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Das Logistik-Drehkreuz steht am Rastatter Edeka-Zentrallager nie still

140 Millionen Euro ließ sich Edeka das neue Zentrallager in Rastatt kosten. Von hier aus werden Märkte in fünf Bundesländern beliefert. Ein Blick hinter die Kulissen.

Markantes Gebäude: Das neue Logistik-Drehkreuz von Edeka Südwest in Rastatt. Auf dem großflächig begrünten Dach ist eine Photovoltaikanlage installiert. 

 
Markantes Gebäude: Das neue Logistik-Drehkreuz von Edeka Südwest in Rastatt. Auf dem großflächig begrünten Dach ist eine Photovoltaikanlage installiert.    Foto: Guido Gegg/Edeka

Die Heringsfilets in den blauen Konservendosen sind für einen Edeka-Markt im hessischen Bensheim bestimmt. „Sie kamen gestern auf Paletten an und werden nun für den Weitertransport in Kartons umgepackt“, erklärt Björn Vahlenkamp, der das neue Zentrallager von Edeka Südwest in Rastatt leitet. Die Heringsfilets sind einer von rund 13.000 Artikeln in dem wichtigen Versorgungs-Drehkreuz, einem der größten des Unternehmensverbunds im Südwesten.

Rund 140 Millionen Euro hat Edeka Südwest in das neue Logistik-Herzstück investiert. Die Bauarbeiten begannen im Juli 2019, und schon im Spätjahr 2021 startete der Betrieb. Auf eine Eröffnungsfeier musste wegen Corona verzichtet werden. Der zweimalige Besuch der badischen-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut zur Grundsteinlegung und Fertigstellung war jedoch Beleg für die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Projekts.

Bereits 2011 hatte sich Edeka Südwest auf die Suche nach einer geeigneten Fläche gemacht und mehr als ein Dutzend mögliche Standorte untersucht.

Dass die Wahl schließlich auf ein Areal in Rastatt fiel, das geografisch und strategisch mit dem Verkehrsanschluss an die A5 wesentliche Vorteile bietet, ist für Geschäftsführer Klaus Fickert nach der erfolgreichen Anlaufphase eine Bestätigung: „Der Standort hat sich bewährt, wir würden diese Entscheidung sicherlich wieder so treffen.“ Zumal sich, wie er betont, die Zusammenarbeit mit der Stadt Rastatt sehr konstruktiv gestalte.

Edeka-Zentrallager in Rastatt soll fünf Regionallager entlasten

Mit dem neuen Zentrallager sollen die fünf Regionallager von Edeka in Offenburg, Balingen, Ellhofen und Heddesheim (alle Baden-Württemberg) sowie St. Ingbert (Saarland) entlastet werden, sagt der Geschäftsführer.

Das Liefergebiet von Edeka Südwest, die eine von sieben Regionalgesellschaften im genossenschaftlich organisierten deutschlandweiten Edeka-Verbund ist, umfasst die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie Teile von Hessen und Bayern. In Rastatt werden die eingehenden Produkte für die Regionallager kommissioniert, wie es in der Fachsprache heißt, also nach Bestellung zusammengestellt.

Betriebsleiter Björn Vahlenkamp erläutert die Umverpackung hunderter von Heringsfilet-Konserven.
 
Betriebsleiter Björn Vahlenkamp erläutert die Umverpackung hunderter von Heringsfilet-Konserven.   Foto: Jürgen Volz

Im Zentrallager werden vornehmlich Produkte aus dem sogenannten Trockensortiment, darunter Kaffee und Tee, Süßwaren, Tabakwaren oder Konserven, umgeschlagen. Auch Drogeriewaren machen zunehmend einen Teil aus. Mit dem Zentrallager entlastet Rastatt die anderen Standorte, wo dadurch mehr Platz beispielsweise für weitere frische und regionale Lebensmittel geschaffen werden kann.

Das gesamte Areal umfasst rund 76.000 Quadratmeter Nutzfläche, davon entfallen allein 36.000 Quadratmeter auf das 26 Meter hohe und mit einer markanten Fassade versehene Hauptgebäude mit Hochregallager, Büro-, Verwaltungs- und Sozialräumen sowie einer Werkskantine, so Betriebsleiter Vahlenkamp beim Rundgang durch das Logistikzentrum. Eine großzügige Pforte, Wartebereiche für Lkw sowie ein Parkhaus für die Mitarbeiter stehen ebenfalls zur Verfügung. Auch an Flächen für eine mögliche Erweiterung wurde bei der Planung gedacht.

Arbeitsschritte im Rastatter Zentrallager laufen alle halbautomatisch

Hinter Lagerung und Umschlag der Produkte steckt ein ausgeklügeltes System mit dem Hochregallager und drei Kommissionierebenen als Kernstück. Vom Wareneingang über die Kommissionierung bis zum Warenausgang sind die wesentlichen Arbeitsschritte halbautomatisiert und computergesteuert. Edeka bedient sich für den Betrieb und die Wartung des Hochregallagers eines Dienstleisters, der das gesamte System entwickelt hat, und dessen Fachleute vor Ort sind. Momentan stehen 31.500 Stellplätze für Paletten sowie 200.000 Plätze für Behälter zur Verfügung, die speziell für die Anforderungen des Rastatter Lagers gefertigt werden.

„Alle Stellplätze werden von insgesamt 31 Regalbediengeräten angesteuert“, erläutert Betriebsleiter Vahlenkamp. Überhaupt steckt das Zentrallager voller komplexer Technik: Die Warenautobahn der Paletten- und Fördertechnik ist mehr als sechs Kilometer lang, rund 130 Elektro-Flurfördergeräte sind permanent in den Hochregal-Gängen unterwegs.

