
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat ihr zu einem gewissen Bekanntheitsgrad im Ländle verholfen: Er wählte die Zitronengelbe Tramete als Beispiel, um im Landtag für die Bedeutung eines Nationalparks für Urwaldarten wie eben diesen Pilz zu werben.
Im Herzen des 2014 gegründeten Nationalparks Schwarzwald konnte der Pilz, der bis dato in Baden-Württemberg unentdeckt war, schließlich nachgewiesen werden, wie der Nationalpark mitteilte.
PIlz ist an immer mehr Orten im Schwarzwald zu finden
In einem ehemaligen Bannwaldgebiet hatte die Art in stiller Heimlichkeit sämtliche natur- und kulturwirtschaftliche Nutzung des Nordschwarzwalds überlebt. Jetzt, fast zehn Jahre nach seiner Gründung, ist die Zitronengelbe Tramete an immer mehr Orten im Nationalpark zu finden, so der Nationalpark weiter.
In den Kernzonen, in denen die Natur seit 2014 Natur sein darf und der Wald totholzreich und bereits eine Spur wilder ist, kann diese Urwaldart sich ausbreiten.
„Diese Art ist auf alte Wälder mit viel Totholz beschränkt. Da die benötigten Mengen an Totholz in bewirtschafteten Wäldern aber fehlen, ist diese Art deutschlandweit nur aus Nationalparks und Bannwäldern bekannt“, wird Pilzforscher Flavius Popa in der Mitteilung zitiert, der im Nationalpark im Fachbereich zwei – Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz arbeitet.
Die Art sei mit geübtem Blick eindeutig zu erkennen: Die sichtbaren, oberirdischen Fruchtkörper der Zitronengelben Tramete sind zwar eher klein und unauffällig, besitzen aber leuchtend zitronengelbe Poren.
Das ist als echter Erfolg für den Prozessschutz zu werten.Flavius Popa, Fachbereich Forschung und Artenschutz
Neben den vielen Funden im ehemaligen Bannwald rund um den Wilden See gibt es nun auch Nachweise in Allerheiligen, entlang der Rotmurg, sowie an weiteren Standorten im Nordteil des Nationalparks.
„Das ist als echter Erfolg für den Prozessschutz zu werten“, sagt Popa. „Dass diese sehr wichtige Zeigerart nun genügend Lebensräume findet, ist ein gutes Zeichen dafür, dass Prozessschutz auf großer Fläche auch in relativ kurzen Zeiträumen bereits wertvolle Lebensräume für seltene Arten schafft.“
Die Zitronengelbe Tramete (Flaviporus citrinellus) ist eine echte Urwaldart und extrem selten in Deutschland, schreibt der Nationalpark in seiner Mitteilung. Sie kommt demnach nur in Europa vor und gilt europaweit als gefährdet. Der Pilz benötigt große Mengen Fichtentotholz, welches zuvor von einem anderen Baumpilz, dem Rotrandigen Baumschwamm, besiedelt wurde.
Klimawandel kann sich negativ auf die Verbreitung auswirken
Während sich die mehrjährigen Fruchtkörper des Rotrandigen Baumschwamms das ganze Jahr über entwickeln, bildet die Zitronengelbe Tramete vor allem in den Wintermonaten ihre Fruchtkörper aus.
Ob die Art ein Folgebesiedler ist oder parasitisch wächst, ist noch nicht geklärt.
Neben den schwindenden Mengen an Totholz in bewirtschafteten Wäldern kann sich laut Nationalpark Schwarzwald auch der Klimawandel negativ auf die Art auswirken: Ihr Wachstumsoptimum liegt bei niedrigen Temperaturen unter zehn Grad Celsius.