
Weniger Tagesbesucher, dafür mehr Übernachtungen, auch spontan von Radfahrern: Das ist die Prognose der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Citymanagement für das Tourismusjahr 2023. Rückblick und Ausblick wurden im Verwaltungs- und Finanzausschuss vorgestellt, mit Einzelberichten des Wehrgeschichtlichen Museums (WGM), des Historischen Vereins, der Erinnerungsstätte Bundesarchiv und der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Stadt will weiteres Potenzial ausschöpfen
Grundsätzlich gilt, dass das Vor-Pandemie-Niveau bei Einzelhandel, Gastronomie und Hotels fast erreicht ist. Wie dieser Sektor noch effektiver ausgebaut werden kann, zeigt eine Bachelorarbeit von Julian Kautz, Duale Hochschule BW Ravensburg, auf, die sich mit touristischen Möglichkeiten von Städten vergleichbarer Größe auseinandersetzt. Die Stadtverwaltung hofft, auf dieser Basis noch zielführender das touristische Potenzial der Stadt auszubauen.
Das fängt bei der Zusammenarbeit im Pamina-Raum an und endet noch nicht bei der Bewerbung der Stadt in Tourismus-Magazinen und auf Messen. Im vergangenen Jahr besuchten 859 Teilnehmer die 81 öffentlichen Führungen und 1.137 Teilnehmer die 54 gebuchten Gruppenführungen. Das 9-Euro-Ticket der Bahn, so die Verwaltungsvorlage, habe sich gerade auf den Tagestourismus positiv ausgewirkt. Fast 500 Besucher waren im vergangenen Jahr für Gruppenführungen im WGM angemeldet. Hier profitiert das Wehrgeschichtliche Museum von der Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München. Das WGM hat sich digital aufgestellt und ist auf der Plattform museum-digital.de präsent. 2024 ist eine erste Online-Ausstellung geplant.
Das WGM plant erste Online-Ausstellung
30.000 Stücke umfasst die Sammlung und gibt damit einen Überblick über die Militär- und Politikgeschichte im Südwesten Deutschlands. Angeschlossen hat sich das WGM der WIN-Charta Baden-Württemberg, einem Managementsystem, das für nachhaltiges Wirtschaften eines Unternehmens steht. Ein großer Publikumsmagnet war die Lego-Ausstellung, die teilweise in den Räumen des WGM zu sehen war, organisiert von den Staatlichen Schlössern und Gärten. 11.000 Besucher tauchten in die „Faszination Lego“ ein, gerade für Familien ein Anziehungspunkt. Erholt haben sich auch bei den beiden Schlössern, Residenzschloss und Schloss Favorite, die Besucherzahlen: Im Residenzschloss waren es 52.425 und in Schloss Favorite 14.398.
Auch die Zahl der standesamtlichen und freien Trauungen bewegt sich wieder in Richtung Vor-Corona. Gut angenommen wurden die zahlreichen Events im Schloss und Schlossgarten wie das Open Air mit Nick Cave, „Cocoon in the red residence“, das Pop-Up-Picknick oder „Sunset Vibes“. Insgesamt 11.500 Besucher verbreiteten Fotos in den verschiedenen Social-Media-Kanälen.
300 Jahre Schlosskirche
Das aktuelle Jahr steht ganz im Zeichen von „300 Jahre Schlosskirche“, die in Vorträgen, einem Orgelkonzert und mit Sonderführungen gewürdigt wird. Im September werden sich internationale Fachleute mit der Ausstattung und den Sammlungen in Schloss Favorite auf einer Tagung auseinandersetzen und diesen in der Geschichte des europäischen Barocks ihren Rang zuweisen. Ebenfalls zufrieden zeigt sich der Historische Verein mit der Entwicklung der Besucherzahlen.
Da die Zeiten für Führungen auch im Karlsruher Teil der BNN veröffentlicht werden, kamen vermehrt Besucher aus diesem Raum. Der Historische Verein bereitet sich schon jetzt auf das Revolutionsjahr 2024 vor, wo die Festungsbauten innerhalb des Programms „175 Jahre Revolution 1848/49“ eine entscheidende Rolle spielen.
Vorbereitungen zu „175 Jahre Revolution 1848/49 laufen
Dieses Jubiläum hat auch die Erinnerungsstätte Bundesarchiv fest im Blick und hat Theater, ein Jubiläumskolloquium und eine Sonderausstellung in Eigenproduktion über die Schicksalswege und Lebensorte der 48er-Revolutionäre in Arbeit, die im September 2023 eröffnet wird. Darüber hinaus engagiert sich die Erinnerungsstätte bundesweit, um bei Tagungen die Bedeutung der Revolution 1848/49 für die Demokratiegeschichte und den badischen Beitrag zu würdigen.