
Die einen freuen sich schon aufs Kombibad am Schwalbenrain, auch wenn es bis zur geplanten Inbetriebnahme im Jahr 2028 noch etwas dauert.
„Denn Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Und hier haben wir viel Zeit für Vorfreude“, scherzte Bürgermeister Raphael Knoth (CDU). Andere freilich stehen dem kommunalen Großprojekt, das ab 2025 realisiert werden soll, nach wie vor eher skeptisch gegenüber.
Verglichen mit der Bedeutung der millionenschweren Baumaßnahme für die Große Kreisstadt ist der Bürger-Dialog am Dienstag im Freibad „Natura“ auf eine eher geringe Besucherresonanz gestoßen.
Nur wenige, aber dafür diskussionsfreudige Bürger
Zur Veranstaltung eingeladen hatten die Stadt Rastatt und ihr Eigenbetrieb Bäder, Versorgung und Verkehr. Bereits nachmittags konnten sich Schwimmbadbesucher an Infoständen beim Eingang über die Neubaupläne informieren und mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen.
Doch nur wenige Badegäste interessierten sich für die kleine Ausstellung, in der auf Schautafeln aktuelle Pläne und Visualisierungen zu sehen waren.
Veranstalter und Planer blieben weitgehend unter sich. Auch an der anschließenden Bürgerinfoveranstaltung in der Badgaststätte nahmen nur knapp 30 Personen teil. Darunter waren freilich nur wenige Bürger. Diese zeigten sich dafür aber umso diskussionsfreudiger.
Bürgermeister Knoth, Eigenbetriebsleiter Olaf Kaspryk und Gunnar Lehmann, Geschäftsführer des Ende 2022 mit den Planungsleistungen beauftragten Offenburger Architekturbüros, stellten die aktuellen Pläne vor.
Kombibad Rastatt: Hallenbad soll 2027 öffnen, Freibad 2028
Über den Planungsstand im Vorentwurf hatte das Büro bereits Ende Juli den Rastatter Gemeinderat unterrichtet. Das Hallenbad soll 2027 und das Freibad 2028 in Betrieb gehen.
Seit Mitte Mai begleitet ein 30-köpfiger Beirat das Projekt in beratender Funktion und behält dabei auch die Kostenentwicklung im Auge.
Neue Zahlen können wir nicht nennen.Raphael Knoth
Bürgermeister
Eine seriöse Antwort auf die Frage, wie viel das „regionale Vorzeigeprojekt“ am Ende kosten könnte, gibt es laut Knoth nicht.
Bei 40 Millionen Euro liegt der Kostendeckel, den der Gemeinderat festgelegt hat. „Neue Zahlen können wir nicht nennen“, verwies der Baudezernent auf die dynamische Baupreisentwicklung. „Vielleicht kommen wir in zwei, drei Jahren in eine günstigere Phase.“
2.400 Quadratmeter Wasserfläche sollen entstehen
Auf jeden Fall dürften sich die Rastatter auf ein tolles Hallen- und Freibad freuen. „Wir sind ein Stück weit auf der Zielgeraden. Mein großes Ziel ist ein Baubeschluss Ende des Jahres“, so Knoth. Gunnar Lehmann betonte derweil, dass sich sein Planungsteam mächtig ins Zeug lege, „um hier das richtige Bad am richtigen Standort zu entwerfen“.
Kurz zusammengefasst erwartet die künftigen Besucher ein ganzjähriges Badeerlebnis mit etlichen Attraktionen. Den Badbesuchern sollen laut Lehmann künftig 2.400 Quadratmeter Wasserfläche zur Verfügung stehen.
Atmosphäre soll erhalten bleiben
Großen Wert legt der Planer auf den „Erhalt der Atmosphäre“, wie er sagt. Das heißt, der Landschaftspark mit Baumbestand, das denkmalgeschützte Freibadgebäude aus den späten 1930er-Jahren und das „Rutschen-Denkmal“ werden ins neue Konzept integriert.
Die Badegäste erwartet eine klar strukturierte Schwimmhalle mit einer energetisch optimierten Gebäudehülle und einer Dachlandschaft, auf der auch Photovoltaik Platz finden soll. Überhaupt spiele ein nachhaltiges und effizientes Energiekonzept beim Vorhaben eine große Rolle, machte auch Bürgermeister Knoth deutlich.

In der Frage- und Diskussionsrunde betonte eine Besucherin, dass die Gastronomie nicht vernachlässigt werden dürfe. Der Kiosk sei kaum ein adäquater Ersatz für die Badgaststätte. „Der Bedarf ist da – und auch Platz wäre vorhanden.“
Ein anderer Gast wies darauf hin, dass es in dem halböffentlichen Raum beim Eingangsbereich keinen Schutzraum für Familien gebe. Es fehle der Sichtschutz.
„Ich halte nichts von dem Mix aus Auswärtigen in Zivilkleidung und kaum bekleideten Badegästen“, sagte der Mann. Kaspryk gab ihm Recht und sprach von einem „Experiment, das Risiken birgt“.
Wenn das Bad läuft, ist eine Blocksauna aber nicht ausgeschlossen.Olaf Kaspryk
Eigenbetrieb Bäder
Man sei noch in der Diskussion. Knoth hielt die Sorge für unbegründet, zumal der Familienbereich beim Blick von außen nicht einsehbar sei.
Ein anderer Mann wollte wissen, warum es keine Sauna gibt, „wenn man schon so viel Geld in die Hand nimmt“. Knoth verwies auf die bereits geführte Grundsatzdiskussion. Kaspryk ergänzte: „Der Fokus auf Kinder und Familien war uns wichtiger. Wenn das Bad läuft, ist eine Blocksauna aber nicht ausgeschlossen.“
Droht wildes und chaotisches Parken?
Auch die 240 bis 250 Parkplätze am bisherigen Standort lieferten Diskussionsstoff. Ein Gast prophezeite „wildes und chaotisches Parken bei Hochbetrieb im Bad“.
Man solle sich überlegen, ob ein zwei- oder dreistöckiges Parkdeck, gegebenenfalls auch eine außerhalb gelegene Parkfläche mit Anbindung über einen Shuttle-Service nicht vernünftiger wäre.
Kaspryk: „Wir lassen es erst mal so. Hinterher können wir ja immer noch nachjustieren.“ Zum Besuchervorschlag, das Kombibad der langen Durststrecke wegen in Abschnitten umzusetzen, meinte Lehmann: „Das würde noch mehr Zeit und Geld kosten.“
Am Ende der Veranstaltung ging Knoth noch auf die verkehrliche Erschließung des Kombibads über Jahnallee und Philosophenweg ein. Beide Straßen sollen 2023/24 saniert und ausgebaut werden. Wobei auch geplant ist, den Philosophenweg an die L77 anzubinden.