Nahezu aus dem Nichts steht das braune Holzbett da, und man könnte sich direkt reinlegen. Drei weiche Kissen sind einladend hergerichtet, die Zudecke liegt glatt gefaltet auf der Matratze.
Nur: Das Bett steht mitten auf dem Marktplatz von Rastatt, über den an diesem Vormittag ein kalter Wind fegt.
Das Bett ist auch nicht als Schlafstätte gedacht, sondern als Zeichen. Mit der Aktion will der Verband Christlicher Hoteliers (VCH-Hotels), der in ganz Deutschland Häuser betreibt, auf seine momentane Situation aufmerksam machen.
Liebe Gäste, wir vermissen euch.Petra Rieckmann, VCH-Hotels
„Liebe Gäste, wir vermissen euch“, bringt Petra Rieckmann von den VCH-Hotels die Botschaft der Aktion auf den Punkt. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie besteht aktuell ein Beherbergungsverbot; eine Ausnahme besteht nur für Geschäftsreisende.
Mit dabei sind Annette Niedernolte-Bertin, Leiterin des Bildungshauses Sankt Bernhard in Rastatt, und ihr Stellvertreter, Thomas Schwarz. „Es ist schon traurig, dass keine Gäste kommen können“, sagt Schwarz.
Aktuell hat das Haus für Geschäftsreisende geöffnet. Für Schwarz ist diese Ausnahme wichtig: „Dürften zum Beispiel Mechaniker nicht in Hotels übernachten, dann würde vieles nicht funktionieren.“ Aber: „Wir haben mehr leere Betten, als uns lieb ist.“
Wunsch nach Urlaub ist da
Seit Januar tourt das Bett quer durch Deutschland. Bisher wurde es vor dem Brandenburger Tor in Berlin oder der Frauenkirche in Dresden in Szene gesetzt. Rieckmann war bisher mit dem Bett in Hamburg, Langeoog oder Wittenberg. Die Intention hinter dem Projekt: „Wenn die Gäste nicht zu uns kommen können, dann geht eben das Hotelbett auf Reisen“, sagt Rieckmann.
Das Bett, das aus dem Bestand eines VCH-Hotels in Weimar stammt, wird von den Passanten in Rastatt wahrgenommen. Eine Frau nähert sich: „Was ist das?“, fragt sie die Verantwortlichen. Rieckmann erklärt ihr den Hintergrund, und im Gespräch stellt sich schnell heraus, dass die Frau gerne wieder reisen würde.
„Ich habe einen Reisegutschein“, erzählt sie. „Daher hoffe ich, dass die Hotels bald wieder öffnen können.“ Als das Bett vor Kurzem in Stuttgart stand, habe sich sogar jemand mit nacktem Oberkörper reingelegt, schildert Rieckmann ihre Erfahrungen. Für sie ist es wichtig, dass das Bett nicht vor den Hotels aufgestellt wird: „Wir wollen das Bett an zentralen Orten der Städte zeigen.“
Ungewisse Zukunft
Wann es mit dem Hotelbetrieb wieder regulär weitergeht, kann niemand sagen. „Diesen Monat auf jeden Fall nicht mehr“, ist sich Hausleiterin Niedernolte-Bertin sicher. Sie hofft aktuell auf einen guten Verlauf der Impfungen und auf die Anwendung der Tests. „Wahrscheinlich wird es Sommer, bis die Hotels wieder öffnen dürfen“, meint Rieckmann.
Dennoch schaut sie hoffnungsvoll in die Zukunft: „Die Hoteliers stehen auf christlichem Boden und haben ein Grundvertrauen.“ Daher seien sie trotz der aktuellen Lage zuversichtlich.
So schnell, wie das Bett da ist, ist es auch wieder verschwunden: Nach einer knappen Stunde wird es wieder in den Kleintransporter geladen. Wohin die Reise geht, hat das Schild auf dem Bett bereits verraten: an den Bodensee.