Nach zweieinhalb Stunden zog Elmar Reichl ein positives Fazit: „Es war eine sehr informative Veranstaltung. Die Zeit verging wie im Flug“, sagte der Vorsitzende des Wahlausschusses in der Bischweierer Sporthalle. Dort hatten Robert Wein und Dominik Kraus den Besuchern ihre Ziele präsentiert und sich zahlreichen Fragen gestellt. Die Bürger fühlten den beiden Kandidaten für die Wahl des Bürgermeisters am 25. Oktober dabei intensiv auf den Zahn.
Wegen der Corona-Pandemie fand die Kandidatenvorstellung unter strengen Hygienevorschriften statt. Schon der Weg zum Eingang der Halle war mit Flatterband in zwei Spuren unterteilt. Bauhofleiter Julian Streiling schickte die ankommenden Besucher in die richtige Bahn, um Warteschlangen und Ansammlungen zu vermeiden. Im Foyer nahmen weitere Gemeindemitarbeiterinnen die Bürger in Empfang. 90 Besucher hatten sich vorher angemeldet, einige weitere kamen spontan und mussten sich in die Adresslisten eintragen. Hauptamtsleiterin Katharina Kimmich sprach am Ende von knapp über 100 Besuchern, die sich auf den Stühlen mit großem Abstand in der kompletten Halle verteilten.
Wein bringt Neubau der Schule ins Spiel
Deutlich größer war das Online-Publikum. Mehr als 500 Nutzer verfolgten die Veranstaltung im Live-Stream. Sie sahen, wie als erstes Bürgermeister Wein ans Rednerpult schritt. Der 62-Jährige, der seine fünfte Amtszeit anstrebt, wurde gleich zu Beginn deutlich: „Schwierige Zeiten. Anspruchsvolle Aufgaben. Es geht um viel. Auch für uns in Bischweier.“ Er biete den Bürgern gute Arbeit, Erfahrung und einen Plan an. Er trete „aus Liebe zu Bischweier“ noch einmal an.
Aktuell gehe es vor allem darum, das neue Baugebiet Winkelfeld zu erschließen. Schule und Kinderhaus müssten für das Baugebiet erweitert werden. Eine Idee sei es, die Schule gleich neu zu bauen und das bisherige Gebäude als Erweiterung des Kinderhauses zu nutzen. Er schlage dazu eine Kick-off-Infoveranstaltung vor: „Für alle: Eltern, Lehrer, Bürger, Gemeinderäte.“
Es geht um viel. Auch für uns in Bischweier.“Robert Wein, Bürgermeister
Die Gemeindekasse biete mit einer Rücklage von 5,3 Millionen Euro für solche Pläne ein stabiles Fundament. Langfristig reiche das aber nicht. „Wir haben deutlich mehr Aufgaben als Geld“, sagte Wein. Deshalb müssten Prioritäten gesetzt werden. Ein Kreisel in der Murgtalstraße sei zum Beispiel nicht zu finanzieren. Im Rathaus müsse eine kleine Mannschaft die anspruchsvollen Aufgaben lösen. Am 1. Dezember erwarte er eine Beamtin des gehobenen Dienstes als Nachfolgerin der scheidenden Hauptamtsleiterin. „Mit ihr können wir unseren engen Arbeits- und Zeitplan einhalten.“ Für das Kronospan-Areal schlug Wein einen Bürgerentscheid für die Nachfolgenutzung vor. „Wir haben uns diese Chance erkämpft. Und jetzt wollen wir sie auch nutzen“, sagte er. Abschließend bat Wein um Vertrauen: „Ich bitte um Ihre Stimme bei der Wahl am Sonntag.“
Herausforderer spricht sich optimale Voraussetzungen zu
Herausforderer Kraus eröffnete seine Rede formloser: „Hallo liebe Bürgerinnen und Bürger aus Bischweier.“ Der41-Jährige stellte seine Motivation in den Vordergrund, warum er Bürgermeister werden wolle. In Bischweier würden viele Projekte intransparent und langsam verlaufen. Deshalb sei es nach 32 Jahren der passende Augenblick, „frischen Wind einkehren zu lassen“. Er habe schon lange den Wunsch, Bürgermeister zu werden. Bereits vor acht Jahren habe er als „Ur-Bischweierer“ mit dem Gedanken an einer Bewerbung gespielt.
Mit einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, seiner späteren Erfahrung mit Personalführung als Vorarbeiter und seinem wirtschaftlichen Fachwissen als Finanzcontroller bringe er „optimale Voraussetzungen“ für das Amt mit. Kraus griff sechs Punkte auf, die er für Bischweier erreichen wolle. An erster Stelle stand die Verkehrsproblematik: „Es kann nicht sein, dass die Leute mit 90 in den Ort reinblasen“, sagte er zu Rasern am Ortseingang Richtung Muggensturm. Die Schule müsse modernisiert und digitalisiert werden.
Es kann nicht sein, dass die Leute mit 90 in den Ort reinblasen.Dominik Kraus, Herausforderer
Ganz wichtig sei ihm das Thema Transparenz. Die Kommune müsse ihre Entscheidungen offener kommunizieren, beispielsweise über eine moderne Homepage. Die bisherige Informationspolitik „ist mir einfach zu wenig“, sagte Kraus. Er wolle die Dorfgemeinschaft und die Vereine fördern und Angebote für Jugendliche sowie Senioren schaffen. Die Bebauung des Neubaugebiets Winkelfeld dürfe „sich nicht auf Jahre hinziehen“. Ihm sei es wichtig, dass Projekte langfristig geplant und zeitnah umgesetzt würden.
Beide Kandidaten hielten das Zeitlimit von einer Viertelstunde ein. Bei Kraus stoppte die Uhr nach zwölf Minuten. Wein legte mit 60 Sekunden Restzeit fast eine Punktlandung hin.