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60 Bürger nehmen an dritter Online-Veranstaltung teil

Bürgerinformation: Neues zum Zeitplan des Klinikums Mittelbaden

Professionell ausgeleuchtet und mit Kameraeinstellungen, wie man sie auch aus dem Fernsehen kennt, präsentierte sich die dritte Runde zur Zukunft des Klinikums Mittelbaden im Baden-Badener Kongresshaus.

Professionelles Fernseherlebnis: Auch bei der dritten Informationsveranstaltung standen Hartwig Rihm, Thomas Iber, Daniel Herke und Margret Mergen Rede und Antwort. Moderiert hat Teo Jägersberg (von rechts).
Professionelles Fernseherlebnis: Auch bei der dritten Informationsveranstaltung standen Hartwig Rihm, Thomas Iber, Daniel Herke und Margret Mergen Rede und Antwort. Moderiert hat Teo Jägersberg (von rechts). Foto: Swantje Huse

Viele neue Fragen gab es nicht bei der dritten Online-Informationsveranstaltung zur Zukunft des Klinikums Mittelbaden (KMB). Dennoch lieferte die gut 100-minütige Live-Übertragung aus dem Baden-Badener Kongresshaus die eine oder andere Erkenntnis: Klar ist, dass sowohl das Klinikum als auch die Politik die Ein-Standort-Lösung befürworten, also einen Neubau an einem zentralen Standort zwischen Rastatt und Baden-Baden.

Ebenso deutlich wurde aber auch, dass die Bevölkerung die Fragen nach der Erreichbarkeit, der Versorgungssicherheit, den Kosten und der Bettenkapazität sowie der Personalstruktur nach wie vor beschäftigen. Als Ansprechpartner standen den in Spitzenzeiten gut 60 Zuschauern die Baden-Badener Oberbürgermeisterin und KMB-Aufsichtsratsvorsitzende Margret Mergen, Hartwig Rihm als ehrenamtlicher Stellvertreter des Landrats Toni Huber sowie der kaufmännische und der medizinische Geschäftsführer des KMB, Daniel Herke und Thomas Iber, zur Verfügung.

Die Pandemie wird in die weiteren Planungen mit einfließen

Gleich mehrfach wurde die Sorge geäußert, ein Zentralklinikum könnte in einer Pandemie oder einem Katastrophenfall nicht so gut reagieren wie es mit dezentralen Strukturen möglich sei. „Corona-Patienten haben nicht nur eine Corona-Erkrankung der Lunge, sondern auch der Gefäße, sie haben manchmal auch einen Schlaganfall. Da wäre es hilfreich, alle Fachärzte vor Ort zu haben“, erklärte der medizinische Geschäftsführer Thomas Iber.

Die Entscheidung, das Haus in Balg zur Covid-Klinik zu machen, habe weniger damit zu tun gehabt, dass die Patienten auf diese Weise besser versorgt werden könnten als wenn sie an allen Standorten aufgenommen werden würden. Vielmehr sei es darum gegangen, „möglichst wenige Mitarbeiter zu verlieren, die sich infizieren könnten“.

Die Erfahrungen, die während der aktuellen Pandemie gemacht werden, würden aber auf jeden Fall in die weitere Planung einfließen, betonte der kaufmännische Geschäftsführer Daniel Herke: „Definitiv. Als das Gutachten in Auftrag gegeben wurde, war das Thema Corona noch nicht da.“

Bei gleicher Bettenzahl wird die Verfügbarkeit deutlich erhöht.
Thomas Iber, medizinischer Geschäftsführer des KMB

Vertiefte Einblicke gab es auch in die umstrittene Bettenreduzierung – die laut Iber eigentlich gar keine ist. Zwar seien beim Sozialministerium 890 Planbetten ausgewiesen, von diesen könnten aber maximal 710 Betten betrieben werden. Aufgrund sogenannter Bettensperrungen – etwa durch infektiöse Patienten oder Begleitpersonen von Kindern – seien täglich bis zu 100 Betten weniger für medizinische Behandlungen verfügbar. „Real findet kein Bettenabbau statt“, so Iber. Im Gegenteil verringere sich die Quote der Bettensperrungen in einem Neubau, da mit deutlich mehr Einzelzimmern geplant werde. „Das ist die große Chance. Bei gleicher Bettenzahl wird die Verfügbarkeit deutlich erhöht.“

