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Tipps zum Alkoholverzicht

Rastatter Suchtexperte über den Dry January: „Jeder Tag ohne Alkohol tut dem Körper gut“

Zum Jahreswechsel wollen viele einen Monat lang auf Alkohol verzichten. Wolfgang Langer, Leiter der Fachstelle Sucht Rastatt/Baden-Baden, verrät, was der Dry January bringt und wie man ihn durchhält.

Wolfgang Langer sitzt in seinem Büro
Ein Monat ohne Alkohol: Laut Suchtexperte Wolfgang Langer wirkt sich der Dry January positiv auf die Gesundheit aus. Foto: Marie Orphal

Ein Monat ohne Alkohol: Mit diesem guten Vorsatz wollen viele gesünder ins neue Jahr starten. Aber was bringt der Dry January überhaupt? Wie gelingt es einen Monat lang trocken zu bleiben? Und ab wann wird Alkoholkonsum gefährlich?

Ein Gespräch mit Wolfgang Langer, Leiter der Fachstelle Sucht Rastatt/Baden-Baden mit Außenstelle in Gernsbach.

Herr Langer, ein Monat ohne Alkohol – was bringt das überhaupt?

Alkohol ist ein Nervengift, das über die Leber abgebaut wird. Für den Körper stellt das Stress dar. Insofern ist es natürlich eine Entlastung, wenn die Leber über einen gewissen Zeitraum geschont wird und sich regenerieren kann. Jeder Tag ohne Alkohol tut dem Körper gut. Trotzdem würde ich empfehlen, sich auch in den restlichen elf Monaten ein bisschen zurückzuhalten.

Wie schaffe ich es, einen ganzen Monat lang trocken zu bleiben?

Zunächst einmal braucht man einen klaren Vorsatz und einen starken Willen. Außerdem ist es hilfreich, sich mit anderen zusammenzutun, die das gleiche Ziel haben. Und es gibt bestimmte Hilfsmittel – etwa Listen, auf denen man festhält, in welchen Situationen es einem besonders schwerfällt, auf Alkohol zu verzichten. Für solche Situationen kann man sich dann Alternativen überlegen. Zum Beispiel etwas Erholsames tun, wie einen Waldspaziergang machen, einen Freund anrufen, Musik hören oder ein Bad nehmen. Es kann auch helfen, als Ersatz andere Getränke oder Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Auch Rituale, die man in den Alltag einbaut, zum Beispiel Phasen der Entspannung, können das Bedürfnis nach Alkohol reduzieren. Insgesamt gilt: Je ausgewogener und achtsamer ich meinen Tag gestalte, umso leichter fällt es, auf Alkohol zu verzichten. Und wenn man trotz allem doch mal schwach wird: Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen.

Bis zu welcher Menge ist Alkohol unbedenklich?

Die Grenze liegt bei 24 Gramm Alkohol am Tag für Männer. Das entspricht ungefähr einem halben Liter Bier oder 0,25 Liter Wein. Frauen vertragen nur die Hälfte. Ab da wird es gefährlich: Erhöhter Alkoholkonsum begünstigt bei vielen Krankheiten einen schweren Verlauf, schädigt die Organe und das Knochengerüst. Außerdem steigt die Gefahr, an Krebs zu erkranken. Für beide Geschlechter gilt: Man sollte an maximal fünf Tagen in der Woche Alkohol trinken. Zum einen, um einer Sucht vorzubeugen. Zum anderen, damit sich der Körper erholen kann.

Also lieber ein Vollrausch am Wochenende als jeden Tag ein Feierabendbier?

Weder noch. Wenn man nur am Wochenende trinkt, kann sich zwar die Leber an den anderen Tagen regenerieren. Dafür wird bei Alkoholexzessen vor allem das Gehirn stark in Mitleidenschaft gezogen. Das ist besonders bei Unter-25-Jährigen gefährlich, weil ihr Gehirn noch nicht voll entwickelt ist.

Die EU plant Warnhinweise auf alkoholischen Getränken, ähnlich wie bei Zigaretten. Was halten Sie von der Idee?

Den großen Wurf erhoffe ich mir davon nicht. Aber es könnte dabei helfen, auf Risiken aufmerksam zu machen. Zum Beispiel wissen viele nicht, wie schädlich Alkohol in der Schwangerschaft ist. Schon kleine Mengen reichen aus, um den Embryo zu schädigen.

Was ist dran am Mythos vom gesunden Glas Rotwein?

Gar nichts. Die gesunden Stoffe kommen von den Trauben. Der Alkohol ist dagegen nicht förderlich. Wem es also um gesunde Ernährung geht, der sollte lieber ein Glas Traubensaft trinken.

Kommen seit Corona mehr Menschen mit Alkoholproblem zu Ihnen in die Beratungsstelle?

Momentan kommen eher etwas weniger Betroffene zu uns, weil wir wegen Corona keine offenen Sprechstunden anbieten. Das versuchen wir über Telefongespräche und Mail-Kontakte abzufedern. Gestiegen ist die Nachfrage von Angehörigen. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Menschen mehr zuhause sind und der Familie eher auffällt, wenn jemand zu viel trinkt oder weil sich häusliche Konflikte verschärfen und Alkohol dann oft eskalierend wirkt. Zwar gibt es momentan weniger Veranstaltungen und dadurch auch weniger Alkoholexzesse. Dafür gibt es aber mehr einsame Trinker. Gründe sind zum Beispiel Sorge wegen der Corona-Situation oder fehlende soziale Kontakte.

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