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„Doppelpass on Tour“ kommt nach Rastatt

Moderator und Ex-Profi Thomas Helmer: „Beim KSC hatten wir oftmals große Probleme“

Mit dem „Doppelpass on Tour“ kommt Sportmoderator Thomas Helmer nach Rastatt. Im BNN-Interview teilt er seine nicht allzu guten Erinnerungen an die Spiele im Wildpark und spricht über seinen Abschied vom „Doppelpass“.

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Moderator in Rastatt: Ex-Nationalspieler Thomas Helmer leitet in der Badner Halle das Bühnenprogramm „Doppelpass on Tour“. Foto: Andreas Gebert/dpa/Archivbild

Thomas Helmer hat in seinem Leben vieles erlebt. Als Fußballprofi schnürte er unter anderem für Borussia Dortmund und Bayern München seine Schuhe.

Seit Ende seiner Karriere arbeitet er als Sportjournalist und Moderator. Sechs Jahre lang moderierte er die Kultsendung „Doppelpass“. Zwar feierte Helmer im Juli dieses Jahres seinen Abschied aus der Sendung, doch mit dem Format „Doppelpass on Tour“ begibt er sich auf Deutschlandreise.

Vor seinem Auftritt in der Rastatter Badner Halle hat der 56-Jährige unserem Redaktionsmitglied Stefan Meister einen Eindruck über seine Zeit als Moderator gegeben. Außerdem erzählt er, weshalb er bei seinen Auftritten mit dem FC Bayern schlechte Erinnerungen an das Wildparkstadion hegt. Zudem spricht er über die aktuellen Entwicklungen im Fußball.

Wie schwer fällt Ihnen der Abschied vom Doppelpass?
Helmer

Nach der langen Zeit fällt der Abschied natürlich schwer und ist für mich nicht emotionslos. Ich hätte zwar gerne weitergemacht, allerdings nicht mehr in diesem Umfang. Seit 2015 habe ich tatsächlich alle Sendungen moderiert, das war reizvoll, aber auch ein Mammutprogramm.

Welche Erfahrungen konnten Sie in Ihrer Zeit beim Doppelpass sammeln?
Helmer

Die Zeit hat mir großen Spaß bereitet und ich möchte sie keinesfalls missen. Da die Sendung mit unterschiedlichen Akteuren wie Manager, Trainer, Journalisten oder ehemaligen Profifußballern zusammengesetzt ist, hat sie ihren eigenen Charakter. Insgesamt arbeite ich für Sport1 und seinen Vorgängersender DSF seit fast 20 Jahren und konnte dort vieles ausprobieren. Ich bin in die Rolle hineingewachsen und habe vom ehemaligen Sportschau-Moderator Ernst Huberty wertvolle Tipps bekommen.

Nun machen Sie mit dem Format „Doppelpass on Tour“ in Rastatt Station. Waren Sie schon einmal in Rastatt?
Helmer

Erst vor wenigen Wochen haben meine Frau und ich auf der Reise nach Loßburg einen Zwischenhalt in Rastatt gemacht. In Loßburg habe ich an einem Benefizspiel für Marcel und Benny Fritschi (Anmerkung der Redaktion: zwei Jugendliche mit Behinderung) teilgenommen. Wir unterstützen die Familie der beiden Brüder seit vielen Jahren.

In der 90er Jahren wechselten zahlreiche Spieler vom Karlsruher SC zu Bayern München. Haben Sie etwas von der badischen Lebensmentalität abbekommen?
Helmer

Obwohl etliche Spieler den Schritt nach München gewagt haben, haben die mich leider nicht in die badische Lebensart unterwiesen. Mit Michael Sternkopf und Oliver Kreuzer habe ich immer noch viel Kontakt. Aus Bayern-Sicht sind mir die Spiele im Wildpark nicht in allerbester Erinnerung, da wir beim KSC oftmals große Probleme hatten. Der KSC hatte damals eine große Talentschmiede.

Welcher der ehemaligen KSC-Spieler hat bei Ihnen den größten Eindruck hinterlassen?
Helmer

Es wäre ungerecht, wenn ich einen Spieler in den Vordergrund rücken würde. Aber natürlich haben Mehmet Scholl, mit dem ich jahrelang das Doppelzimmer geteilt habe, und Oliver Kahn einen Eindruck hinterlassen.

Rückblickend auf Ihre Fußballkarriere. Was war der größte Moment?
Helmer

Natürliche denke ich an meinen ersten Titelgewinn als Profi bei Borussia Dortmund. Wir waren damals im Pokalfinale gegen Werder Bremen Außenseiter, konnten das Spiel aber für uns entscheiden. In Erinnerung sind mir dabei insbesondere die Biene-Maja-Socken geblieben, die wir damals trugen. Als Nationalspieler bleibt der Gewinn der Europameisterschaft 1996 unvergessen. Das ganze Turnier war von Dramatik geprägt, und wir waren bereits mehrfach mit mehr als einem Bein aus dem Turnier draußen. Allein, wenn ich an das Halbfinale gegen England und die zahlreichen Chancen der Engländer denke. Am Ende haben wir alle als Team zusammengehalten und den Titel gewonnen.

Als Profi und Sportjournalist haben Sie beide Seiten erlebt. Was liegt Ihnen mehr am Herzen?
Helmer

Insgesamt finde ich die Moderation deutlich anstrengender als ein Fußballspiel. Im Spiel gibt es immer wieder positive Glücksmomente, die aufzeigen, dass du was richtig gemacht hast. Als Moderator gibt es diese Momente nicht. Zwar geht man davon aus, dass man die Sendung im Griff hat, doch das Ergebnis wird erst über die Quote bekannt.

Sie haben mit Spielern wie Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus zusammengespielt. Vermissen Sie es nicht, dass es heutzutage solche Spielertypen kaum mehr gibt, die nach dem Spiel ihre ehrliche Meinung sagen?
Helmer

Solche Spieler vermisse ich. Heutzutage wird alles von den Pressesprechern gegengelesen. Typen wie Sandro Wagner, die ihren Mund aufmachen, sind eine Ausnahme. Ich würde mir wünschen, dass es wieder mehr solcher Charaktere gibt.

Sehen Sie die allgemeine Entwicklung im Fußball kritisch?
Helmer

Ich hoffe, dass das Fußballgeschäft durch Corona vernünftiger wird. Vereine wie Real Madrid oder der FC Barcelona haben sich seit Jahren übernommen. Dagegen denke ich, dass in der Bundesliga eine gute Arbeit gemacht wird. Die Vereine kommunizieren miteinander und lassen sich von den internationalen Vereinen nicht treiben. Es ist wichtig, die Vernunft walten zu lassen, auch wenn mal in einem Jahr keine Möglichkeit auf den Gewinn des Champions-League-Titels besteht.

Kann Thomas Helmer auch ohne Fußball?
Helmer

Für Sport1 bin ich ja weiterhin beim „Fantalk“ und den DFB-Pokal-Livespielen im Einsatz, was immer spannend ist. Aber ich gebe zu: Ich schaue nur die Spiele, die ich schauen muss. Ich habe keines der vergangenen drei Länderspiele gesehen. Das zeigt, dass ich auch mal ohne Fußball leben kann.



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