Wir haben im Durchschnitt am Tag zwischen 300 und 350 Bestellungen aus den Märkten.
Björn Vahlenkamp, Betriebsleiter

Das Logistikzentrum ist gewissermaßen ein 24-Stunden-Betrieb. Bestellt ein Edeka-Kaufmann seine Waren und Produkte, werden diese dem Markt am übernächsten Tag ausgeliefert. Dazwischen finden die Kommissionierung und der Weitertransport statt. „Wir haben im Durchschnitt am Tag zwischen 300 und 350 Bestellungen aus den Märkten“, berichtet Vahlenkamp. Die Verweildauer einzelner Produkte im Zentrallager liegt lediglich zwischen zehn und zwölf Tagen.

Logistik im Edeka-Zentrallager läuft noch nicht unter Volllast

Momentan läuft die Anlage noch nicht unter Vollauslastung. „Sie wird nach und nach hochgefahren“, erläutert Geschäftsführer Fickert. Allerdings ist die Auslastung bereits höher als ursprünglich geplant, weil Edeka zuletzt eine Reihe ehemaliger Real-Märkte in den Unternehmensverbund integriert hat, deren Belieferung nun ebenfalls über das Rastatter Lager abgewickelt wird.

Bediengeräte steuern die verschiedenen Ebenen selbständig an und holen die Produkte in bis zu 19 Metern Höhe punktgenau aus den Regalen.
Bediengeräte steuern die verschiedenen Ebenen selbständig an und holen die Produkte in bis zu 19 Metern Höhe punktgenau aus den Regalen. Foto: Jürgen Volz

Zudem soll der Warenbestand kontinuierlich ausgebaut werden. „Wir wollen noch mehr Sortimente nach Rastatt holen, die heute noch in der Direktbelieferung sind“, sagt Fickert und nennt als Beispiel hochwertige Spirituosen, die von den Märkten jeweils nur in kleinen Einheiten nachgefragt werden.

Auch wenn das Edeka-Zentrallager hochtechnisiert ist, so bleibt der Mensch im Zweischicht-Betrieb unverzichtbar. „Es gibt viele Produkte, die per Hand zusammengestellt werden müssen“, erläutert Björn Vahlenkamp und zeigt beim Rundgang die entsprechenden Arbeitsplätze. Momentan hat Edeka rund 300 eigene Beschäftigte in Rastatt. Hinzu kommen die Mitarbeiter von externen Dienstleistern. Bis zu 400 Arbeitsplätze sind geplant.

Ein Thema, das im Vorfeld der Ansiedlung im Gewerbegebiet Ost für Diskussionen sorgte, war das zu erwartende Verkehrsaufkommen mit einer zusätzlichen Belastung des Autobahnanschlusses Rastatt-Süd. Mit der finalen Ausbaustufe könnten pro Tag bis zu 190 Lkw das Zentrallager anfahren. Momentan sind es aber noch deutlich weniger, so Betriebsleiter Vahlenkamp.

380 Fahrzeuge im Fuhrpark von Edeka Südwest

Edeka Südwest betreibt einen eigenen Fuhrpark mit rund 380 Fahrzeugen, der kontinuierlich ausgebaut wird. Sie übernehmen die Auslieferungen von einem der fünf Regionallager direkt an die Märkte. Externe Speditionen – zum Teil langjährige Partner von Edeka, wie Geschäftsführer Fickert betont – sind wiederum für die Anlieferungen zu den Lagern unverzichtbar. „Wie überall in der Logistik ist bei uns der Mangel an Lkw-Fahrern permanent präsent“, sagt Fickert.

Darüber hinaus ist auch Edeka von den zeitweise unterbrochenen weltweiten Lieferketten betroffen, allerdings in einem überschaubaren Rahmen, auch weil viele der Produkte in den Verkaufsregalen der Märkte regionalen Ursprungs sind. „In enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten können wir eine ausreichende Versorgung mit Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen und blicken auf eine stabile Versorgungslage“, so der Geschäftsführer.

Dagegen werden steigende Kosten bei Energie und Kraftstoffen zunehmend zum Problem. Und auch die Inflation hinterlässt ihre Spuren mit Preisaufschlägen seitens der Hersteller bei zahlreichen Produkten. „Sie sind für uns zum Teil durchaus nachvollziehbar“, sagt Fickert. Man schaue allerdings ganz genau darauf, was gerechtfertigt sei und was nicht.

Geplante Führungen durchs Zentrallager bislang nicht möglich

Insbesondere internationale Großkonzerne nutzten die sich bietende Chance, „um einen Schluck aus der Pulle“ zu nehmen. „In solchen Fällen halten wir aber ordentlich dagegen, um unseren Kundinnen und Kunden auch weiterhin ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis zu bieten.“ Edeka hat in den zurückliegenden Monaten deshalb das Sortiment optimiert und setzt, so wie der gesamte Lebensmitteleinzelhandel, derzeit verstärkt auch auf günstigere Eigenmarken.

Eigentlich sollte die Öffentlichkeit schon längst die Möglichkeit haben, das geschäftige Treiben im neuen Logistikzentrum live zu verfolgen. Doch die geplanten Gruppenführungen sind bislang Corona zum Opfer gefallen. „Als systemrelevantes Unternehmen können wir ein solches Risiko nicht eingehen“, sagt Geschäftsführer Fickert. Sobald es die Pandemie-Lage zulasse, wolle man interessierte Besuchergruppen gerne einen Blick hinter die Kulissen werfen lassen.

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