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Kein Gegenwind bei Info-Veranstaltung

Erste Windräder in Durmersheim könnten sich 2025 drehen

In drei Jahren könnten in Durmersheim die ersten Windräder stehen. Bei einer Informationsveranstaltung mit Fachleuten in der Hardtsporthalle gab es keine Proteste zu dem Projekt. Auf Kritik stieß aber die lange Genehmigungsdauer.

Landschaft, Windräder
So könnte sich das Landschaftsbild verändern: Die Gemeinde Durmersheim zeigt sich offen für den Bau von Windkraftanlagen. Bürgermeister Augustin denkt an eine Realisierung in frühestens drei Jahren. Foto: Visualisierung: RES Deutschland GmbH

Christoph Ewen schüttelt den Kopf: „Die harten Gegner der Windkraft werden ihre Meinung nicht ändern“, glaubt er. Ewen ist Chef des Forums Energiedialog Baden-Württemberg, einem Projekt des Landes Baden-Württemberg, das die Kommunen im Zusammenhang mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien berät. Er moderierte im vergangenen Jahr den so genannten Bürgertisch in Durmersheim, der in vier Sitzungen Empfehlungen für die Nutzung von Windenergie in Durmersheim erarbeitet hatte.

Ewen glaubt nicht, dass die explodierenden Öl- und Gaspreise allzu großen Einfluss auf die Akzeptanz der Windenergie besitzen: „Ich denke, die Polarisierung zwischen Gegnern und Befürwortern nimmt eher noch zu.“

Ich wäre der erste, der zum Spaten greift, wenn der Bau beginnt.
Siegfried Baumgart, Mitglied der Agenda 21

Bei der Info-Veranstaltung zum Thema Windenergie in der Durmersheimer Hardtsporthalle allerdings war das Stimmungsbild klar: Kritische Fragen blieben aus, im Publikum positionierte sich niemand, der eine ablehnende Haltung vertrat. Freilich blieb die Resonanz bei lediglich rund 30 Interessenten eher bescheiden. „Ich wäre der erste, der zum Spaten greift, wenn der Bau beginnt“, sagte etwa Siegfried Baumgart, engagiertes Mitglied der Agenda 21.

Bürgermeister Andreas Augustin (parteilos) erinnerte daran, dass erst der 2019 erstellte neue Windatlas Durmersheim als attraktiven Standort für Windenergie ausgewiesen hatte. „Wir haben damit gar nicht gerechnet“, sagte er. Der Krieg in der Ukraine zeige, wie wichtig es sei, unabhängiger zu werden von den Energieimporten aus Russland. Ewen verdeutlichte dabei die Haltung der 16 Mitglieder des Bürgertisches, die Windenergieanlagen in Durmersheim „mit ganz überwiegender Mehrheit begrüßten“.

Achim Bischof, ein Mitglied aus dem Gremium, bestätigte diese Einschätzung, wenngleich nicht alle immer einer Meinung gewesen seien. Sichergestellt sein müsse unter anderem die ökologische und ökonomische Wirksamkeit. Zudem dürften damit keine Belästigungen durch Lärm und Infraschall für die Anwohner verbunden sein.

Ferner sollten Gemeinde und Bürger finanziell von den Anlagen profitieren. Ein weiterer, ganz wesentlicher Aspekt: Der Arten- und Landschaftsschutz müsse gewährleistet bleiben. Eva-Maria Riedel von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes verwies etwa auf die Erfassung der verschiedenen Vogelarten, wie Milane, Kiebitze, Fledermäuse oder Weißstörche.

Besonderer Blick auf den Arten- und Landschaftsschutz

Gemeinderatsmitglied Jürgen Kniehl (FWG) konstatierte, dass „ich die Stimmung im Ort gegenüber der Windkraft für sehr gut halte“. Würmersheims Ortsvorsteher Helmut Schorpp (CDU) äußerte sich dagegen eher zurückhaltend: „Ich spüre keine Euphorie für die Windenergie.“ Werner Hermann (SPD) meinte im Blick auf die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas, dass es „unklug wäre, die Windkraft nicht zu nutzen“, während Rolf Enderle (BuG) es für besonders wichtig erachtete, bei der Entscheidungsfindung die Meinungen aus den Reihen der Bürger miteinzubeziehen.

Bürgerenergiegenossenschaft zeigt Interesse an Beteiligung

Jörg Schröder, der als interessierter Besucher den Informationen in der Hardtsporthalle lauschte, glaubt, dass die aktuelle politische Lage generell das Verständnis für alternative Energien erhöhe. „Allerdings dauern die Genehmigungsverfahren zu lange“, meinte er. Neben Solar- und Windenergie favorisiert er vor allem die Erdwärme: „Das Thema ist zwar verpönt, aber da gibt es noch ein großes Potenzial.“

Hartmut Oesten, Geschäftsführer der Bürgerenergiegenossenschaft Durmersheim, bekundete seinerseits das Interesse an der Windkraft: „Die Windenergie übernimmt eine zentrale Rolle, um die Klimaziele zu erreichen. Bisher haben wir 16 Photovoltaikanlagen und wollen auch in diesem Bereich investieren.“

Es soll auf kommunalen Flächen gebaut werden.
Andreas Augustin, Bürgermeister

Und wie geht es weiter? Als Standorte für anvisierte drei bis fünf Anlagen sind Bereiche entlang der Malscher Straße, östlich des Stürmlinger-Sees und an der Gemarkungsgrenze zu Rheinstetten im Gespräch, allerdings ist noch nichts konkret. Aber: „Es soll auf kommunalen Flächen gebaut werden“, versicherte Augustin, der bald auch im Gemeinderat das Thema wieder zur Sprache bringen will.

Zudem bestehe der Wunsch, sich bei Pachtverhandlungen mit interessierten Unternehmen von externen Fachleuten beraten zu lassen. Er rechne damit, dass sich frühestens 2025 die ersten Windräder in Durmersheim drehen könnten. Ein ehrgeiziger Plan, dessen Umsetzung Sebastian Oser, Leiter des Amtes für Baurecht und Naturschutz beim Landratsamt Rastatt, mit einem wesentlichen Kriterium verknüpft: „Die Genehmigungsverfahren müssen schneller gehen, aber es hängt auch von der Qualität der Unterlagen ab.“

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