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Untersuchungen vor Einschulung

Vor allem bei der Sprache hapert es gewaltig bei den ABC-Schützen

Vor allem bei der Sprache hapert es. Die zu Ende gehenden Einschulungsuntersuchungen im Ortenaukreis haben zum Teil bedenkliche Ergebnisse erbracht. Das gilt teilweise auch für die motorische Entwicklung der Kinder. Die Eltern seien in der Pflicht, heißt es im Gesundheitsamt.

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Die Einschulungsuntersuchung bringt es zu Tage: Vor allem die Sprachkenntnisse der Kinder im Ortenaukreis sind unter dem Durchschnitt. Foto: Puchner

Mehr als ein Drittel der künftigen Schulkinder im Ortenaukreis hat Probleme mit der Sprache. Dies ist ein – alarmierendes – Ergebnis der Einschulungsuntersuchungen durch das Gesundheitsamt, die jetzt für den Schuljahrgang 2020 weitgehend abgeschlossen sind. „Viele Kinder haben in unserem Sprachtest Schwierigkeiten, vorgegebene Sätze nachzusprechen“, sagt Evelyn Bressau, stellvertretende Amtsleiterin des Gesundheitsamtes.

Nur rund 60 Prozent der Kinder gelinge dies altersentsprechend. Bressau sieht die Eltern in der Pflicht: „Sprache entsteht, indem man sie übt und spricht“. Man könne zunehmend beobachten, dass sich Eltern beispielsweise am Spielplatz lieber mit dem Mobiltelefon als mit den eigenen Kindern beschäftigen: „Wir haben ein bisschen die Sorge, dass die Ansprache fehlt, das Gespräch mit den Kindern“.

Sprachförderung beginnt zu Hause

Bei der Hälfte der künftigen ABC-Schützen mit Förderbedarf hat das Amt den Eltern empfohlen, über den Kinderarzt Therapiemöglichkeiten zu prüfen. „Sprachförderung beginnt zu Hause, im Alltag“, so Bressau. „Kinder profitieren sehr, wenn Eltern sich Zeit nehmen und gemeinsam mit ihnen Geschichten lesen oder Bilderbücher anschauen. Fernsehkonsum bietet keinen Ersatz für ein persönliches Gespräch.“

Das Handy zur Seite legen
Evelyn Bressau, Gesundheitsamt

Kinder sollten beispielsweise beim Abendessen Gelegenheit bekommen, von ihren Erlebnissen am Tag zu erzählen um die Sprache zu fördern. Auch Singen und Reimspiele fördern die Sprachentwicklung, sagt Bressau. „Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion. Lieber einmal mehr das Handy zur Seite legen oder den Fernseher ausschalten und sich dafür mehr Zeit für die Kinder nehmen, denn diese lernen im gemeinsamen Spiel durch Nachahmung und Wiederholung“.

Motorik oft ausbaufähig

Nicht direkt bedenklich, aber auch auffällig ist die Motorik vieler Kinder. Die Sozialmedizinischen Assistentinnen lassen die künftigen Schüler bei den Untersuchungen zum Beispiel auf einem Bein hüpfen, da erkenne man gut die Unterschiede in der Koordination, sagt Bressau: „Ein starkes Viertel der Kinder ist auffällig“, unterstreicht die Ärztin und empfiehlt, was sie selbst als Kind gerne getan hat: Gummitwist oder auch „Himmel und Hölle“ – Hüpfspiele, die die so ganz nebenbei die Koordination verbessern. „Wir haben“, so kündigt Bressau an, „demnächst Familientag am Landratsamt. Da werden wir all diese alten Spiele wieder herausholen“.

Wie hält man einen Stift?

Leidlich gut schneiden die Kinder bei der Feinmotorik ab, zum Beispiel, wenn es darum geht, einen Stift zu halten – auch wenn man bei zwei Drittel der Kinder noch nachbessern müsse. Doch dies sei weitgehend altersgerecht.

Bedenken beim Impfstatus

Ein Auge hat das Gesundheitsamt bei der Einschulungsuntersuchung auch auf den Impfstatus der Kinder. Was früher Pflicht war und streng kontrolliert wurde, ist heute freiwillig – mit entsprechenden Lücken.

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Impfstatus Foto: dpa

Rund 88 Prozent der Kinder des Schuljahrgangs 2019 waren mit zwei Impfungen ausreichend gegen Masern geschätzt, zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr davor. Gut, aber nicht gut genug: Um durch die so genannte Herdenimmunität auch ungeimpfte Kinder schützen zu können, müssten es rund 95 Prozent sein. Das würde die Verbreitung der Erreger unterbinden.

Tetanus wird (wieder) zum Problem

Zunehmend zum Problem werde die Impfbereitschaft bei Tetanus – ein Thema übrigens auch für die Erwachsenen. Angesichts der gravierenden Folgen einer Infektion mit den Toxin bildenden Bakterien sind auch 2,8 Prozent ungeschützte Kinder zu viel: „Das ist richtig gefährlich“. Die Sporen der Bakterien lauern in der Erde oder in Sand, bereits Bagatellverletzungen könnten zur Infektion führen – mit einer Sterblichkeit von etwa 20 Prozent, trotz moderner Medizin.

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