wird ja in den Kanal geleitet für die Kraftwerke und für die Schifffahrt. Im Rhein selbst bleibt ein Minimum von 15 Kubikmetern in der Sekunde, das ist gerade mal ein Prozent von dem Wasser, was in den Kanal fließt.

Was hat das für Folgen für Natur und Tiere?
Saier

Der Verbau hat ökologische Konsequenzen. Die Schwellen zum Beispiel führen zu einer eingeschränkten Durchgängigkeit in Längsrichtung, für Fische und Kleinlebewesen. Es gibt keine naturnahen Ufer, keine Flachwasserzonen als Laichgewässer für Fische. Es gibt zu wenig Verbindung zwischen Fluss und Aue, weil der Damm das zerschneidet. Das heißt, dass Tiere nicht hin- und herwechseln können. Ein weiteres Problem hat sich verstärkt in diesem Sommer gezeigt. Auf dem fast stehenden Wasser des Rheins haben sich viele Grünalgen gebildet, stellenweise waren 90 Prozent der Oberfläche bedeckt. Wenn diese Algen absterben, kann das zu Sauerstoffnot für die Wasserlebewesen führen.

Hat die Studie auch schon Vorschläge zur Verbesserung der Situation parat?
Saier

Ja. Im ersten Teil werden die Probleme, die wir ja schon zum Teil kennen, benannt, mit Fakten unterlegt und vertieft. Im zweiten Teil werden konkrete Vorschläge gemacht. Zum Beispiel sollen neue Fischpässe die bestehenden, die aber schon lange nicht mehr funktionieren, ablösen.

Haben die Schwellen überhaupt noch eine Funktion?
Saier

Ja, das schon. Das haben wir geprüft. Ohne die Schwellen würden der Wasserstand des Rheins und damit die Grundwasserspiegel massiv absinken und wir hätten im Taubergießen massive Probleme. Ein weiteres Beispiel wäre die Entfernung der Uferverbauung und eine naturnähere Gestaltung der Ufer zum Beispiel mit Flachwasserzonen oder Kiesbänken.

Kiesbänke einzurichten hat andernorts leider auch dazu geführt, dass dort vermehrt Ausflügler aufgetaucht sind, gebadet und gegrillt haben. Macht die Studie auch zu dem Interessenskonflikt Naherholung und Naturschutz Aussagen?
Saier

Ja. Wir müssen, wenn wir solche Dinge planen, das Thema Freizeit und Erholung immer mit einplanen. Es darf nicht sein, dass wir neue Kiesinseln schaffen, wo dann die Handtücher liegen. Manche Bereiche müssen strenger geschützt werden als andere.

Wie geht’s jetzt weiter? Kann es direkt an die Umsetzung gehen?
Saier

Nein, keinesfalls. Wir befinden uns auf relativ hoher Flughöhe. Wir konnten viele Fragen noch nicht im Detail beantworten. Um zum Beispiel abschätzen zu können, welche Auswirkungen die Vorschläge auf die Gewässerhöhe haben oder auf die Fließgeschwindigkeiten, müssen wir genauere hydraulische Modelle ausarbeiten. Es ist auch unbedingt erforderlich, die Auswirkungen auf den Rheinkanal und die Schifffahrt abzuschätzen. Wir brauchen also eine weitere vertiefende Untersuchung, bevor wir an die Umsetzung gehen könnten.

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