Eigentlich hat der Freundeskreis Nationalpark längst erreicht, was er wollte. Aber auch nach der Gründung des Schutzgebiets geht dem Verein die Arbeit nicht aus, zumal er sich aktuell wieder auf Gegenwind aus der Bevölkerung einstellt – wenn auch nicht so heftig wie in den Anfangszeiten.
Auf diese Phase hat der Freundeskreis jetzt anlässlich seines zehnjährigen Bestehens zurückgeblickt, das im vergangenen Jahr pandemiebedingt nicht hatte gefeiert werden können.
Im dichten Schneegestöber treffen sich im Dezember 2011 die Gründungsmitglieder in der Darmstädter Hütte, um den Freundeskreis ins Leben zu rufen. Dann beginnt, wie die Vorstandsmitglieder Christian Köppel und Hubertus Welt berichten, die Kampagne für die Einrichtung des ersten Nationalparks in Baden-Württemberg, und das gegen etliche Hürden.
Es galt, einer hasserfüllten Stimmungsmache standzuhalten.Hubertus Welt, Vorstandsmitglied
„Das Motto war: Informationen gegen Emotionen“, sagt Welt. „Es galt, einer hasserfüllten Stimmungsmache standzuhalten.“ Gegner beschwören die Angst vor dem Borkenkäfer und vor einem Betretungsverbot im Park.
„Wir sind damals bewusst mit 10.000 Hektar Fläche eingestiegen, aber mit dem Gedanken an eine Verbindung der beiden Parkteile im Hinterkopf“, so Alexander Bonde, damals Naturschutzminister, heute Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
Die Arbeit sei also längst nicht vorbei: So gebe es beispielsweise auch am Kaltenbronn noch Flächen, die für eine Einbringung in den Nationalpark interessant seien, so Bonde, der dem Freundeskreis ebenso wie Markus Rösler, Naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, per Videobotschaft gratuliert.
„Ich gehe davon aus, dass es auch wegen der Erweiterung des Parks Gegenwind geben wird“, sagt Umweltstaatssekretär Andre Baumann bei der Feierstunde im Besucherzentrum am Ruhestein: „Nicht ganz so stark wie bei der Gründung, aber es wird kritische Stimmen geben.“
Es sei damals phasenweise nicht sicher gewesen, ob es überhaupt zur Gründung kommen würde, so Baumann, der damals Landesvorsitzender des Naturschutzbundes Nabu war. Wie es jetzt konkret weitergeht, will er an diesem Abend nicht sagen, schließlich laufen die Gespräche mit den Besitzern der möglichen Erweiterungsflächen.
Schon 2014 bei der Parkgründung haben wir uns ja die Frage gestellt, wofür es den Verein noch braucht.Hubert Reif, einer der Geschäftsführenden Vorstände
In jedem Fall sollen an diesem Prozess Bürger beteiligt werden, auch zufällig ausgewählte. Die Auftaktveranstaltung dazu findet am 9. Juli in Forbach statt. Damals wie heute sei es wichtig, den Freundeskreis an der Seite zu wissen, so Baumann.
Dieser habe weiterhin viele Aufgaben: „Schon 2014 bei der Parkgründung haben wir uns ja die Frage gestellt, wofür es den Verein noch braucht“, sagt Hubert Reif, einer der Geschäftsführenden Vorstände.
Seitdem fördert der Freundeskreis Angebote für Kinder und Jugendliche sowie die ehrenamtlichen Ranger im Park, informiert an Ständen und in sozialen Netzwerken sowie einem Magazin über den Park und ist selbst bei Arbeitseinsätzen aktiv: Die Zählung von Parkbesuchern zählt dazu ebenso wie Pflegearbeiten in den Lebensräumen des vom Aussterben bedrohten Auerwilds. Nur noch 17 balzende Hähne seien zuletzt im Schutzgebiet gezählt worden, sagt Reif.
Freundeskreis zählt 950 Mitglieder
Weitere Aufgabe sei die Kooperation mit dem Nationalpark selbst, was von Anfang an gut funktioniert habe.
„Nur sind wir manchmal etwas irritiert über mitunter komplizierte Entscheidungen des Nationalparks“, sagt Reif, schließlich müsse der Verein im Gegensatz zur Behörde keine „Rücksicht auf politische Befindlichkeiten nehmen“.
Rund 950 Mitglieder gehören dem Freundeskreis derzeit an. Sie kommen aus den angrenzenden Landkreisen Rastatt, Freudenstadt und dem Ortenaukreis sowie dem Stadtkreis Baden-Baden, zu einem Drittel aus dem ganzen Bundesgebiet, sagt Vorstandsmitglied Christian Köppel.