Der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes friert derzeit das Blutplasma, das aus dem Spenderblut aus der Region gewonnen wird, ein. Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe auf Nachfrage von bnn.de erklärt, werde derzeit das Risiko endgültig abgeklärt. Bis wann eine finale Einschätzung vorliegt, kann die Behörde derzeit nicht sagen. Grundsätzlich gehe man, ebenso wie der Blutspendedienst selbst, von keiner Gefährdung der Blutempfänger aus.
Nur das Plasma ist betroffen
Tatsächlich lädt das Rote Kreuz auch weiterhin zu Blutspendeterminen ein. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da lediglich das Blutplasma mit PFC belastet wird – Erythrozyten- und Thrombozytenkonzentrat, die aus den roten Blutkörperchen beziehungsweise den Blutplättchen bestehen, sind auch bei belasteten Spendern PFC-frei. „PFOS und PFOA sind nur in den flüssigen Bestandteilen des Blutes nachweisbar, da sie sich an die Eiweiße hängen“, erklärt Hermann Fromme vom bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Gespräch mit bnn.de.
Blutspenden spiegeln Belastungssituation gut wider
Fromme untersucht seit Jahren die Blutwerte der Münchener Bevölkerung auf PFC-Belastungen und greift hierfür gezielt auch auf gespendetes Blut zurück. „Blutspender spiegeln die Belastungssituation gut wider, da sich hier Spender aus allen Bevölkerungs- und Altersgruppen finden.“ Dabei macht er im Zehnjahresvergleich sinkende PFC-Werte im Blut aus – was er auf den Rückgang der „bad boys“ (O-Ton Fromme) zurückführt: PFOS sind inzwischen verboten und PFOA stehen heftig in der Diskussion.
Dennoch: Selbst in der Münchener Bevölkerung, die nicht mit PFC-belastetem Trinkwasser versorgt wird, sinken die Werte der Chemikalien im Blut nur langsam. „Die Langlebigkeit der Chemikalien macht es schwierig. PFOS haben eine Halbwertszeit von neun Jahren.“ Aus gesundheitlichen Gründen sei es sinnvoll, die Werte weiter zu senken, betont Fromme.
Kontrollen auf PFC wären "übertrieben"
Eine Überprüfung von Spenderblut auf PFC wäre aus Frommes Sicht dennoch übertrieben. Meist handele es sich um eine einmalige Spende, dann oft auch in Notsituationen. In solchen Fällen stehe die Rettung eines Lebens über dem Risiko einer Belastung des Empfängers mit PFC. In planbaren Fällen, wie Operationen, werde sowieso in der Regel auf Eigenblut zugegriffen. Aktuell untersucht der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes Spenderblut auf alle Formen der Hepatitis (Leberentzündung), auf die Immunschwächekrankheit Aids und auf die Geschlechtskrankheit Syphilis. Außerdem wird die Spende auf Antikörper gegen fremde Blutgruppenmerkmale hin getestet.