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Barrierefreier Umbau

Bahnhof in Rastatt versinkt drei Jahre lang in Staub und Lärm

Darauf hat die Stadt Rastatt jahrzehntelang gewartet: Die Sanierung des Bahnhofs beginnt. Das Großprojekt dauert voraussichtlich drei Jahre. In dieser Zeit müssen Reisende mit einigen Einschränkungen zurecht kommen.

Eine Frau trägt einen Kinderwagen eine Treppe hoch.
Hindernis: Täglich wuchten Reisende am Bahnhof Rastatt Kinderwagen, Gepäck und Fahrräder die steilen Treppen hoch und runter. Foto: Hans-Jürgen Collet

Die Deutsche Bahn hat am Donnerstag Licht ins Dunkel gebracht: Die Sanierung des Bahnhofs Rastatt beginnt zeitnah. In den kommenden Tagen startet die Einrichtung der Großbaustelle. Richtig ernst wird es ab April 2021, wenn der Umbau der Bahnsteige ansteht. Reisende müssen sich dann auf Lärm, Schmutz und Gleisverlegungen einstellen. Überstanden ist die Durststrecke erst Ende 2023. Dann soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Verantwortlichen sind sicher, dass sich die Mühen lohnen werden.

Die Deutsche Bahn stellte das Vorhaben am Donnerstag im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz vor. Ein geplanter Spatenstich konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Auch eine Bürger-Infoveranstaltung Ende November fiel flach. Michael Groh, Leiter des Regionalbereichs Südwest der DB Station und Service AG, erläuterte nun online den Zeitplan des 20-Millionen-Euro-Projekts.

Neue Bahnsteige ermöglichen stufenlosen Ein- und Ausstieg in die Züge

Demnach soll die Einrichtung der Baustelle bis zu den Feiertagen abgeschlossen sein. In den kommenden Jahren stehen zunächst vorbereitende Oberleitungsarbeiten an, bevor es im Frühjahr an den Bahnsteigen in die Vollen geht. „Mit dem neuen und barrierefreien Bahnhof werden wir unsere Kunden angemessen begrüßen können“, sagte er.

Die Kosten sind nicht unerheblich.
Michael Groh, Leiter Regionalbereich Südwest

Für Reisende, die schlecht zu Fuß sind, schweres Gepäck, einen Kinderwagen oder ein Fahrrad dabei haben, ist der Bahnhof mit seinen steilen Treppen bislang ein einziges großes Hindernis. Das soll sich ändern. Die Bahnsteige werden so umgestaltet, das dort künftig ein stufenloser Ein- und Ausstieg in die Züge möglich ist. Außerdem errichtet die Bahn einen Fußgängersteg mit vier Aufzügen und einer neuen Treppenanlage, der die Gleise verbindet. Hinzu kommen ein neues Blindenleitsystem, Mobiliar und Beleuchtung. Die Bahn trägt mit 15,8 Millionen Euro den Löwenanteil der Kosten. Das Land übernimmt 2,8 Millionen, die Stadt 1,4 Millionen. „Die Kosten sind nicht unerheblich“, sagte Groh.

Bahnhof Rastatt
Bahnhof Rastatt vom Kulturplatz aus gesehen
Blick auf den Rastatter Bahnhof. Foto: Ralf Joachim Kraft Ralf Joachim Kraft

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wies ebenfalls auf die Dimensionen des Projekts hin: „Das ist ein bisschen mehr, als nur ein paar Treppen abzubauen.“ Es handle sich um eine „sehr anspruchsvolle Veranstaltung“. Die Barrierefreiheit sei ein wichtiger Baustein für die Mobilitätswende. Sie ermögliche es, die Fahrgastzahlen der Bahn zu steigern.

Der Weg dorthin wird allerdings steinig, wie auch Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch sagte. Ein solches Großprojekt gehe mit Lärm und Beeinträchtigungen einher. Nach Angaben von Thorsten Krenz, DB-Konzernbevollmächtigter für Baden-Württemberg, wird es aber nicht zu Zugausfällen kommen: „Es wird zu keiner Zeit einen Stopp des Zugverkehrs geben. Das ist eine große Herausforderung.“ Die Reisenden müssen sich aber auf Gleiswechsel einrichten. Wenn ein Bereich wegen der Arbeiten gesperrt ist, fahren die Züge an einem anderen Bahnsteig. Die DB will online und vor Ort umfassend über die Änderungen informieren. Im März möchte der Konzern außerdem die geplante Infoveranstaltung nachholen, je nach Pandemie-Lage als Präsenztermin in Rastatt oder online.

Es wird zu keiner Zeit einen Stopp des Zugverkehrs geben.
Thorsten Krenz, DB-Konzernbevollmächtigter

Pütsch äußerte sich optimistisch, dass die Einschränkungen nicht länger als drei Jahre dauern: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das Zeitfenster einhalten.“ Die Bahnhofsanierung beschäftige die Stadt schon seit Jahrzehnten. Er selbst sei der dritte Oberbürgermeister, der sich mit dem Thema befasse. Als Beschleuniger habe schließlich die Tunnel-Havarie im Sommer 2017 gedient, durch die auch Bahnchef Richard Lutz auf die Missstände in Rastatt aufmerksam geworden sei.

Ebenerdiger Übergang mit Ampel über die B3

Wäre die Stadt selbst Bauherr, hätte die Lösung wohl anders ausgesehen. „Wir hätten die Aufzüge an der Unterführung gebaut“, sagte Pütsch. Aber wer am meisten bezahle, habe die Hoheit. Im Zuständigkeitsbereich der Stadt liegt unter anderem der Bahnhofsvorplatz, der ebenfalls barrierefrei umgestaltet werden soll. Bau-Bürgermeister Raphael Knoth umriss außerdem kurz die Lösung, wie die Menschen künftig stufenlos über die B3 in Richtung Landratsamt und Reithalle gelangen sollen. Als Alternative zur Unterführung ist ein ebenerdiger Übergang mit Ampel geplant.

Die Eingangsstufe des Bahnhofgebäudes bleibt dagegen vorerst erhalten. Eigentlich wollte die Bahn dort eine Rampe installieren. Doch dieser Variante schiebt laut Groh der Brandschutz einen Riegel vor. „Wir sind auf der Suche nach einer Alternativlösung“, sagte er. Bis dahin sei das Gebäude über Bahnsteig 1 barrierefrei zugänglich.

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