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Innovative Ideen

Wie „S’Wilde Weingut“ in Sasbachwalden mutig in die Zukunft geht

Bei Familie Wild in Sasbachwalden gibt es viel über den Obstanbau und das Schnapsbrennen zu lernen. Im Rahmen der Aktion „Baden brennt“ hat sie ihre Türen geöffnet.

Sophia Bruder und Lisa Wild halten Schnapsflaschen in den Händen.
Sophia Bruder und Lisa Wild präsentieren einen Teil der Produkte von S’Wilde Weingut. Foto: Susanne Abels

Es ist ein strahlender Spätsommermorgen. In Sasbachwalden machen sich zahlreiche Wanderer mit Rucksack und festem Schuhwerk auf den Weg ins Gebirge. Heute finden sie nicht nur den einen oder anderen Schnapsbrunnen entlang ihrer Strecken, sie können sogar richtig einkehren und mit den Brennern und ihren Familien ins Gespräch kommen, Einblicke in die Brennküchen gewinnen und alles erfahren, was sie immer schon über die hochprozentigen Getränke wissen wollten.

Bei Familie Wild (S’Wilde Weingut) hoch über Sasbachwalden ist man am frühen Vormittag noch mit den Vorbereitungen beschäftigt. Trotzdem sind Lisa Wild, die Tochter des Hauses, und Sophia Bruder freundlich bereit, Rede und Antwort zu stehen. Beide jungen Frauen sind vom Fach, Lisa Wild war von 2010 bis 2013 Weinprinzessin, Sophia Bruder von 2016 bis 2019 Bacchantin in Sasbachwalden.

Brennerei wird in vierter Generation betrieben

Die Familie betreibt ihr Brennerei in der vierten Generation. 2015 hat der Sohn Stefan Wild ein eigenes Weingut gegründet und für seinen Part einige Neuerungen vorgenommen. Zwei Hektar Reben bewirtschaftet der Vater nach wie vor als Mitglied der Winzergenossenschaft Sasbachwalden, zwei Hektar der Sohn in Eigenvermarktung. Er baut vor allem sogenannte Piwi-Sorten an, wie etwa Souvignier Gris. Das sind Sorten, die widerstandsfähig gegen Pilzbefall sind. Der Klimawandel ist für die Wilds ein größeres Problem, deswegen bauen sie bevorzugt angepasste Rebsorten an.

In den Weinbergen, alles Steillagen, wird auf Unkrautvernichtungsmittel verzichtet – den Part des Jätens haben einige Kamerun-Schafe auch in den Obstgärten übernommen. Eine Rasse, die gut mit rauen Bedingungen klarkommt und auch im Winter draußen bleiben kann. Die Familie versucht, so weit wie möglich ohne Pflanzenschutzmittel auszukommen – ganz ohne geht es aber nicht, wie bei den empfindlicheren Obstsorten, zu denen unter anderem Kirschen gehören.

Schnapsbrunnen von Familie Wild in Sasbachwalden
Beim Schnapsbrunnen von „S’Wilde Weingut“ können die Erzeugnisse direkt probiert werden. Foto: Susanne Abels

Aus allem wird bei den Wilds Schnaps gebrannt; alles – das sind Mirabellen, Zwetschgen, Williamsbirnen, Äpfel, auch Zibärtle (wilde Pflaumen) und Häsbele (Mispeln). Dazu kommen Nüsse und Kräuter, die zu Likören verarbeitet werden. Stefan Wild experimentiert aber auch mit Schnaps aus Trester, der nach dem Auspressen der Trauben übrigbleibt und auch zum Düngen der Reben verwandt wird. Einen Teil seine Schnäpse lagert er in kleinen Fässern aus Maulbeer- oder Kastanienholz, wodurch den Getränken ein weiteres Aroma hinzugefügt wird. In den großen Fässern reift der Wein oder schlafen die Gäste – für das „Schlafen im Weinfass“ ist die Seniorchefin zuständig.

Viel läuft über Mundpropaganda

Wie sieht es also wirtschaftlich aus? Ganz gut, ist die vorsichtige Antwort; alle Produkte wachsen um den Hof herum; die Weine und Obstbrände werden direkt vermarktet. Das letzte Drittel der Einkünfte liefern die Obstbrände. Käufer sind zunächst die Übernachtungsgäste und die „Test-Trinker“ am hauseigenen Schnapsbrunnen. Viel läuft dann über Mundpropaganda und seit kurzem auch über den neu gestalteten Onlineshop.

S’Wilde Weingut geht als traditionsreicher Familienbetrieb, der die Zeichen der Zeit erkannt hat und ihnen mit Mut, Fachkenntnis und Unternehmergeist begegnet, gut aufgestellt in die Zukunft.

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