
Vom Pfarrhaus Obersasbach mit dem Zug nach Ungarn und von dort zu Fuß etwa 300 Kilometer bis Wien: Das hat sich Martin Müller vorgenommen. Der 60-Jährige pilgert auf dem Weg seines Namenspatrons, des Heiligen Martin, und startet in dessen Geburtsort Szombathely. Seine Hauptmotivation ist persönlicher Art.
„Ich will mit mir selbst und mit Gott in Kontakt kommen und mich auf die Menschen einlassen, die mir begegnen.“ St. Martin war Bischof von Tours im vierten Jahrhundert und seine Haltung war das Teilen: „Mal sehen, wie sich das auswirkt.“
Interessierte können Reise auf Facebook verfolgen
Seine Erfahrungen will Müller ebenfalls teilen – über Facebook. „Mir zu folgen ist erwünscht“, sagt er und verspricht, neue Freundschaftsanfragen so schnell wie möglich anzunehmen. Er sucht Spender, die für jeden seiner Laufkilometer einen Betrag für die Stiftung Regenbogen und damit für die Jugend- und Familienarbeit im katholischen Dekanat Acher-Renchtal geben.
Müller war in den 90er Jahren Pastoralreferent in Achern, als Pfarrer Michael Vollmert Stadtpfarrer war und die Seelsorgeeinheit aus vier Kirchtürmen und nicht aus acht bestand. Ende der 90er Jahre zog er mit seiner Familie ins Pfarrhaus Obersasbach und wurde Dekanatsreferent mit Aufgaben im ganzen Acher- und Renchtal.
Spenden für die Familienarbeit im Acher- und Renchtal
Seit 2011 hat er die Geschäftsführung des Diözesanrates im erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg und leitet im erzbischöflichen Ordinariat das Referat Fundraising. In seine Zeit im Dekanat Acher-Renchtal fiel die Gründung der Stiftung Regenbogen 2008. Anlass war der Wunsch, im Acher- und Renchtal die Familien- und Jugendarbeit finanziell zu unterstützen.
„Wir sollten das kostendeckend machen, aber das Geld dafür fehlte“, erinnert er sich. Von den Familien selbst habe man für Kurse zu Paarbeziehungen und Kindererziehung keine hohen Gebühren nehmen wollen.
Besonders wertvoll seien Gruppenleiter-Grundkurse für junge Menschen, die soziale und methodische Kompetenz vermitteln und Kreativität fördern. „Die sind auch gesellschaftliche relevant“, sagt Müller. Wer einen solchen Kurs durchlaufen habe, sei „ein Schatz für jedes Unternehmen“.
Bisher bin ich nur gewandert mit meiner Frau.Martin Müller, Pilger
15 Jahre nach der Stiftungsgründung ist Uta Vogel die Stiftungsratsvorsitzende und Müller Mitglied im Stiftungsrat. „Der finanzielle Grundstock hat sich inzwischen vervierfacht. Aber wir brauchen immer wieder Spenden, die wir zeitnah wieder ausgeben“, erklärt der Obersasbacher. Alles werde teurer, auch die Kursangebote. Nach der Pandemie sollen die jetzt alle wieder aufgenommen werden.
Seinen Rucksack schultert er am Dienstag nach Ostern ohne zu wissen, ob und wie viel jemand spenden will. „Erst wird gelaufen“, sagt er voller Vorfreude. Es sei seine erste Pilgertour dieser Länge. „Bisher bin ich nur gewandert mit meiner Frau, zum Beispiel auf dem Westweg.“
Latschenkiefernöl liegt im Rucksack
Als Vorbereitung habe er sich neue Schuhe gekauft – ein ihm bekanntes Modell, in dem er sich wohlfühle. Seinen Rucksack will er sparsam bepacken: „Man braucht nicht viel“, ist er überzeugt. Eines muss aber auf jeden Fall mit: Latschenkiefernöl. „Das wirkt Wunder gegen Muskelkater.“
Die Strecke habe Etappenziele, doch er habe keine Unterkünfte gebucht. Der Martinusweg sei nicht so überlaufen wie der Jakobsweg. Wichtig sei der Pilgersegen, den es am Geburtsort des Heiligen Martin gebe. Danach will er bis zum 22. April dem Martinusweg am östlichen Rand der Alpen entlang folgen und dabei sich selbst, Gott und Mitmenschen zu begegnen.