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Böse Worte im Wald

„Waldknigge“ für Mountainbiker, Wanderer und Gassigeher: Mit diesen Regeln vermeidet man Streit

Der frühe und warme Sommer sorgt für Belebung in der Natur. Auch auf den Waldwegen, wo es bisweilen recht eng zugeht. Was ist anständig, was erlaubt, was verboten?

ARCHIV - Ein Radfahrer fährt auf einem unbefestigten Weg durch den Wald an zwei Frauen mit einem Kinderwagen vorbei.
Problemfall Mountainbike: Mit Batterieantrieb kommen die Biker jetzt auch in die letzten stillen Ecken des heimischen Waldes. Doch Konflikte beispielsweise mit Wanderern seien recht selten, sagen alle Beteiligten. Foto: Felix Kästle/dpa

Nach zweieinhalb Jahren Corona-Beschränkungen und einem nasskalten Sommer 2021 heißt es jetzt um so mehr: Hinaus in die Natur. Und da könnte es gerade rund um die anstehenden Feiertage eng werden.

Vor allem an den Ausflugs-Hotspots in der Region konkurrieren Wanderer, Mountainbiker, Spaziergänger (gerne mit Hund) und die Freunde allerlei weiterer Trendsportarten um einen Platz an der Sonne.

Was ist erlaubt, was nicht? Wie geht man miteinander um? Wie hat es in den vergangenen Jahren geklappt? Was ist die Zwei-Meter-Regel, um die so heftig gestritten wird?

Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten

Die wichtigsten Antworten hat unser Redakteur Frank Löhnig zusammengetragen.

Wie klappt das Miteinander im Wald?

„Radfahrer sind in Rudeln unterwegs und kennen keine Verkehrsregeln“, ärgert sich ABB-Leserin Ursula Bohnert. Man könne, so sinniert sie, ihnen doch im Wald eine kleine Glocke am Lenker verordnen, damit man wenigstes nicht erschrickt als Wanderer. Alles nicht so schlimm, sagt Reinhard Schmälzle, Bürgermeister von Seebach mit seinen ausgedehnten Waldflächen. Die meisten Biker würden sich sehr anständig verhalten, wie die Genusswanderer gebe es auch viele Genussbiker. Er selbst kenne die Welt aus beiden Blickwinkeln. Dass sich die Klagen über das Miteinander im Wald häufen, das könne er eigentlich nicht sagen. Eher schon störe der Hundekot, mit und ohne Tüte, der im Wald und auf den Wiesen liegenbleibt.

Was sagt der Forst?

„Es ist selten, dass es Berichte über wirkliche Auseinandersetzungen gibt“, sagt Hans-Georg Pfüller, Chef der Waldwirtschaft im Landratsamt, räumt aber ein: „Mountainbike ist die Sportart, bei der es am häufigsten zu Konflikten kommt“. Doch bisweilen gehe es auch um Hunde im Wald oder illegales Feuermachen. Pfüller sieht grundlegenden Regelungsbedarf. Mehr als die Hälfte des Waldes in der Ortenau sei Privatbesitz, und das Betretungsrecht dafür werde oft recht lax ausgelegt. „Das ist ein sehr großzügiges Recht, in Italien oder Frankreich wäre das nicht vorstellbar“. Kurz gesagt: Pilze sammeln geht, sagt der Forst, eigens angelegte Abfahrttrails für Fahrräder natürlich nicht.

Was ist die Zwei-Meter-Regel?

Eine umstrittene Vorgabe, die nicht jedes Bundesland hat: Radfahren darf man nur auf Wegen von mehr als zwei Metern Breite. Der Forst sehe sich nicht als Hilfspolizei, doch manchmal habe man keine andere Möglichkeit als ein Bußgeldverfahren einleiten müsse. „Wir appellieren an die Vernunft“. Insgesamt aber gebe es nur selten Konflikte zwischen Wanderern und Radfahrern, selten gehe man einmal verbal aufeinander los.

Der Hund im Wald…

Pfüller hat selbst einen Hund, er fordert gegenseitige Rücksichtnahme. Eine allgemeine Leinenpflicht gebe es übrigens nicht, wenn sie nicht gerade in der jeweiligen Kommunalsatzung verankert ist. Doch besonders jetzt, mit vielen Jungtieren im Wald, appelliere man an die Hundebesitzer, die Tiere an der Leine zu führen. Hohe Hürden gelten übrigens für das Abschießen scheinbar herrenloser Hunde. Das gehe nur „mit Billigung der Ortspolizeibehörde“ – und wenn es keine zumutbare Alternative gibt.

Hat sich die Situation im Wald verändert?

Die Bedürfnisse der Gesellschaft hätte sich weiterentwickelt, sagt Pfüller, gerade mit den E-Bikes würden jetzt auch die letzten stillen Ecken erobert. Corona habe dem Drang in die Natur einen zusätzlichen Schub gegeben. Bislang klappe es noch mit dem dialogorientierten Ansatz, wenn die Zahl der Konflikte zunehme, werde man aber über Grundsätzliches nachdenken müssen. Zum Beispiel darüber, wo die Gemeinverpflichtung des Waldes beginnt und wo sie endet. Es gebe Grenzen des Zumutbaren, doch so weit sei man noch nicht. Und doch: „Ich bin mir sicher, dass wir neue Trendsportarten erleben werden, die noch zu ganz anderen Konflikten, aber auch zu Chancen, führen“.

Was sagen die Biker?

„Es gibt so gut wie keine Probleme“, sagt Volker Hirsch vom Bikesportverein Sasbachwalden, „man grüßt sich und fährt in vernünftigem Tempo vorbei“. Wer es krachen lassen will, nutzt die eigens angelegte Strecke des Vereins. Da man sich auch bei der Pflege von Wanderwegen rund um Sasbachwalden engagiert, habe sich die Lage „ganz deutlich entspannt“. Der Preis: Rund 9.000 Arbeitsstunden. Doch ganz ohne Konflikte geht es auch nicht. Beispiel E-Bike: „Die Leute können das nicht einschätzen, da kommen Biker jetzt mit 20 Stundenkilometern den Berg hoch“. Dazu kommt: Die Räder sind günstig geworden, viele Anfänger können mit der Leistung nicht umgehen, die man inzwischen für wenig Geld bekommt. Oft würden Wanderer einfach erschrecken, wenn so ein Rad auf sie zukomme. Fazit: „Man muss sich aufeinander einlassen“.

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