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Dating während der Corona-Pandemie

Das Bedürfnis nach Nähe bleibt trotz Virus

Singles haben es während der aktuellen Corona-Pandemie nicht leicht, neue Menschen kennenzulernen. Die erste Begegnung findet online über eine Dating-Plattform statt. Wenn man sich sympathisch ist, verabredet man sich. Aber: Wie finden Singles Nähe, wenn sie auf Abstand bleiben sollen?

Eine Frau hält eine Rose über einer Laptop-Tastatur.
Nicht einfach: Die Corona-Pandemie erschwert die Partnersuche. Online-Dating-Plattformen sind eine Möglichkeit, um neue Menschen kennenzulernen. Beim ersten Date ist dann wegen des Lockdowns Kreativität gefragt. Foto: Franziska Gabbert /dpa

Das erste Rendezvous war ein Spaziergang am Rhein. Jennifer Ludwig lacht verschmitzt, als sie davon erzählt. Die Stimmung an diesem Nachmittag war locker, beide haben viel geredet und gelacht. Die 31-Jährige aus Rastatt und ihre Bekanntschaft haben aus der Not eine Tugend gemacht.

Normalerweise hätten sich die beiden in einem Café, einem Restaurant oder einer Bar in der Rastatter Innenstadt getroffen. Während des aktuellen Lockdowns ist das unmöglich.

Singles haben es während der Corona-Pandemie nicht leicht, jemanden Neues kennenzulernen. Kontaktbeschränkung und Lockdown sollen verhindern, dass sich die Menschen aus Infektionsschutzgründen nicht zu nahe kommen. Das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe aber bleibt – trotz Virus.

Nach dem Schreiben kommt das Treffen

Der Kontakt kam bei Ludwig über die Dating-Plattform Tinder zustande. Im November wurde sie von ihrer Verabredung angeschrieben.

„Da ich dort aber nicht so aktiv bin, hat er es nochmal über meinen verlinkten Instagram-Account versucht“, erzählt sie. Nach langem Hin- und Herschreiben, hat es dann Mitte Dezember geklappt: besagter Spaziergang am Rhein mit Ludwigs beiden Hunden.

Von Fenster zu Fenster unterhalten

Von einem ganz besonderen Date unter Pandemie-Bedingungen weiß Tobias Basseri zu berichten. „Es war im ersten Lockdown. Da habe ich mich im April mit einem anderen Mann auf einem Supermarkt-Parkplatz verabredet“, berichtet der Bankett-Koordinator aus Rastatt. Er lacht während er die Geschichte erzählt.

„Wir haben die Autos mit etwas Abstand so geparkt, dass wir uns von Fenster zu Fenster unterhalten konnten.“ Keiner der beiden ist damals ausgestiegen.

Es ist wirklich knifflig, weil du nichts machen kannst.
Jennifer Ludwig, Single aus Rastatt

Für Singles ist es nicht ganz einfach, sich aktuell während des Lockdowns zu verabreden. Alles hat geschlossen. „Es ist wirklich knifflig, weil du nichts machen kannst“, berichtet Ludwig. Die üblichen Orte für das erste Kennenlernen fallen alle flach. „Was bleibt, ist etwas Zuhause zu machen“, meint die alleinerziehende Mama. Eine fremde Person zu sich einladen, komme für sie nicht in Frage – alleine schon wegen ihrer beiden Kinder. Was für sie bleibt, ist unter freiem Himmel spazieren gehen.

Andere nehmen Virus eher locker

Basseri ist unter anderem ebenfalls auf Tinder unterwegs. Er nimmt das Coronavirus ernst. Bis jetzt ist sein Eindruck, dass seine Chatpartner die Pandemie eher locker nehmen. Er sei schon derjenige, der auf den notwendigen Abstand achte. Er selbst geht auch nicht zu anderen nach Hause. „Ich weiß ja nicht mal, ob derjenige richtig lüftet, banal gesagt“, meint er. Der 30-Jährige ist Asthmatiker. Es ist laut Basseri immer noch nicht so ganz genau klar, ob er Risikopatient ist. „Ich hab da halt auch einfach keine Lust, mich zu infizieren.“

Auch Jennifer Ludwig betont, dass das Virus bei Verabredungen allgegenwärtig sei. Auch bei ihrem Spaziergang war das Virus stets im Hinterkopf. Wenn das Gefühl aber gut sei, sei sie zwar vorsichtig, versuche es dann aber auch außen vor zu lassen. „Es war ja auch so, als hätten wir uns schon ewig gekannt“, schwärmt sie von ihrem Spaziergang am Rhein. Das zweite Zusammentreffen war dann bei ihm daheim. Er wohne auch nur zehn Minuten von ihrem Zuhause entfernt. „Wir haben uns dann einen gemütlichen Fernseh-Abend gemacht“, erzählt sie.

Mein Liebesleben ist auf null.
Tobias Basseri, Single aus Rastatt

Bei einer zweiten Verabredung in der Stadt achtete Basseri penibel auf den Abstand. Es gab keine Umarmung und kein Getätschel. Die Öffentlichkeit habe ihm auch Sicherheit gegeben, dass es der andere ebenfalls so hält. „Und wenn der Windstoß von vorne kam, wusste ich die Viren fliegen nach hinten“, meint er. Er sei halt schon ein kleiner Hypochonder, gibt er unumwunden zu und lacht.

„Ich mache mir wirklich extreme Sorgen.“ Deshalb habe er sich auch während des aktuellen Lockdowns nicht wieder mit jemandem verabredet. „Mein Liebesleben ist auf null“, erzählt er. Das deprimiere und mache ihn traurig. Vor Corona hatte er ein normales Date-Leben. „So wie es halt ist, wenn man zwei Jahre Single ist.“

Alltag vor der Pandemie war durchgetaktet

Für Jennifer Ludwig war es auch vor der Corona-Pandemie nicht immer so einfach, jemanden kennenzulernen. „Ich habe zwei Kinder, damit haben viele Männer ein Problem“, sagt sie. Ihr Alltag vor der Pandemie war außerdem sehr durchgetaktet. „Da dann jemanden kennenzulernen, ist stressiger und es ging mir teilweise auch auf die Nerven“, meint sie.

Mit ihrer Bekanntschaft hat Ludwig auf jeden Fall ein gutes Gefühl. Es laufe ganz gut, obwohl sie grundverschieden seien. „Ich bin eher so die Rastlose, er ist der selbstständige Geschäftsmann“, sagt sie. Sie sorge für etwas mehr Chaos in seinem Leben und er bringe bei ihr Ruhe rein. Sie glaubt, „ohne Corona, wären wir uns wahrscheinlich nie begegnet“.

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