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Rheinbrücke Wintersdorf

Bahnstrecke ins Elsass erhält neue Chance

Der Eurodistrikt Pamina hat eine umfassende Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Bahnstrecke von Rastatt nach Roppenheim beschlossen. Die Strecke über die Wintersdorfer Brücke würde demnach von Saarbrücken über Hagenau nach Rastatt und dann weiter nach Karlsruhe führen.

Ist bald wieder Zugverkehr auf der Wintersdorfer Rheinbrücke?
Ist bald wieder Zugverkehr auf der Wintersdorfer Rheinbrücke? Foto: Collet
Neuer Anlauf für den Zugverkehr über die Wintersdorfer Rheinbrücke: Der Eurodistrikt Pamina hat eine umfassende Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Bahnstrecke beschlossen. Wie die grenzüberschreitende Organisation mitteilt, soll ein Gesamtkonzept für das nördliche Elsass untersucht werden – die Strecke über die Wintersdorfer Brücke würde demnach von Saarbrücken über Hagenau nach Rastatt und dann weiter nach Karlsruhe führen.

Unerwarteter Schwung

Mit dem Vorstoß kommt nun unerwartet Schwung in eine mehrmals zu den Akten gelegte Debatte. Der letzte Personenzug rollte im Jahr 1966 bei Wintersdorf über den Rhein, damals wurde die Kehler Brücke saniert und alle Züge über die eigentlich schon stillgelegte Trasse geleitet. Danach wurde sie nur noch aus militärtaktischen Gründen aufrechterhalten, mit dem Ende des Kalten Krieges gab man den Abschnitt komplett auf. Seitdem gab es immer wieder Ideen, von Rastatt nach Roppenheim Züge fahren zu lassen, dies wurde jedoch mehrmals verworfen. Aktuell wird über eine Buslinie von Rastatt nach Hagenau verhandelt.

Benachteiligtes Nord-Elsass

Die Infrastruktur für die Strecke ist noch durchgehend vorhanden, die Rheinbrücke wird allerdings seit Jahren für den Straßenverkehr genutzt. Die elsässischen Vertreter verwiesen bei der Tagung des Eurodistrikt-Vorstands auf eine Benachteiligung im Nord-Elsass bezüglich des öffentlichen Nahverkehrs. Viele Bahnlinien wurden stillgelegt, die linksrheinische Strecke von Lauterburg nach Straßburg – von ihr zweigt die Trasse nach Wintersdorf ab – wird nur lückenhaft bedient, ist in schlechtem Zustand und nicht elektrifiziert.

Reaktion auf Tunnel-Havarie

Dies wurde unter anderem bei der Sperrung der Rheintalbahn wegen der Tunnelhavarie bei Rastatt zum Problem, weil eine Umleitung über das Elsass nur mit Dieselloks und französisch sprechenden Lokführern möglich war. Hierauf nimmt der Vorstand ausdrücklich Bezug. Auch die Strecken von Wörth nach Lauterburg und von Winden nach Weißenburg werden als ausbaufähig benannt. Unter dem Strich müsse es auch eine leistungsfähige Verbindung linksrheinisch – also durch das Elsass – von Karlsruhe nach Straßburg geben, so die Position des Eurodistrikts.

EU-Geldtöpfe stehen bereit

Der Fahrgastverband Pro Bahn sowie die Grünen im Rastatter Kreistag hatten immer wieder moniert, dass es für Berufstätige, die zu ihrer Arbeitsstelle den Rhein überqueren müssen, praktisch kein Angebot im öffentlichen Nahverkehr gibt. Diesen Aspekt greift nun auch der Eurodistrikt auf. Für die schnell zu realisierende Busverbindung von Rastatt nach Hagenau gibt es Geld aus dem Interreg-Programm. Für das grenzüberschreitende Schienenprojekt stehen wiederum Mittel der Europäischen Union zur Verfügung.

Kommentar: En marche!

Das ist ein mutiger und erfreulicher Schritt: Der Eurodistrikt Pamina will eine Bahnstrecke von Saarbrücken nach Rastatt über die Wintersdorfer Brücke untersuchen. Ein Projekt, mit dem kaum noch jemand gerechnet hat, wird überraschend wieder aufs Gleis gesetzt. Mit der Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron will man rufen: „En marche!“

Ob tatsächlich etwas „in Bewegung“ kommt, hängt aber gerade jetzt ein bisschen von Macron ab, der seiner Staatsbahn eine überfällige Reform verpassen will – und in den Giftschränken dieser Reform schlummern sehr hässliche Papiere, die unter anderem die Stilllegung der elsässischen Rheintalbahn nahelegen. Vielleicht trägt die Initiative des Eurodistrikts ja dazu bei, dass diese absurden Ideen in die Tonne getreten werden.

Für eine Bahnstrecke über den Rhein bei Wintersdorf spricht vieles. Der grenzüberschreitende Berufsverkehr zum Beispiel. Oder die Absicherung des Schienenverkehrs im Rheintal, wenn der wichtige Korridor auf deutscher Seite mal wieder gesperrt werden muss – da war die Tunnelhavarie bei Rastatt Mahnung genug. Überhaupt muss Mobilität immer weniger vom Straßenverkehr her gedacht werden, denn dieser steht schon heute vor dem Kollaps.

Die deutsche Seite sollte den Impuls aus dem Elsass schnell aufgreifen. So lange die EU-Töpfe bereitstehen.

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