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175 Jahre Badische Revolution: Rastatt will Bewusstsein für Werte der Demokratie stärken

1849 war die Festungsstadt Rastatt der letzte Rückzugsort der Revolutionäre, die für Freiheit und Demokratie kämpften. Das soll gebührend gefeiert werden. Auf Kritik stößt, dass die städtische Planung spät vorankommt. Dafür nennt die zuständige Stabsstelle jedoch einen besonderen Grund.

Gelb-rote Pfeilmarkierung auf dem Pflaster vor Rastatter Rathaus
In die Jahre gekommen ist der Revolutionspfad in Rastatt. Die Wegweiser bröckeln. Er soll nun anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums der Ereignisse erneuert werden. Foto: Hans-Jürgen Collet

So etwas hatte es in Deutschland noch nie zuvor gegeben: Als die Stadt Rastatt in der Badischen Revolution 1849 zum letzten Rückzugsort der Revolutionäre wurde, solidarisierten sich die dort stationierten Soldaten mit den aufständischen Freiheitskämpfern statt mit den Herrschenden.

Die Bundesfestung, einst als Bollwerk gegen die Franzosen errichtet, wurde zur „Freiheitsfestung“ – vom 30. Juni bis zum 23. Juli hielten die Revolutionäre der Belagerung durch preußische Truppen Stand. Am Ende mussten sie sich ergeben.

Markstein auf dem Weg zur Demokratie in Deutschland

Gleichwohl: Das Ereignis gilt als Markstein auf dem Weg zur Demokratie in Deutschland. Selbstverständlich ist diese aber auch heute nicht. Kommunizieren, nach außen darstellen, will dies im Zuge der Jubiläumsfeierlichkeiten das Rastatter Büro „Exakt“ im Auftrag der Stadt und des Gemeinderats.

„Der Demokratie wird offenbar nicht das entgegengebracht, was sie verdient hat“, bedauerte „Exakt“-Geschäftsführerin Ute Kretschmer-Risché im Gemeinderat mit Blick auf die schlechte Wahlbeteiligung bei der OB-Wahl in Rastatt. „Doch dafür sind Menschen gestorben.“ Auch dafür wolle man die Sinne und das Bewusstsein schärfen. Und zeigen, wofür Rastatt stehe: „Für Frieden, Freiheit und Demokratie.“ Im Gremium fiel ihre Präsentation auf einmütige Zustimmung. Es bewilligte rund 105.000 Euro.

Auf Kritik stieß jedoch, dass die Stadtverwaltung spät dran ist mit der Vergabe und Ausarbeitung dieser und anderer Aufgaben im Zuge dieses wichtigen Jubiläums. „Das ist uns schon etwas aufgestoßen“, wie Mathias Köppel (CDU) sagte. Zumal es sich um ein Projekt handele, „das für die Außendarstellung Rastatts so wichtig ist“. Es gehe, so Jonas Weber (SPD), um eine „Kernmarke unserer Stadt“.

Auf ein Rastatter Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Revolution 1848/49 wies Roland Walter (Grüne) hin: Hier hätten Soldaten verlangt, nicht auf Fürst oder Kaiser, sondern auf die Verfassung vereidigt zu werden – so, wie es schließlich in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt worden sei.

Man hätte sich daher gewünscht, „dass man mit der Vorbereitung des Jubiläums schon weiter ist“, bekräftigte auch Simone Walker (FuR), zumal der Gemeinderat öfter in der Sache nachgefragt habe.

Cyberangriff legte Stadtverwaltung Rastatt lahm

Die Erklärung von Stabsstellenleiter Torsten von Appen: Sabotage. Die Verzögerung liege unter anderem am Cyberangriff, der im Frühjahr die Stadtverwaltung lahmgelegt hatte. Dabei seien auch alle Daten auf der Vergabe-Plattform gelöscht worden.

Immerhin, so FDP-Rat Michael Weber, habe man nun den „Wumms“ ausgepackt, um das Thema weiter in die Stadt hineinzutragen. Dazu zählt auch ein Eventkonzept, das man ursprünglich ebenfalls vergeben wollte, nun aber selbst angehen will. Dazu zählt unter anderem ein Festwochenende im Juli 2024. Auch Rastatter Bürger sollen einbezogen werden, wie auf Köppels Nachfolge bekräftigt wurde. Da gebe es einige, die entsprechende Erfahrung haben: Schließlich hatte man 1999 schon einmal ein großes Revolutionsjubiläum gefeiert, das 150. war es damals.

Revolutionspfad zu Rastatter Schauplätzen wird erneuert

Auch der Revolutionspfad, der seit 25 Jahren zu den Rastatter Schauplätzen des Aufstands führt, wird in diesem Zuge erneuert. Angefangen beim Schloss, geht es zu insgesamt 15 Stationen, an deren bitteren Ende das 1899 errichtete Denkmal für die standrechtlich erschossenen Revolutionäre steht. Arg verwittert sind die gelb-roten Wegmarkierungen auf dem Pflaster der Innenstadt inzwischen. 2009 waren sie erneuert worden. Doch nun soll der Pfad nicht nur kosmetische Korrekturen erhalten.

Auch Hinweistafeln, deren Standorte und Gestaltung stehen zur Erneuerung an. Die Agentur „Tour Konzept“ soll das entsprechende Konzept erstellen. Sie erhielt den Auftrag für 29.650 Euro. Anforderungen der Stadt: „Modern, zeitlos, zielgruppengerecht und mehrsprachig“ sollen die Bausteine des Revolutionspfads werden – und neugierig machen.

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