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Macherinnen ziehen Bilanz

Das Tête-à-tête in Rastatt zieht 80.000 Menschen an

Das Tête-à-tête in Rastatt ist vorbei. Am Tag danach zogen die Macherinnen Bilanz des Straßentheaterfestivals.

Fraser Hooper fordert beim Abschluss-Tusch "Freiwillige" aus dem Publikum zum Boxkampf auf.
Das große Finale: Fraser Hooper fordert beim Abschluss-Tusch „Freiwillige“ aus dem Publikum zum Boxkampf auf. Foto: Hans-Jürgen Collet

Müde, aber glücklich: Die Festivalleiterinnen sind am Morgen danach noch ein bisschen angeschlagen. Das ist verständlich nach fünf Tagen tête-à-tête. Dennoch waren sie bereit für ein Resümee.

Unser Mitarbeiter Sebastian Linkenheil hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Beim Abschluss-Tusch am Sonntagabend war die Stimmung in der Badner Halle so entspannt und ausgelassen, wie man sie vom tête-à-tête kennt. War das zu erwarten?

Nicht unbedingt. In der Tat hatten die Festivalmacherinnen im Vorfeld Muffensausen, wie das Publikum nach zwei Jahren Pandemie reagieren würde. Großveranstaltungen ohne Abstand und Masken sind noch ungewohnt, aber viele haben es genossen, wieder ungezwungen Kultur erleben zu können. Das kostenfreie Tagesprogramm haben schätzungsweise 80.000 Menschen besucht, die Tickets für die Abendvorstellungen waren zu knapp 80 Prozent verkauft. Das sei nicht ganz so gut wie bei früheren Festivals, aber nach Corona besser als bei vielen anderen Veranstaltungen.

Gab es coronabedingte Ausfälle?

Nein. Es war die große Sorge der Festivalleitung, dass es bei den haupt- oder ehrenamtlichen Mitarbeitern oder auch bei den Künstlern positive Tests geben könnte. Dann hätten Aufführungen ausfallen müssen. Das war aber nicht der Fall. Vier Helfer, die doch positiv getestet wurden, waren zum Glück zuvor noch nicht im Einsatz gewesen.

Wo viele Menschen zusammenkommen, kann es auch mal Knatsch geben. Ein Problem beim tête-à-tête?

Nein. Weder der Festivalleitung noch der Stadtverwaltung sind gravierendere Vorfälle zu Ohren gekommen. Das tête-à-tête habe seinen Anspruch, ein friedliches Festival für alle zu sein, voll erfüllt. Es gab auch keine nennenswerten Fälle von Vandalismus, obwohl viele Gruppen ihr Equipment draußen lagern mussten. Es wurde aber auch bewacht.

Warum gab es keine spektakulären Walkacts?

Das hat zwei Gründe: Geplant wurde das tête-à-tête noch unter Pandemiebedingungen. Gegebenenfalls hätte die Festivalleitung die Stadt in Areale unterteilt und die Besucherzahl limitiert. In Arealen machen Walkacts aber keinen Sinn. Zweiter Grund ist eine gestalterische Entscheidung. Die künstlerischen Leiterinnen Kathrin Bahr und Julia von Wild mögen keine Walkacts ohne Botschaft oder Geschichte. Ein „buntes Gefieder auf Stelzen“ ist ihnen nicht genug. Als positives Gegenbeispiel nennen sie Adrian Schvarzenstein mit seiner mobilen Performance, die die Verfolgung von Minderheiten thematisiert.

Bei früheren Festivals gab es im Ehrenhof mitunter noch bombastischere Inszenierungen. Warum 2022 nicht?

Das Theater Titanick ist bekannt für seine extrem aufwendigen Platzinszenierungen. 2022 hatte es mit „Trip over“ eine für seine Verhältnisse eher kleinere Produktion dabei. Grund ist auch hier Corona: Wegen der Infektionsgefahr musste Titanick mit einem reduzierten Ensemble proben.

Wie hat es hinter den Kulissen funktioniert?

Laut den Festivalmacherinnen reibungslos. Im Vorfeld habe es etwas Schwierigkeiten gegeben, genügend ehrenamtliche Helfer zu finden. Zu Festivalbeginn waren es 140, zum Ende des tête-à-tête 168. „Wir haben also 28 während der fünf Tage dazugewonnen“, freut sich die organisatorische Leiterin Christina Hernold. Alle Helfer, erkennbar am roten T-Shirt, seien mit Feuereifer dabei gewesen. Ohne sie sei das tête-à-tête nicht möglich. Und viele wollen bei der Stange bleiben. „2024 bin ich wieder dabei“, sei nach dem Festival der häufigste Satz gewesen.

Wann ist das nächste tête-à-tête geplant?

Das Datum steht schon fest: Das größte Straßentheaterfestival Deutschlands wird vom 28. Mai bis 2. Juni 2024 in Rastatt stattfinden. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch wünscht sich bis dahin noch weitere Sponsoren und Helfer.

Und was sagen die Künstler?

Der Abschluss-Tusch in der Badner Halle war sehr emotional. „So viel Liebe kommt uns Künstlern in dieser Stadt entgegen“, schwelgten Siegfried und Joy stellvertretend für viele Kollegen, „diese Liebe möchten wir gerne zurückgeben“.

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