Konrad K. ist sauer – ziemlich sauer sogar. K. ist zu 80 Prozent schwerbehindert und hat im Alltag immer wieder zu kämpfen. Diesmal auf dem Parkplatz von Kaufland: K. will einkaufen gehen. Doch die Behindertenparkplätze sind belegt. Von einer Corona-Schnelltest-Station.
Mit Autofahrern, die sich unerlaubt auf Behindertenparkplätze stellen, weil sie „nur mal eben reinspringen“ und „gleich wieder weg“ sind, kennt sich K. aus. Und auch mit den Beschimpfungen. „Das ist regelrechte Fäkalsprache, die man sich da anhören muss“, sagt der 71-Jährige im Telefonat.
Deshalb möchte er auch seinen Namen nicht in der Zeitung lesen: K. hat Angst vor Repressalien. Klein beigeben will er aber auch nicht. „Wenn sich jeder nur wegduckt, dann brauchen wir gar keine Regeln mehr.“
Lange Strecken sind für K. kaum mehr möglich
K. hat eine schwere COPD. Die Abkürzung steht für chronisch obstruktive Lungenerkrankung. „Mir wurde vor Jahren ein Teil der Lunge entfernt. Seitdem kann ich keine weiten Strecken mehr laufen.“
Anstrengungen und Aufregungen sorgen bei K. für Atemnot. Bei längeren Strecken hat er eine Sauerstoffflasche dabei, bei kurzen ein Pumpspray, „für den Notfall“. Um seinen Einkauf erledigen zu können, ist K. auf kurze Strecken angewiesen.
Deshalb versteht er auch nicht, wieso die Teststation vor dem Kaufland ausgerechnet zwei der drei Behindertenparkplätze am Seiteneingang blockiert.
Trotz meiner Beschwerde hat sich fünf Tage lang nichts geändert.Konrad K., schwerbehinderter Kunde
„Es ist gelinde gesagt eine Frechheit, Behinderte in ihren gesetzlich zugesicherten Rechten zu beschneiden“, sagt er. Man kriege den Parkausweis auch nicht geschenkt. „Den muss man sich regelrecht beim Amt erkämpfen.“ Doch den Mann ärgert nicht nur der falsch abgestellte Testcontainer, sondern auch der Umgang von Kaufland damit.
„Trotz meiner Beschwerde hat sich fünf Tage lang nichts geändert“, erklärt er. Die Apotheke, die die Teststation betreibt, habe ihn an den Filialleiter weitergeleitet. Und der habe letztlich nicht gehandelt. „Und das, obwohl genügend freie Parkplätze als Abstellmöglichkeiten vorhanden sind.“ Also wendet er sich an die BNN und bittet um Hilfe.
Nach dem Anruf der BNN geht es plötzlich schnell
Anruf bei der Pressestelle von Kaufland in Neckarsulm. Alisa Götzinger, zuständig für die Unternehmenskommunikation, ist überrascht, als sie von dem Fall hört. „Das klingt nicht so gut“, sagt sie spontan. Sie werde die Situation intern klären und sich zurückmelden, verspricht Götzinger.
Wenige Stunden später kommt eine schriftliche Stellungnahme. Darin heißt es: „An unserer Filiale in Rastatt stehen unseren Kunden an jedem der Kundeneingänge Behindertenparkplätze zur Verfügung.“ Insgesamt gibt es drei Eingänge, zwei führen in den Laden, der dritte in den Getränkemarkt.
Insgesamt gibt es acht Behindertenparkplätze. „An einem der Eingänge wurden die Parkplätze durch die Corona-Teststation versperrt. Wir haben den Fehler sofort korrigiert und die Teststation auf einen anderen Teil des Parkplatzes verlegt.“ Die schnelle Reaktion freut BNN-Leser K., auch wenn er nicht versteht, weshalb „man erst die Zeitung einschalten muss, damit sich was tut“.
„Leider haben sich die Arbeiten, beispielsweise durch die Verlegung des Stromanschlusses, in die Länge gezogen.Alisa Götzinger, Kaufland-Pressesprecherin
Während die betreibende Apotheke gegenüber K. erklärt hatte, sie sei nur der Betreiber, Kaufland habe ihr aber den Platz für den Container zugewiesen, argumentiert Kaufland nun genau umgekehrt: „Wir selbst sind nicht Betreiber des Testzentrums, haben aber direkt Kontakt mit der Apotheke aufgenommen, die das Testzentrum betreibt und sie um die sofortige Verlegung des Testzentrums gebeten.“
Zudem sei die Reklamation des BNN-Lesers an einem Wochenende eingegangen. „Leider haben sich die Arbeiten, beispielsweise durch die Verlegung des Stromanschlusses, in die Länge gezogen“, so Götzinger weiter. „Wir bedauern dies sehr, möchten aber betonen, dass wir sofort alle zur Verlegung des Testzentrums notwendigen Maßnahmen ergriffen haben.“
Auch wenn es etwas gedauert hat: Der 72-jährige K. freut sich über den Erfolg, von dem er sich vor Ort schon selbst überzeugt hat. „Wenn ich im hinteren Teil Einkäufe mache, renne ich 200 Meter durch den Markt durch und wieder zurück, wenn ich nicht durch den Seiteneingang kann.“
Für jemanden, der alle 20 Meter eine Verschnaufpause braucht, eine schier unüberwindbare Herausforderung. Jetzt kann K. wieder direkt am Eingang parken. „Da habe ich hin und zurück gerade mal den halben Weg. Das ist toll.“