Läuft alles wie gewünscht, dann könnte in Bietigheim das lange gewünschte offene Bietigheimer Bürgerzentrum im kommenden Jahr erstmals seine Pforten öffnen. Es ist das Projekt der Dr.-Jakob-Kölmel-Bürgerstiftung. Seit Jahren suchen die Verantwortlichen nach geeigneten Räumlichkeiten dafür.
Viele Hoffnungen erfüllten sich nicht, aber nun nehmen die Pläne, das evangelische Gemeindezentrum für das Vorhaben zu nutzen, immer konkretere Züge an. Bei einem Treffen der Initiatoren stellte Architekt Hajo Renner-Motz verschiedene Varianten vor, wie das derzeit noch komplett von der evangelischen Kirchengemeinde genutzte Haus umgebaut werden könnte.
Per Erbpacht soll das Gebäude von der Stiftung übernommen werden. Nach Angaben von Thomas Kölmel, Vorsitzender der Bürgerstiftung, fließen von der Stiftung 800.000 Euro in das Projekt. „Noch fehlen aber 200.000 Euro“, betonte er bei dem Zusammentreffen.
Es muss jemand gefunden werden, der das in die Hand nimmt.Ingrid Heck Fütterer, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung
Dabei will er gemeinsam mit den Mitgliedern des Stiftungsrates überlegen, eine Crowdfunding-Aktion zu starten, um die Finanzierung zu sichern. „So könnte auch die Identifikation mit dem Projekt gestärkt werden“, meint er. „Es muss nur jemand gefunden werden, der das in die Hand nimmt“, erklärte Ingrid Heck-Fütterer, Geschäftsführerin der Stiftung, die über viel Erfahrung vor allem in der Seniorenarbeit verfügt.
Betreiberverein wird gegründet
Außerdem soll genau ausgelotet werden, welche Fördermöglichkeiten es gibt. Vorgesehen ist, für das Bürgerzentrum einen Betreiberverein zu gründen, wobei aber noch einige vertragliche Details geklärt werden müssten, sagt Kölmel. Der Verein soll dann über die Nutzung des Gebäudes bestimmen.
Und welche Angebote werden in dem Haus dann unterbreitet? Heck-Fütterer nennt beispielsweise den gemeinsamen Mittagstisch, Kaffeenachmittage, Möglichkeiten für Kleinkunst, Vorträge, Kino oder Vorträge. Zudem könne die Flüchtlingsbetreuung dort untergebracht werden. Auch Vereine könnten die Räumlichkeiten nutzen. Gottesdienste sollen in dem Bürgerzentrum weiterhin gefeiert werden, wie Kölmel versichert.
Aufstockung soll neue Räume schaffen
Architekt Hajo Renner-Motz hatte bei der Zusammenkunft einige Varianten vorgestellt, die eine Aufstockung des jetzt bestehenden Gebäudes vorsehen. Insgesamt könnten so zehn Räume entstehen, die für die verschiedenen Angebote nutzbar wären. Auch abgespeckte Alternativen seien indessen denkbar.
Die Aufstockung soll dabei über jenem Teil des Gebäudes erfolgen, dessen Dach undicht ist. Eingebaut werden soll eine Treppe und ein Aufzug, um einen barrierefreien Zugang zu schaffen. Renner-Motz favorisiert eine Aufstockung in Holzbauweise mit Flachdachkonstruktion, Wärmedämmung und Solaranlage.
Nebenkosten von 30.000 Euro pro Jahr erwartet
Thomas Kölmel bekräftigte, dass notwendige Investitionen in das Gebäude gleich zu Beginn des Umbaus getätigt werden sollten, um mögliche Folgekosten zu senken und einen kostengünstigen Betrieb zu ermöglichen.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass Bürgermeister Constantin Braun (CDU) das Vorhaben unterstützen wird. Nach Kölmels Einschätzung sei mit rund 30.000 Euro an Nebenkosten pro Jahr zu rechnen, die von der Stiftung übernommen würden. Mit den Einnahmen solle indessen kein Gewinn erzielt werden.
Kölmels Ziel ist, mit Bürgermeister Braun alsbald einen Gesprächstermin festzulegen, um auch die Frage nach Fördermöglichkeiten zu erörtern. Rudi Doether, der ebenfalls Mitglied im Stiftungsrat ist, zeigt sich überzeugt, dass dieses Bürgerzentrum „auch einen Marketing-Effekt für die Gemeinde Bietigheim besitzen wird“.
Die Baupreise steigen im Moment jedes Jahr um 20 Prozent.Hajo Renner-Motz, Architekt
Hajo Renner-Motz rät indessen dazu, möglichst schnell darüber zu entscheiden, wie das Raumprogramm in dem Gebäudekomplex künftig aussehen soll. Denn: „Die Baupreise steigen im Moment jedes Jahr um 20 Prozent und je länger wir diskutieren, desto teurer wird es“.
Bevor ein Bagger anrollt, müsse eine genaue Kostenübersicht vorliegen, sagt Renner-Motz, der dabei auch auf die Möglichkeit verwies, mittels Eigenleistungen den finanziellen Aufwand zu verringern.
Ein Hauch von Bürgerzentrum entsteht im Übrigen schon bald wieder im Garten des Gemeindehauses: Dort soll laut Kölmel die von der Bürgerstiftung erworbene Jurte erneut für diverse Veranstaltungen zur Verfügung stehen.