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Umkleideraum wird zum Sendestudio

Der Rastatter TV weitet das Angebot seiner Online-Kurse nicht nur für Mitglieder aus

Der Rastatter Sportverein hat sein Online-Angebot weiter vergrößert. Seit Anfang Februar gibt es ein „hochintensives Intervalltraining“. Derweil rüstet sich der Verein für weitere digitale Herausforderungen und baut einen Umkleideraum zu einem Sendestudio aus.

Kamera und Laptop im Blick: Aus dem zum Sendestudio umfunktionierten Umkleideraum des RTV gestaltete  Sina Ratzel zuletzt  ein sportliches Online-Fastnachtsprogramm für Kinder.
Kamera und Laptop im Blick: Aus dem zum Sendestudio umfunktionierten Umkleideraum des RTV gestaltete Sina Ratzel zuletzt ein sportliches Online-Fastnachtsprogramm für Kinder. Foto: Hans-Jürgen Collet

Es war einmal ein Umkleideraum. Nun bezeichnet ihn Matthias Reiche, Geschäftsführer des Rastatter Turnvereins, schmunzelnd als „Roten Salon“.

Es sind rote Gymnastikmatten, die im Obergeschoss der RTV-Geschäftsstelle etwas zweckentfremdet wurden. Statt auf dem Boden zu liegen, hängen sie nun an den Wänden und sollen den Schall dämmen.

Denn: Aus dem Raum wird ein Sendestudio. „Eine neue Kamera kommt noch in den nächsten Tagen“, kündigt Reiche an.

Teilnahme an den Trainingsstunden ist kostenlos

Damit erweitern sich die Möglichkeiten des Vereins zusätzlich, per Video die Mitglieder zu sportlichen Aktivitäten zu motivieren. „Die Älteren nutzen das Angebot noch mehr als die Jüngeren“, sagt Reiche und betont, dass auch Interessenten, die nicht dem Verein angehören, den Online-Übungsstunden beiwohnen können.

Dies geschieht mittels der städtischen Online-Plattform „Rastatt schnatzt“, wobei eine entsprechende Voranmeldung über die RTV-Geschäftsstelle erfolgt. „Die Teilnahme an den Trainingsstunden ist generell kostenlos“, betont Reiche.

Die meisten Nutzer seien indes meist schon lange miteinander aus aktiven Zeiten bekannt. Deshalb werde mithilfe der Online-Formate gerne die Möglichkeit wahrgenommen, nicht nur zu trainieren, sondern sich auch zu unterhalten – gerade in Zeiten der Kontaktbeschränkungen.

Geschulte Übungsleiter müssen auf die Sturzgefahr achten.
Dominik Adler , Referent für Öffentlichkeitsarbeit

Über die Plattform Zoom kommunizieren die Reha-Sportler miteinander, für die ebenfalls ein Online-Programm entwickelt wurde: „Dazu gehören besonders geschulte Übungsleiter, die gerade auch auf die Sturzgefahr achten müssen“, sagt Dominik Adler, für die Öffentlichkeitsarbeit und insbesondere für die Online-Angebote zuständig.

Sollten bei den Nutzern technische Probleme am heimischen Bildschirm auftauchen, ist Adler ebenfalls zur Stelle: „Bei Bedarf fahre ich selbst raus und versuche den Leuten vor Ort zu helfen“. Die Übungsstunden, die von den einzelnen Abteilungen, wie etwa Fechten, Karate, Handball oder Volleyball angeboten werden, laufen dabei in aller Regel zur gleichen Zeit, wie jenes Training, das normalerweise in der Realität stattfinden würde.

Seit Anfang Februar wurde die Angebotspalette noch zusätzlich erweitert: „Wir haben Anfragen bekommen nach etwas, wo man sich richtig auspowern kann“, wie Reiche und Adler berichten. Flugs war die neue Gruppe gebildet, in der Leonie Bartel, Tochter des RTV-Vorsitzenden Werner Bartel, nun ein „hochintensives Intervalltraining“ anbietet. Die Intensität der einzelnen Inhalte könne dabei dem individuellen Leistungsstand angepasst werden, so dass „jeder an sein Limit kommt.“

Geschäftsführer Reiche betont indessen auch die „Marktführerschaft“ des RTV im Bereich des Kindersports in Rastatt. Tanja Weisenburger, hauptamtliche Sportfachkraft des Vereins, kümmert sich gemeinsam mit Sina Ratzel und Nadja Westermann, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr beim RTV absolvieren, um die Übungsformen für Kinder.

Mit Spielen, Tanz und Musik etwa boten die drei am Rosenmontag ein ganz spezielles Online-Fastnachtsprogramm an, das die Kinder zu Hause miterleben und an dem sie sich selbst beteiligen konnten – etwa mit Luftballonen und verkleideten Kuscheltieren.

Ich schaue, welche Alltagsgegenstände für bestimmte Übungen geeignet sind.
Tanja Weisenburger, hauptamtliche Sportfachkraft

„Ich gehe oft durch die Wohnung, und schaue, welche Alltagsgegenstände für bestimmte Übungen geeignet sind“, gibt Weisenburger Einblicke in die normale Vorbereitung der Online-Sportstunden für Kinder. Beispielhaft etwa zählt sie Putzlappen, Socken, Fliegenklatschen oder Kartons auf: „Man muss da halt kreativ sein.“ Generell sei zu berücksichtigen, dass in den Wohnzimmern weniger Platz als in der Sporthalle ist.

Ich freue mich immer riesig darauf.
Rolf Döhrer, Volleyball-Urgestein

Rolf Döhrer, Urgestein der RTV-Volleyballabteilung, zeigt sich äußerst angetan von dem Online-Training, das Maike Dinkelbach für die Volleyballer anbietet und keineswegs ausschließlich auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist: „Es geht um Dehnen, Kräftigen und Strecken“, sagt der 72-Jährige.

Etwa zehn bis 15 Teilnehmer seien regelmäßig vor dem Bildschirm dabei und nutzten auch die Gelegenheit, für einen kleinen Plausch untereinander. „Ich freue mich immer richtig darauf“, sagt Döhrer.

Einige tausend Euro, so Reiche, habe der Verein mittlerweile in die Verbesserung seiner digitalen Infrastruktur investiert. Diese soll künftig auch für die Übertragung von Versammlungen und Sitzungen in die heimischen Wohnzimmer genutzt werden.

Dessen ungeachtet fiebern Reiche und seine Mitstreiter jenem Moment entgegen, in dem die Sportanlagen des Vereins wieder von Leben erfüllt sind: „Das Licht am Ende des Tunnels wird heller. Wir sind bereit und stehen in den Startlöchern.“

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