Das Büro ist voll mit Kartons und Wahlplakaten. Gabriele Katzmarek steht mittendrin. Sie hat Wahlbroschüren in ihren Händen. Auf die SPD-Bundestagsabgeordnete und ihr Team wartet bis zur Bundestagswahl am 26. September noch viel Arbeit.
Arbeit spielt für Katzmarek auch sonst eine große Rolle. „Das Thema ist der Dreh- und Angelpunkt meines Wirkens“, sagt die 61-Jährige. Sie ist im Ruhrgebiet – über viele Jahre das Stammland der Sozialdemokraten – geboren.
Ihr Opa und dessen Geschwister stammen aus Österreich. Die Bergbaujungen siedelten damals der Arbeit wegen nach Holland über. Als die Nationalsozialisten einmarschierten, wurden sie für staatenlos erklärt und nahmen dann die deutsche Staatsbürgerschaft an. „Ich hätte also auch anders aufwachsen können“, sagt sie.
Im Bergbau hatte ihr Großvater unmittelbar mit NS-Zwangsarbeitern zu tun. Ihre Oma habe ihnen immer etwas zu Essen eingepackt und die Kinder an den Gartenzaun geschickt, um es ihnen zuzustecken.
Mehr als einmal hätte sich ihr Großvater und sein älterer Bruder von den Nazis im Kohlekeller versteckt. „ Ich habe keinen Widerstandskämpfer in der Familie, aber wenn man so etwas mitkriegt, da ist man schon ein Stück angehaucht“, erzählt sie.
Lieber würde ich mir dir rechte Hand abhacken, als der AfD eine Stimme zu geben.Gabriele Katzmarek, SPD-Bundestagskandidatin
Ihre Haltung gegenüber der AfD und Rechtsradikalen ist klar: „Lieber würde ich mir die rechte Hand abhacken, als denen eine Stimme zu geben.“ Deshalb ist sie von grünen Landespolitikern enttäuscht, die den AfD-Politiker Bert Matthias Gärtner in den Verfassungsgerichtshof wählten.
Den Wandel im Blick
Katzmarek sitzt im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Sie glaubt, dass man nicht nur mit Sozialpolitik etwas bewegen muss. Gerade für die Region sei eine kluge Wirtschaftspolitik wichtig. „Wir haben einen großen Wandel vor uns“, erklärt sie.
Sie redet nicht nur vom Klimawandel, sondern auch von der Umstellung der Antriebssysteme in der Automobilindustrie und von der Digitalisierung. Wir haben in der Region schwerpunktmäßig Automobil- und Zuliefererindustrie. Es ist wichtig, dass diese Arbeitsplätze erhalten bleiben“, betont Katzmarek.
Aber auch sonst würden in Berlin wichtige Weichen für den Wahlkreis gestellt. Ein Punkt, den man im Landkreis direkt spürt, sind beispielsweise die Förderhilfen für Sportstätten. Als Beispiel nennt sie die Förderung des Hallenbades in Rheinmünster.
„Mein Enkel ist jetzt zwei Jahre alt und mit Schwimmen und Wasser hat er bislang eigentlich noch nicht viel zu tun gehabt.“ Dass Rheinmünster Geld bekommt, ist laut der Sozialdemokratin eine Möglichkeit, dass dort Schwimmunterricht stattfindet.
HLA-Schließung in Gernsbach ist ein Fehler
Ein anderes Thema hat Katzmarek sehr geärgert: die Schließung der Handelslehranstalt in Gernsbach. Diese Entscheidung hält die Bundespolitikerin für den vollkommen falschen Weg.
„Wir sind schon eine ländliche Region, nun machen wir die Schule zu und muten den Schülern noch weitere Wege zu.“ Sie ist der Überzeugung, dass wohnortnahe Möglichkeiten geboten werden müssen. „Wir müssen an die Jugendlichen ran kommen und dürfen nicht riskieren, sie zu verlieren.“ Bildung sei das A und O.
Die SPD-Politikerin hat bisher nur Große Koalition erlebt. Katzmarek hält es nach wie vor für richtig, dass die SPD 2017 wieder in die Koalition mit den Unions-Parteien gegangen ist. „Wir haben schon einiges in den Koalitionsvertrag reingebracht.“
Verwirklicht wurden unter anderem der Mindestlohn und die Grundrente und die Rente wurde stabilisiert, so Katzmarek. Dennoch: „Jetzt ist aber mal gut“ mit Großer Koalition.