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Ernte hat begonnen

So haben Weihnachtsbäume den Wandel in Durbach mitbestimmt

In Durbach hat die Weihnachtsbaumernte begonnen. Der Weinort hat sich zu einer bedeutenden Erzeugergemeinde entwickelt. Das hat die Landschaft verändert.

Dezernentin Ländlicher Raum, Diana Kohlmann, legt bei Springbauer Hubert Vogt selbst Hand an.
Dezernentin Ländlicher Raum, Diana Kohlmann, legt bei Springbauer Hubert Vogt selbst Hand an. Foto: Winfried Köninger

Dem Wein wird im goldenen Weinort seine Dominanz in der Wertschöpfung niemand streitig machen. Auch der Obstbau mit seinen edlen Bränden ist eine wirtschaftliche Säule in Durbach. Aber die Christbaumkultur drängt immer mehr nach vorn. Mit geschätzten 80 Hektar bestockter Christbaumfläche gehört Durbach zu den bedeutendsten Erzeugergemeinden in der Ortenau.

Neun Durbacher Betriebe haben sich zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen und veranstalten alljährlich einen gemeinsamen Startschuss in die neue Saison. In diesem Jahr beim Springbauer Hubert Vogt, Durbachs größtes geschlossenes Hofgut, im Ortsteil Gebirg. Anders als ihre Kollegen im Tal nach vorn, mit überwiegend Weinbau, haben die Betriebe im Gebirg ihre Existenz im Forst und den Christbaumkulturen.

Wo in den beschwerlichen Steillagen einst Wiesen und Weiden vorherrschten, und die Viehhaltung neben dem Wald die Familien der Vollerwerbsbetriebe ernährten, trat an dessen Stelle die Christbaumkultur. Die Tierhaltung lohnte sich nicht mehr. So auch beim Springbauer.

Entscheidung für Christbaumkultur erweist sich als Glücksgriff

In den 1970er Jahren, zur Glanz- und Gloriazeit der Rebflächenexpansion im Land, und vor allem auch in Durbach, stand auch in diesem Betrieb der Weinbau als zweites Standbein neben dem Wald zur Disposition. Die gesamte Südflanke seines Hofguts im Seitental stand auf der Agenda für Weinbau.

Hubert Vogts Vater entschied sich damals für die Christbaumkultur. „Zum Glück“, sagt heute Hubert Vogt. Für den Springbauer ist es neben dem Waldbau die wichtigste Erwerbssäule. Wie viele seiner Hofgutskollegen im Ortsteil Gebirg, setzte er auf den boomenden Christbaummarkt.

Die Nordmannstanne machte es möglich. Statt den Fichten- oder und Weißtannenbäumen, die Deutschlands Wohnzimmer bislang zur Weihnachtszeit zierten, kam die aus dem Kaukasus beheimatete Nordmannstanne wie ein Phönix aus der Asche. Der Baum hat ein perfektes Nadelkleid und hält dies auch wochenlang im warmen Wohnzimmerklima.

Auch beim Christbaum setzt der Kunde auf Regionalität.
Martin Rometsch, Geschäftsführer des Christbaumverbandes Baden-Württemberg

Die Betriebe stockten ihre Flächen mit dreijährigen Sämlingen aus Waldbaumschulen auf und bewirtschaften die Kulturen zehn bis zwölf Jahre, bis ein Baum verkaufsreif ist. Geschätzte 25.000 bis 30.000 Exemplare verlassen jährlich Durbach. „Der Markt für einheimische Ware ist vorhanden. Auch beim Christbaum setzt der Kunde auf Regionalität“, berichtet Martin Rometsch, Geschäftsführer des Christbaumverbandes Baden-Württemberg. „Eine Flächenausdehnung zu einer höheren Eigenversorgung wäre wünschenswert“, ergänzt er.

Die gesetzlichen Hürden für eine Anbauausdehnung sind in Baden-Württemberg höher als in anderen Bundesländern. Für Diana Kohlmann, Dezernentin Ländlicher Raum des Ortenaukreises, für Genehmigungen der Kulturen zuständig, ist es im Genehmigungsverfahren immer ein Spagat zwischen den Belangen des Landschaftsbildes und der Existenz der Betriebe.

Gesetzliche Vorgabe ist das Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz (LLG). Die Dezernentin wurde von den Durbacher Christbaumbauern mit einem aktuellen Problem konfrontiert, dem der Hofzufahrten. Innerhalb eines anstehenden Schwarzwaldverfahrens soll dies in dem weitläufigen und topografisch schwierigen Ortsteil besser geordnet werden.

Franz Zehntner von der Teilnehmergemeinschaft beklagte die zu geringe Förderhöhe für den kostenaufwendigen Wegebau. Dessen gesetzliche Ausgangslage ist der Einheitswert. Dieser Einheitswert orientiert sich in Durbach an den wirtschaftlich anders gearteten Weinbaubetrieben. Diana Kohlmann sieht hier Handlungsbedarf zusammen mit der Finanzverwaltung in Form eines runden Tisches.

Preise steigen auch in Durbach leicht an

„Die Christbaumkultur ist zu einem Aushängeschild Durbachs geworden“, so Bürgermeister Andreas König. „In der touristisch schwachen Vorweihnachtszeit zieht es viele Kunden, zum Teil weit angereist, nach Durbach“, erkennt der Bürgermeister. „Und diese lassen auch Geld für andere Erzeugnisse oder Anlässe im Dorf.“

Den Preis für die Bäume werden auch die Durbacher Betriebe in dieser Saison anheben, wie Hubert Vogt sagt. „Aber im vertretbaren Rahmen.“ Der Preis bewege sich in der Region am Beispiel der Nordmannstanne zwischen 19 und 27 Euro je laufendem Meter, so der Landesverband.

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