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Revival einer alten Technik

Biokohle soll den Park von Schloss Favorite in Rastatt retten

Um ihre zahlreichen Parks zu erhalten, setzt die Schlösserverwaltung jetzt in Rastatt auf eine alte Technik: die Pflanzenkohle. Sie soll nicht nur fruchtbare Erde liefern, sondern nebenbei auch noch das Klima retten.

  Produktion von Pflanzenkohle im Park von Schloss Favorite
„Brennaktion“ in Schloss Favorite: Michael Hörrmann, Gisela Splett und Armin Siepe (von rechts) testen die alte Technik zur Herstellung von fruchtbarer Erde aus trockenem Schnittgut. Foto: Frank Vetter

Gibt es da jetzt Lagerfeuer bei Schloss Favorite? Und ist das erlaubt oder müssen wir die Feuerwehr rufen? Das fragten sich erstaunte Spaziergänger wohl in Anbetracht des Feuers, das Freitagnachmittag im historischen Park von Schloss Favorite loderte.

Wer stehen blieb, konnte jedoch hören und beobachten, dass hier keine Gefahr drohte, sondern im Gegenteil eine klima- und umweltfreundliche Idee ihren Anfang nahm.

So warf auch der hohe Besuch aus Stuttgart, Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (Grüne), frohen Mutes immer wieder Reisig in das Feuer in einer Erdgrube. Dass bei der „Brennaktion“ im Schlossgarten eine ganz alte Technik angewandt wurde, erläuterte der Bodenkundler Armin Siepe beim öffentlichkeitswirksamen Pressetermin den ernsthaften Hintergrund für das „Lagerfeuer“.

Pflanzenkohle soll Bäume und Sträucher gegen Klimawandel wappnen

Denn auf diese Weise wird aus dem trockenen Schnittgut, das im Park zuhauf anfällt, Pflanzenkohle. Mit Kompost vermischt, entsteht daraus nach einigen Monaten sehr fruchtbare Erde, erklärte Siepe. Die wiederum soll helfen, den Boden zu verbessern, um den uralten Baum- und Strauchbestand im historischen Park gegen den Klimawandel zu wappnen und langfristig erhalten zu können.

Weiterer positiver Nebeneffekt: Wenn die Pflanzenabfälle verrotten, setzen sie klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) frei. Pflanzenkohle aber bindet CO2, weiß die studierte Geoökologin Splett, und somit könnten pro Kilo in den Boden eingebrachter Pflanzenkohle der Atmosphäre rund zwei Kilo CO2 dauerhaft entzogen werden.

Zwar werde beim Verbrennen auch CO2 freigesetzt, doch mit dem Verhältnis ein Drittel zu zwei Dritteln falle die Ökobilanz trotzdem positiv aus.

Das ist faszinierend, weil es so schön einfach ist.
Gisela Splett, Geoökologin und Staatsekretärin

Deswegen bescheinigte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, der Pflanzenkohle großes Zukunftspotenzial. Die Schlösserverwaltung, die für 62 historische Monumente zuständig ist, könne damit zum einen ihren CO2-Fußabdruck verringern und zum anderen die historischen Gärten erhalten helfen. „Immerhin betreuen wir 200 Hektar Gartendenkmal“, sagte er, und es werde in Zeiten des Klimawandels immer schwieriger, das zu bewahren.

Im Schlossgarten Schwetzingen laufen deshalb seit einigen Jahren Versuche, mit Pflanzenkohle die Speicherkapazität der sandigen Böden für Wasser und Nährstoffe zu erhöhen.

Wird die Aktion in Favorite zum Erlebnisangebot?

„Das ist faszinierend, weil es so schön einfach ist“, urteilte Splett über die „Brennaktion“. Und Hörrmann sah sie schon als neue Erlebnisangebote im Jahresprogramm von Schloss Favorite, um damit die „alte Technik“ weiter zu verbreiten. Die Idee scheint Potenzial zu haben: Am Freitag bleiben die Parkbesucher jedenfalls interessiert stehen.

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