
Die Imker in Mittelbaden sind alarmiert: Noch nie wurden so viele Nester der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) entdeckt wie in diesem Jahr. Im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe etwa 300, im Vorjahr waren es noch 45.
Die invasive Art ist eine Gefahr für einheimische Insekten. Auf ihrem Speiseplan stehen auch Wild- und Honigbienen, die bereits durch Pestizide und Varroamilbe massiv bedroht sind. Erfahrungen aus Asien haben zudem gezeigt, dass die Asiatische Hornisse ganze Bienenvölker vernichten kann.
Deswegen hat der Landwirtschaftsverband Vertreter der Imkervereine aus dem Landkreis Rastatt und dem Stadtkreis Baden-Baden ins Landratsamt eingeladen. Im Kreistagssaal spricht der Hornissenbeauftragte Bernhard Unser über seine Erfahrungen mit dem Insekt.
Verbreitungsgebiet der Asiatischen Hornisse massiv gewachsen
„Das Aufkommen der Asiatischen Hornisse ist in diesem Jahr ist regelrecht explodiert“ betont Unser. „Mit etwa 80 Nestern wurden die meisten Nester im Raum Mannheim entdeckt. Im Landkreis Rastatt waren es 21 und im Stadtkreis Baden-Baden 12.“
In Frankreich wurde sie in Bordeaux erstmals im Jahr 2004 entdeckt, zehn Jahre später in Deutschland. Inzwischen ist sie auch in Belgien, den Niederlanden, der iberischen Halbinsel sowie in Italien nachgewiesen. Ihren Weg nach Europa hat die invasive Art wahrscheinlich beim Transport von Handelsgütern gefunden.
Und bedingt durch den Klimawandel kommt sie in ihrer neuen Umgebung bestens zurecht. Bei Untersuchungen in Frankreich wurde festgestellt, dass sich die Tiere in einem Jahr etwa 78 Kilometer in Richtung Norden ausbreiten. „Ihre Fluggeschwindigkeit kann bis zu sechs Meter pro Sekunde betragen“, so Unser.
Die Asiatische Hornisse ist von ihren einheimischen Verwandten dabei gut zu unterscheiden, da sie etwas kleiner ist als diese. Und ihr Körper ist dunkelbraun bis schwarz, im Gegensatz zu der einheimischen, gelb gefärbten Art.
Hornissen werden in Rastatt und Baden-Baden professionell bekämpft
Anhand von Beispielen erläuterte Unser, wie er bereits gegen die Asiatische Hornisse vorgegangen ist, denn im Gegensatz zur europäischen Art, die streng geschützt ist, werden diese vernichtet. Die erste Meldung ist bei den Hornissenbeauftragten im Landratsamt im Jahr 2018 eingegangen.
In der Krone eines Nussbaums in Oberweier war ein Nest entdeckt worden. Die Feuerwehr zerstörte es damals noch mit einem Wasserstrahl und drei Männer in Imkeranzügen sammelten die dadurch gelähmten Tiere später am Boden ein.
Heute wird den Insekten häufig dadurch den Gar aus gemacht, indem der Inhalt eines Feuerlöschers in das Nest gesprüht und dieses anschließend etwa zwei Tage lang in einen Tiefkühlschrank gelegt wird. Danach wird es in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt.
Wie die Hornissen Bienen gefährden
In den Folgejahren kamen dann immer wieder weitere Nester dazu, unter anderem in Rastatt, dem Murgtal, Ottersdorf, Bischweier und Durmersheim. Die meisten davon hingen in Bäumen in einer Höhe von bis zu acht Metern, einmal aber auch auf einer Terrasse, über einem Fenster.
„In der Nähe der Nester befinden sich in der Regel immer Bienenstöcken“, sagt Unser. Die Kannibalen setzen sich dann vor deren Eingang und warten. Herauskommende Bienen werden getötet und gefressen, ohne dass diese sich zur Wehr setzen. Die Bienen im Stock erleiden dadurch offensichtlich so etwas wie einen Schock (Futterlähmung) und verlassen in der Folge den Bienenstock nicht mehr.
Unser zeigte das Bild einer asiatischen Hornisse an einem seiner Bienenstöcke auf der Badener Halle, die er wohl rechtzeitig entdeckt hatte und die deshalb keinen großen Schaden anrichten konnte: „Wenn aber zehn bis 20 Angreifer kommen, dann kann das ein Riesenproblem werden“, so der Hornissenbeauftragte.
Bienen müssen geschützt werden
Seine Zuhörer diskutierten anschließend, wie sie ihre Bienenvölker in der Zukunft am besten schützen können.
„Ziel muss sein, dass wir Anfang 2024 so ausgerüstet sind, dass wir gegen die Asiatische Hornisse vorgehen können“ erklärt ein Teilnehmer und er fährt fort: „Außerdem muss geklärt werden, wer uns hilft“.
Denn ohne Unterstützung werden die Imker vermutlich nicht effektiv gegen die invasive Art vorgehen können, schon weil deren Nester in der Regel in großer Höhe in Baumwipfeln hängen.
Um dorthin zu gelangen, wird beispielsweise ein Hubwagen oder ein Feuerwehrauto mit Drehleiter benötigt. „Ich werde noch in diesem Monat Kontakt mit dem Regierungspräsidium aufnehmen“, versicherte der Vorsitzende des Verbandes der Badischen Imker, Hans-Peter Kohm, den Teilnehmern.