Mir liegt sehr daran, dass wir immer wieder schauen, muss das wirklich so sein oder kann es auch billiger gemacht werden.
Margret Mergen, Oberbürgermeisterin von Baden-Baden und Vorsitzende im KMB-Aufsichtsrat

Mehr Informationen gab es diesmal auch zum weiteren Zeitplan. Wie Margret Mergen erklärte, werden der Kreistag sowie der Gemeinderat von Baden-Baden Ende Februar darüber entscheiden, ob die Ein-Standort-Variante, eine Zwei-Standort-Lösung oder doch der Status Quo mit drei Standorten verfolgt werden soll.

Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein mögliches Zentralklinikum würde das gesamte Jahr 2021 in Anspruch nehmen. Erst dann ginge es in die Phase der Planung und Vorbereitung und schließlich des eigentlichen Baus. „Heute gehen wir davon aus, dass der Bezug erst 2029 erfolgen kann.“ Einen Bürgerentscheid wird es zu dem Thema übrigens nicht geben. „Das sieht das Gesetz nicht vor“, so Hartwig Rihm. Allerdings lasse der Zeitplan genügend Raum, um Verbesserungen einzuarbeiten.

Ein Teil der Kosten wird am Ende bei den Steuerzahlern auflaufen

Auch die veranschlagten Kosten wurden von den Zuschauern kritisch hinterfragt. „330 Millionen Euro sind ein schlechter Witz. Eine Milliarde ist realistisch. Doch wer bezahlt die?“, hieß es da. Sie hoffe zwar, dass „wir am Ende nicht eine Milliarde zahlen müssen“, sagte Mergen. Es sei aber klar, dass das Projekt ein Investment der öffentlichen Hand werde, „und das ist letztlich von den Steuerzahlern zu tragen“.

Das Land Baden-Württemberg werde aber einen Teil der Kosten übernehmen, so Mergen. „Wir hoffen auf 50 bis 60 Prozent.“ Über eine Kostenobergrenze sei indessen noch nicht diskutiert worden. „Mir liegt sehr daran, dass wir immer wieder schauen, muss das wirklich so sein oder kann es auch billiger gemacht werden?“

Es ging uns darum, nicht nur einseitig auf etwas zu gucken, sondern die wahrscheinlichsten Varianten zu betrachten.
Agnes Zimolong, Beratungsgesellschaft aktiva

Das Gutachten der Beratungsgesellschaft aktiva, das von Agnes Zimolong vorgestellt wurde, hatte auch die Wirtschaftlichkeit der unterschiedlichen Varianten unter die Lupe genommen. Demnach ist die Ein-Standort-Lösung deutlich zu favorisieren. „Mit Erreichen der Zielstruktur können Sie den gordischen Knoten durchschlagen und die Wirtschaftlichkeit besser darstellen“, so Zimolong.

Wirtschaftlich dauerhaft tragfähig

Ein Zentralklinikum sei, anders als mehrere Standorte, wirtschaftlich dauerhaft tragfähig. Dies sei einer der Gründe, weshalb sich das Gutachten letztlich klar für diese Variante ausspricht. Zimolong betonte aber auch: „Es ging uns darum, nicht nur einseitig auf etwas zu gucken, sondern die wahrscheinlichsten Varianten zu betrachten.“ Dies seien die Ein-, Zwei- und Drei-Standort-Lösung gewesen.

Ihr Fazit: „Insgesamt ist unsere Empfehlung sehr eindeutig. Wir waren uns anfangs nicht im Klaren, ob die Zwei-Standort-Lösung nicht auch sehr gut ist – doch die Ein-Standort-Lösung ist klar zu bevorzugen.“

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