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Geschäftsführer im Interview

Wo sind die ambulanten Patienten am Ortenau Klinikum abgeblieben?

Verliert das Ortenau Klinikum seine Patienten? Geschäftsführer Christian Keller spricht im Interview über die "Ambulantisierung" der Medizin und darüber, ob man sich um die Zukunft des Klinikums Sorgen macht - denn das zahlt in einigen Fällen noch drauf.

Ortenau Klinikum
Ambulante Operationen wird es in Zukunft immer öfter gegeben. Doch im Ortenau Klinikum ist die Zahl der Eingriffe zuletzt stark zurückgegangen. Dies liege auch an der Konkurrenz niedergelassener Ärzte, heißt es im Klinikum. Foto: Sven Hoppe

Das Ende des Wachstums? Das Ortenau Klinikum meldet sinkende Belegungszahlen – und verweist als Erklärung auf die „Ambulantisierung“ der Medizin. Allerdings ist die Zahl der ambulanten Patienten seit 2015 drastisch zurückgegangen.

2015 lag der Höchstwert noch bei 14.481 ambulanten Patienten. Im vergangenen Jahr waren nur noch 10.158 ambulante Eingriffe gezählt worden.

Da stellt sich die Frage: Verliert das Ortenau Klinikum angesichts der spätestens seit 2017 geführten Reformdebatten und der teilweise massiven Angriffe gegen die Krankenhauspolitik des Kreises Vertrauen – und damit Patienten? Unser Redakteur Frank Löhnig sprach mit Klinik-Geschäftsführer Christian Keller.

Von der viel zitierten Ambulantisierung der Medizin ist im Kreis wenig zu spüren – nach einem stetigen Wachstum bis 2015 verliert das Klinikum massiv an ambulanten Patienten. Müssen Sie sich Sorgen machen?

Christian Keller: Nein. Denn die Zahlen verweisen nicht auf die ambulanten Kontakte mit Patienten, sondern nur auf die Operationen. Die Ursachen für den Rückgang in diesem Bereich sind vielschichtig, da spielen verschiedene Effekte hinein. Der wichtigste: Es gibt auch außerhalb der Krankenhäuser immer mehr Praxen, die sich auf ambulantes Operieren verlegt haben. Mit denen stehen wir im Wettbewerb. Der zweite wichtige Grund ist interner Natur: Wir haben in den vergangenen zwei bis drei Jahren intensiv prüfen müssen, wann und unter welchen Umständen niedergelassene Ärzte bei uns operieren. Wir benötigen aus Gründen der Compliance angemessene Verträge – da gibt es verschiedene Sachen, die uns die Zusammenarbeit zuletzt ein wenig erschwert haben. Die rechtlichen Anforderungen sind gestiegen, entsprechend schwer wird es, angemessene Vertragskonstrukte zu finden.

Klinik-Geschäftsführer Christian Keller
Klinik-Geschäftsführer Christian Keller Foto: pr

Dabei war die Botschaft eine ganz andere, als Sie den Jahresbericht für 2018 vorstellten – das ambulante Operieren sei, so heißt es übrigens schon seit Jahren, auf dem Vormarsch.

Keller: Ist es auch. Es soll bald einen neuen Leistungskatalog für ambulantes Operieren geben, der Gesetzgeber wird die Stellschrauben nochmals deutlich anziehen. Das bedeutet weitere Verlagerungen aus dem stationären in den ambulanten Bereich. Es gibt zwar noch immer viele Ausnahmen und Kann-Bestimmungen, doch letztlich steht auch deutlich drin, welche Eingriffe grundsätzlich ambulant sein müssen.

Das wird nicht nur Begeisterung auslösen.

Keller: Die Frage ist, was aus Sicht des Patienten die richtige Behandlung ist. Es gibt durchaus Menschen, die eine ambulante Behandlung bevorzugen, wo immer es möglich und vertretbar ist. Auf der anderen Seite nehmen wir auch Patienten stationär auf, wenn dies aus medizinischen oder sozialen Gründen angezeigt ist. Da legen wir dann auch schon mal drauf.

Was ist denn finanziell für das Klinikum günstiger – ambulant oder stationär?

Keller: Es gibt in beiden Bereichen Behandlungen, die sich in den meisten Fällen für uns rechnen und andere, bei denen wir in der Regel drauflegen.

Hat die heftige Debatte um die Klinikreform auch einen Einfluss auf die Belegungszahlen?

Keller: Es gibt bundesweit seit 2018 eine Stagnation der Fälle, zuletzt sogar einen Rückgang im stationären Bereich. Das Ortenau Klinikum macht da keine Ausnahme.

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