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Bücher verschwinden

Buchhandlung in Rastatt schließt nach nur acht Monaten

Im Schaufenster hing von Beginn an ein blaues Banner mit dem Hermann-Hesse-Zitat „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“. Nun ist auch das abgehängt. Nach nur acht Monaten schließt die Sibylla-Augusta-Buchhandlung in der Rappenstraße in Rastatt wieder.

Bücher müssen weichen: Langsam werden die Regale in der Sibylla-Augusta-Buchhandlung leergeräumt. In wenigen Tagen werden die Türen endgültig abgeschlossen.
Bücher müssen weichen: Langsam werden die Regale in der Sibylla-Augusta-Buchhandlung leergeräumt. In wenigen Tagen werden die Türen endgültig abgeschlossen. Foto: Holbein

Im Schaufenster hing von Beginn an ein blaues Banner mit dem Hermann-Hesse-Zitat „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“. Seit Donnerstag ist auch das abgehängt. Es fand einen Interessenten, der beim Bummel durch Rastatt darauf aufmerksam wurde – und auf den handgeschriebenen Zettel im Schaufenster, auf dem „Wir schließen zum 30. April“ zu lesen ist.

Von unserer Mitarbeiterin Martina Holbein

Nach knapp acht Monaten ist der Zauber verschwunden, ist endgültig Schluss mit der Sibylla-Augusta-Buchhandlung in der Rastatter Rappenstraße. „Wir haben nicht alle Parameter gekannt“, so Gerhard Schneider, der zusammen mit Betreiber Nobert Weiss die von Professor Wolfgang Peitz gegründete Buchhandlung weiterführen wollte.

Ein Ort der Begegnung

Nach dessen Tod hatte zuerst sein Neffe Henrik Friedrich das Geschäft betrieben, musste aber Anfang 2018 Insolvenz anmelden. Da Volkswirt Norbert Weiss selbst Kunde war und Potenzial sah, wollte er mit einem etwas veränderten Konzept die Buchhandlung zum Erfolg führen. Zumindest so, dass die Unkosten wie Ladenmiete und Energiekosten gedeckt waren. Ein Ort der Begegnung sollte es werden, deshalb nahm er zu den ausgesuchten Büchern auch Spezialitäten der Region und eigene Favoriten in das Sortiment auf. Das Konzept ist nicht aufgegangen.

Mit vier bis fünf Kunden am Tag konnten wir nicht überleben.

War das Geschäft bis Weihnachten so, dass zumindest ein Großteil der Unkosten gedeckt werden konnte, brach es im Januar richtiggehend ein. „Mit vier bis fünf Kunden am Tag konnten wir nicht überleben“, so Schreiber, der mit seiner Frau täglich von Offenburg nach Rastatt pendelte, um Bücher zu verkaufen. „Wir hätten zuletzt den Preis eines Neuwagens der gehobenen Mittelklasse zuschießen müssen, damit der Betrieb weitergehen kann“.

Unterstützung für Buchhandlung fehlte

Deshalb hätten Norbert Weiss und er jetzt die Reißleine gezogen. Dass die Buchhandlung in Rastatt nicht läuft, dafür gebe es vielerlei Gründe. Gerhard Schneider nannte die Parksituation vor dem Geschäft, die ungünstige Lage abseits der Fußgängerzone. Unterstützung seitens des City-Managements habe die Buchhandlung ebenfalls keine erfahren. „Ein Gespräch, ein paar Tipps wären hilfreich gewesen“.

Geschäft löst sich auf

Jetzt werden die hochwertigen Druck-Erzeugnisse – selbst die Kinderbücher, vom Vorgänger übernommen, sitzen noch stapelweise in den Regalen – in Kisten gepackt, unter Wert an andere Buchhandlungen verkauft oder in Kommission gegeben. Dann heißt es, Regale abbauen und das Geschäft vollständig ausräumen, so will es der Vermieter.

Er muss unglaublich viel Geld in den Innenausbau investiert haben“.

Zu haben sind auch noch die alten Möbel – ein Schreibtisch, ein Bücherschrank und Tisch – von Wolfgang Peitz, die viel zum Ambiente beigetragen haben. „Er muss unglaublich viel Geld in den Innenausbau investiert haben“, so Gerhard Schneider mit Blick auf die Regale, die er jetzt auseinandernimmt und in den Anhänger lädt, der vor der Tür bereitsteht.

Leere Räume

„Die Hälfte der Kundschaft kam sicher wegen der Persönlichkeit von Wolfgang Peitz, der hatte ein weitverzweigtes Netzwerk“, sinniert Schneider. Und diese Persönlichkeit konnten sie nicht ersetzen. „Es hat einfach nicht gepasst“, ziehen er und Norbert Weiss ein Resümee und arbeiten weiter, denn bereits am kommenden Dienstag muss die Sibylla-Augusta-Buchhandlung komplett leergeräumt sein.

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