
Lagebesprechung auf dem Rewe-Parkplatz: Sieben Köpfe grübeln über einer Karte von Sasbach. „Ihr zwei seid hier unterwegs, das schafft ihr“, sagt Sanja Tömmes. Sie zeigt auf die Straßen rund um den Kindergarten Waldfeld. „Habt ihr alle Umschläge dabei?“ Die Helfer nicken. „Dann legen wir los. Bis später!“
Drei Zweierteams schwärmen in verschiedene Richtungen davon, die Rucksäcke voller Wahlprogramme und Briefe. Tömmes bleibt am Auto stehen und atmet kurz durch. Ein Wahlkampf ums Bürgermeisterinnenamt will organisiert sein.
Tömmes koordiniert Helfergruppen vom Auto aus
Dann steigt sie ein. Auf der Rückbank stapeln sich Kisten mit Broschüren, eine Stange ragt vom Kofferraum bis vor zur Handbremse.
„Damit rücke ich meine Plakate zurecht, wenn sie der Wind umgedreht hat“, sagt Tömmes. Sie startet den Wagen und fährt los. Es geht in Richtung Schulstraße, wo eine Helferin ihre Tour beendet und noch Programme übrig hat.
Meine Schwiegermutter läuft mit 80 Jahren auch mit.Sanja Tömmes, Bürgermeisterkandidatin
Insgesamt zwölf Unterstützer ziehen an diesem Nachmittag zu Fuß durch Sasbach und verteilen Tömmes‘ Wahlprogramm. Das Team besteht aus Familie und Freunden: Ihre Tochter, die Schwägerin und Nachbarn aus Kehl sind unter anderem dabei.
„Meine Schwiegermutter läuft mit 80 Jahren auch mit“, sagt Tömmes. Sie selbst widmet sich heute einer anderen Aufgabe. Vom Auto aus orchestriert sie die Aktion – eine mobile Schaltzentrale.
Neben Flyer-Aktion plant Tömmes in Sasbach auch Hausbesuche
Sie fährt weiter zum Kloster Erlenbad. Fahrzeugwechsel. Tömmes braucht eine leere Rückbank, damit sie Helfer einsammeln kann. An der Ausfahrt winkt sie einer Ordensschwester zu, die gerade vom Friedhof kommt. Ist der direkte Kontakt zur Sasbacher Bevölkerung nicht schwierig, so vom Lenkrad aus?
„Das heute ist eine reine Briefkastenaktion“, erklärt Tömmes. Es gehe darum, ihr Programm in der ganzen Gemeinde bekannt zu machen. Persönliche Besuche an der Haustür habe es schon gegeben, weitere seien geplant. „Ich habe dafür aber keine festen Zeiten, ich bin ja auch noch Ortsvorsteherin.“
Neulich wurde eine Frau 90 Jahre alt und hat sich meinen Besuch gewünscht. Da gehe ich natürlich hin.Sanja Tömmes über ihr Amt als Ortsvorsteherin
Ihr Amt im Kehler Stadtteil Auenheim wolle sie trotz des Wahlkampfs auf keinen Fall vernachlässigen. „Neulich wurde eine Frau 90 Jahre alt und hat sich meinen Besuch gewünscht. Da gehe ich natürlich hin.“
Tömmes lenkt den Wagen durch die steile Waldstraße in Obersasbach, wo heute keine Helfer unterwegs sind. Ihr Wahlprogramm will sie hier demnächst mit dem E-Bike selbst verteilen und das Gespräch mit den Anwohnern suchen. „Ich will zeigen: Das ist ein Mensch, der sich hier bewirbt, und kein Plakat oder ein paar Zeilen auf einem Flyer.“
Tömmes lädt Helfer nach Aktion ins Café ein
Geht ihr die Kandidatur – inklusive Doppelbelastung – langsam an die Substanz? „Ich habe schon hin und wieder mal eine Mahlzeit ausgelassen“, sagt Tömmes. Sie überlegt kurz. „Aber nicht bewusst. Man vergisst das einfach, weil viel zu tun ist.“ Inzwischen fährt sie zurück Richtung Hauptstraße. An einer Kreuzung stehen zwei Helfer, die Rucksäcke sind leer. Tömmes lässt das Fenster herunter: „Alles verteilt? Dann kommt mit ins Café!“
Als die Teams sich sammeln, fehlt die Zweiergruppe, die beim Kindergarten Waldfeld im Einsatz ist. Da klingelt Tömmes‘ Handy – es ist das fehlende Team. „Im Waldfeld sind sie noch schwer am schaffen“, verkündet sie. „Ich fahre mal hin.“
Freunde bedauern Tömmes’ möglichen Abschied aus Kehl
Sie sei sehr stolz auf die Hilfe ihres Umfelds, sagt Tömmes während der letzten Fahrt des Tages. „Das zeigt: Die glauben an mich.“ Zum Teil kennen sie es auch fast nicht anders. „Meine Tochter war sieben Jahre alt, als ich mit Kommunalpolitik angefangen habe.“
Sie stoppt ihr Auto am Kindergarten im Waldfeld. Aus der Ferne nähert sich das verschollene Helferteam: Alexandra Fuhri und ihr Mann, Tömmes‘ Nachbarn aus Auenheim.
Wie findet sie den möglichen Abschied der Ortsvorsteherin? „Ganz schrecklich, weil sie die beste in dem Job ist“, sagt Fuhri und lacht. „Als Freunde helfen wir ihr natürlich trotzdem.“ Dann steigen sie ein und fahren davon. Die Schaltzentrale hat für heute Feierabend.