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Abwechslung vom Heim-Alltag

Besuchsdienste des DRK-Ortsvereins Rastatt nehmen Arbeit wieder auf

Ob Singstunde, Hunde-Besuchsdienst oder Gartenteam: Der DRK-Besuchsdienst des Ortsvereins Rastatt unterstützt das neue Martha-Jäger-Haus mit Angeboten.

Dieter Prestenbach „bespielt“ die Singstunden des DRK-Besuchsdiensts im neuen Martha-Jäger-Haus.
Tanzen und Mitsingen mit Dieter Prestenbach am Flügel ist bei den monatlichen Singstunden des DRK-Besuchsdiensts im neuen Martha-Jäger-Haus angesagt Foto: Anja Groß

„Muss i denn, muss i denn...“, schallt es aus vielen Kehlen. Wenn Dieter Prestenbach im neuen Martha-Jäger-Haus Rastatt in die Tasten des Flügels greift, ist das für viele Bewohner ein Höhepunkt.

„Endlich!“, raunt eine Dame im Rollstuhl ihrer Nachbarin zu. Denn die Besuchsdienste des DRK-Ortsvereins Rastatt nehmen nach dem Ende der Corona-Pandemie erst langsam ihre ehrenamtliche Arbeit wieder auf. Ob monatliche Singstunde, Hunde-Besuchsdienst oder Gartenteam – jede Abwechslung vom Heim-Alltag sei willkommen, betont Heimleiterin Annette Westholt.

Unterdessen wuselt Lissy zwischen Sängerinnen und Sängern umher, lässt sich hier streicheln und dort füttern. Die Havaneserin gehört Angela Ledwina. Sie ist im 2022 auf dem Hatz-Areal eröffneten Pflegeheim des Klinikums Mittelbaden eine weitere „alte Bekannte“. Denn schon seit 13 Jahren wirkt ihr Frauchen beim Hunde-Besuchsdienst des DRK mit, sowohl im Martha-Jäger-Haus als auch in der DRK-Tagespflege in der Augustastraße.

Hündin Lissy besucht die Senioren

„Wenn man sieht, wie die Leute sich freuen, das gibt einem selber auch was zurück“, begründet Ledwina ihr Engagement. Einmal im Monat kommen die Ehrenamtlichen samt Hunden zu Besuch. „Sechs bis acht“ sind sie derzeit – weitere Engagierte sind herzlich willkommen, betont Ledwina, denn die Nachfrage ist groß.

Das gilt im Übrigen für alle Besuchsdienst-Angebote, unterstreicht Gisela Kunz, Leiterin der DRK-Sozialarbeit. Denn wie in vielen Bereichen, hätten sich auch beim DRK corona- und altersbedingt manche Helferinnen zurückgezogen. „Wir versuchen gerade, die Lücken wieder zu füllen“, sagt Kunz.

Eine ältere Dame schiebt ihren Mann in den Raum, der im Rollstuhl sitzt. Nach einem Schlaganfall habe sie ihn nicht mehr allein zu Hause versorgen können, erzählt sie traurig. Nun besucht sie ihn jeden Tag – und beide genießen die Singstunde: „Das ist immer so schön“, sagt sie und greift sich eine der ausliegenden Textmappen.

Manche Heimbewohner bekommen wenig Besuch

Andere Heimbewohner bekommen kaum Besuch, berichtet Annette Westholt, weil Angehörige weit weg leben oder es keinen Kontakt gibt. Da sei der Besuchsdienst ein ganz besonderes Glanzlicht. „Segensreich“ nennt sie das Engagement der Ehrenamtlichen, für die es immer wieder Antrieb ist, den Älteren und Kranken ein wenig Freude zu bereiten.

Für die sorgt auch Lissy, die an diesem Nachmittag einen neuen Freund gefunden hat. Mit seligem Lächeln vergräbt er die Hände in dem wuscheligen Fell und verteilt gerne die Leckerlis, die Angela Ledwina dafür extra mitbringt. „Einmal kam ich mit Hund zu einem Bewohner, der sich nach einem Schlaganfall nicht mehr bewegen konnte. Als der Hund auf seinem Schoß saß, strahlte der Mann und hat zum ersten Mal die Finger bewegt“, erinnert sich Ledwina an ein Erlebnis, das sie bis heute tief bewegt.

Auch Demenzpatienten singen textsicher mit

„Vieles weckt Erinnerungen“, weiß auch Annette Westholt. Und dass Demenzpatienten eifrig und textsicher mitsingen, wundert sie nicht: „Dieser Bereich des Gehirns ist nicht von Demenz betroffen“, erklärt sie. Auch beim Gärtnern mit der relativ neuen DRK-Gartengruppe im hübschen Innenhof des Martha-Jäger-Hauses finde immer ein reger Austausch statt: „Viele Bewohner hatten früher selber einen Garten und verraten beim Pflanzen von Kräutern oder Tomaten ihre Kniffe.“

Unterdessen tanzen einige Pflegekräfte und Helferinnen zu den Liedern, die Dieter Prestenbach anstimmt. Begeistert klatscht eine Besucherin. Tanzen kann sie nicht mehr, aber ein Tanzpaar schunkelt mit ihr zu den Melodien.

Viel zu schnell geht die Besuchsstunde vorbei, finden alle und erklatschen sich noch eine Zugabe: „Auf Wiedersehen“, intoniert Prestenbach. Darauf freuen sich alle jetzt schon merklich. „So kann die Arbeit jeden Tag sein“, befindet eine Pflegekraft und begleitet beschwingt „ihre“ Patienten in die Zimmer zurück.

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