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Verein baut Angebot aus

Catherina Oberle gibt beim Plittersdorfer Frauenchor den Ton vor

Der Plittersdorfer Gesangverein Liederkranz hat sich nicht nur der Bewahrung traditionellen Liedguts verschrieben. Auf den Männerchor folgte 2018 der Frauenchor. Nun plant der Verein ein neues Projekt.

Das Bild zeigt die aktiven Chormitglieder.
1905 ist der Gesangverein Liederkranz als Männerchor gegründet worden. 2018 folgte dann die Gründung eines Frauenchors. Foto: Xenia Schlögl

Zum Aufwärmen der Stimmbänder gibt Catherina Oberle am Klavier den Ton vor: „Wir singen die Vokale A, E, I, O, U und das Ganze in der Lautstärke forte.“ Für die 35 Sängerinnen des Frauenchors Taktvoll ist das eine der leichteren Übungen, bevor die Singprobe für den Abba-Song „I Have A Dream“ beginnt.

Harmonisch erklingen die Sopran- und Altstimmen a cappella im kleinen Saal des katholischen Gemeindehauses in Plittersdorf.

Ich habe vorsichtig diese Idee angeregt.
Christiane Kratzer
Initiatorin

Unter den Sängerinnen ist auch Christiane Kratzer. Sie ist im Vorstand des Gesangvereins Liederkranz und gab im Jahr 2018 den Anstoß zur Gründung eines Frauenchors. „Ich habe vorsichtig diese Idee angeregt“, sagt sie lachend, ihre männlichen Vorstandsmitglieder sprechen eher von forciert.

Aber Kratzer lag mit ihrer Initiative goldrichtig. Zur ersten Singstunde erschienen 45 Frauen aus verschiedenen Altersgruppen. Der Wunsch, gemeinsam zu singen, war so groß, dass der ursprüngliche Plan, alle vierzehn Tage Singproben abzuhalten, geändert wurde. Mittlerweile wird wöchentlich geprobt.

1905 ist der Gesangverein Liederkranz als Männerchor gegründet worden. Der Wunsch der Initiatoren war es, nicht nur traditionelles Liedgut zu bewahren, sondern auch die Zusammengehörigkeit der Dorfbewohner zu stärken und bei örtlichen Veranstaltungen mitzuwirken. Der Proberaum ist bis heute das Gasthaus Adler im Ort. Neben den Gedenktafeln an den Wänden hängt auch die Vereinsfahne, die 1907 geweiht wurde.

Seit 2009 leitet der heute 70-jährige Horst Engelhardt als Dirigent den 30-köpfigen Männerchor. Er spielte in seiner Jugendzeit das Akkordeon im Orchester, sang in verschiedenen regionalen Chören und legte eine Dirigentenprüfung als Chorleiter ab. „Es wollt ein Schneider wandern“ oder „Im Gesang sind wir vereint“, Engelhardt fühlt sich verpflichtet, Volkslieder und Evergreens im Repertoire zu haben. Diese Lieder knüpfen Verbindungen zu Orten und Momenten der Vergangenheit und werden von Generation zu Generation weitergegeben.

2012 gründete der Verein den Modernen Chor, der inzwischen 24 aktive jüngere männliche Sänger umfasst. Engelhardt übernahm auch hier die Verantwortung als Chorleiter und passte die Auswahl der Musiktitel mit „Amazing Grace“ oder „Always Look On The Bright Side Of Life” an.

Jeder kann mitmachen

Kann jeder im Chor mitmachen? Ein klares „Ja“ von Engelhardt: „Wir sind Laienchöre und jeder, der Lust hat, kann mitsingen.“ Wer stimmlich nicht ganz so sicher sei, werde zwischen zwei gute Sänger gesetzt oder trainiert seine Stimme mit speziellen Übungen. Ein Höhepunkt im Plittersdorfer Veranstaltungskalender sind die Chor-Konzerte des Vereins, die großen Zuspruch beim Publikum finden und oft ausverkauft sind.

Im Vereinsleben stehen Musik und Geselligkeit im Vordergrund. Nach den Singproben sitzt man gerne noch zusammen bei einem Gläschen Wein oder Bier. Der Vereinsvorstand ist umtriebig. Er organisiert Ausflüge und gemeinsame Spargelessen, terminiert Besuche bei befreundeten Gesangvereinen und ist beim Maibaumaufstellen oder dem traditionellen Weideabtrieb präsent. Der Verein ist eine feste Größe in Plittersdorf, das mit rund 3.000 Einwohnern der größte und älteste Ortsteil Rastatts ist.

Nach der Pandemie musste der Frauenchor wieder bei null anfangen

Die Corona-Pandemie konnte den Zusammenhalt im Verein nicht erschüttern. Obwohl Konzerte und Proben über Monate immer wieder ausfielen, hielt der Vorstand den Kontakt mit seinen Mitgliedern. Glückwünsche zu Geburtstagen, kleine Präsente an Feiertagen, das Nachfragen, wie es einem geht. „Das war wie ein Magnet, der alle zusammenhält“, sagt Svenja Gerstner. Sie ist seit Anfang 2023 im Sängervorstand des Frauenchors und spart nicht mit Lob für das Engagement der Vorstandsmitglieder. Der Verein verlor nicht eines seiner Mitglieder während der Pandemie. Im Gegenteil, es kamen sieben neue hinzu.

Christiane Kratzer (links), Horst Engelhardt (Dritter von links), Christian Müller, Ewald Butz und Svenja Gerstner bilden den Vorstand des Liederkranzes. Robert Oberle (Zweiter von links) ist Ehrenvorstand. Am Klavier sitzt Catherina Oberle.
Christiane Kratzer (links), Horst Engelhardt (Dritter von links), Christian Müller, Ewald Butz und Svenja Gerstner bilden den Vorstand des Liederkranzes. Robert Oberle (Zweiter von links) ist Ehrenvorstand. Am Klavier sitzt Catherina Oberle. Foto: Xenia Schlögl

„Der Frauenchor musste allerdings wieder bei null anfangen“, beschreibt Christiane Kratzer die Situation nach dem Ende der pandemischen Maßnahmen. „Eine schwierige Zeit für die Sängerinnen, aber alle machten mit.“ Personelle Veränderungen ergaben sich. Sängerin Catherina Oberle, 37, übernahm im Januar 2023 von Horst Engelhardt den Dirigentenstab für den Frauenchor. Die Realschullehrerin, die an der Maria-Gress-Schule in Iffezheim das Fach Musik unterrichtet, will neue musikalische Akzente setzen.

Mit Blick in die Zukunft plant der Verein die Gründung eines gemischten Chors, mit Sängerinnen und Sängern ab 18 Jahren. Aktuell ist der Vorstand auf der Suche nach einem altersmäßig passenden Dirigenten oder Dirigentin. Das Ziel, junge Menschen aus der Region zum Singen im Verein zu begeistern und gemeinsam eine neue Chor-Formation aufzubauen, soll mit Auftritten in Social-Media-Kanälen erreicht werden.

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