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Vorerst sechs Hektar

Photovoltaik auf Baggersee: Gemeinderat Durmersheim leitet Bebauungsplan für Vorhaben in die Wege

Der Gemeinderat in Durmersheim hat den nächsten Schritt für die geplante Photovoltaikanlage auf Baggersee des Kieswerks Stürmlinger gemeistert. Kritik gibt es aber an der beschränkten Flächengröße.

Stromquelle: 50 Hektar groß ist der See des Kieswerks Stürmlinger. Sechs Hektar sollen mit einer schwimmenden Phovoltaikanlage bedeckt werden.
Stromquelle: 50 Hektar groß ist der See des Kieswerks Stürmlinger. Sechs Hektar sollen mit einer schwimmenden Phovoltaikanlage bedeckt werden. Foto: Helmut Heck

Mit vereinten Kräften hat der Gemeinderat am Mittwoch für die Photovoltaikanlage Werbung gemacht, die auf dem Baggersee des Kieswerks Stürmlinger errichtet werden soll. Mit der von fünf interessierten Einwohnern verfolgten Sitzung wurde der Bebauungsplan für das Vorhaben in die Wege geleitet.

Bürgermeister Klaus Eckert (SPD) verwies am Beginn der Beratung auf den „Kampf“, den er im Schulterschluss mit dem Gemeinderat seit geraumer Zeit mit gesetzgebenden Instanzen ausfechte, um eine größere Dimension des Solarstromwerk zu erreichen als bislang möglich.

Statt momentan erlaubten 15 Prozent der Wasserfläche hätten man es gerne doppelt so groß. Bei der ersten Vorstellung des Projekts im Mai 2022 war eine Fläche von 15 Hektar angepeilt worden. Der See hat derzeit ein Ausmaß von rund 50 Hektar. Um die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten, will man sich für die Photovoltaik vorerst mit sechs Hektar begnügen, also zwölf Prozent der Wasserfläche.

Da weiterhin Kies abgebaut werde, das Gewässer sich somit ausdehne, könnte allein dadurch eine größere Anlage möglich werden, blickte eine Mitarbeiterin des mit der Planung beauftragten Büros in die Zukunft.

CDU-Fraktion sieht Vorhaben trotz Flächenbeschränkung als innovativ

Rolf Enderle (BuG) eröffnete die Erklärungen der Fraktionen mit Zufriedenheit: Es gebe „nicht mehr viel zu sagen“. Er begrüßte, dass „dem See ein zweites Leben eingehaucht“ werde. Gut sei außerdem, dass die Flächenbeanspruchung nicht in Konkurrenz zur Landwirtschaft erfolge. Das Solar-Vorhaben biete „eigentlich nur Vorteile“, genieße in der Bevölkerung „große Akzeptanz“.

Erfreulich fand Enderle ferner die vorgesehene Kooperation mit der Bürgerenergiegenossenschaft Durmersheim. Diese soll einen kleinen Teil der Anlage übernehmen. Neben dem Kieswerk als weiterem Nutzer ist als Hauptbetreiber der Baywa-Konzert aus Bayern an Bord. Die angepeilte Gesamthöchstleistung der Stromgewinnung war in den Unterlagen mit 11,24 Megawatt-Peak angegeben.

Fangen wir halt mit 15 Prozent an.
Werner Hermann, SPD-Sprecher

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Schorpp lobte das Vorhaben trotz der Flächenbeschränkung als „ganz innovativ“. Einen gar „historischen“ Entschluss sah er in dem Umstand, dass der Bebauungsplan auf eine noch gar nicht gegebene Rechtslage ziele, nämlich die erhoffte Gestattung größerer Flächen. Die Energiewende zu fordern, gelte „nicht nur beim Wollen, sondern auch beim Machen“.

Maximal 15 Prozent der Wasserfläche dürfen bedeckt werden

In diesem Sinne beschreite Durmersheim einen „progressiven Weg“, kommentierte Schorpp. Es war als Spitze gegen die Landesregierung zu verstehen. Das Beharren der großen Politik auf der 15-Prozent-Grenze für Seen war zuvor schon von Enderle mit dem Hinweis kritisiert worden, dass der französische Staat im Elsass ähnliche Vorhaben mit bis zu 70 Prozent Wasserabdeckung zulasse.

Leutenheim und Kutzenhausen wurden genannt. Bürgermeister Eckert teilte den Seitenhieb: 50 Kilometer Luftlinie von Durmersheim entfernt, könnten Fauna und Flora wohl nicht viel anders sein als am Stürmlinger-See.

SPD-Sprecher Werner Hermann korrigierte die Zielrichtung: Die gerügten Vorgaben kämen nicht vom Land, sondern vom Bund aus einem grünen Ministerium. „Fangen wir halt mit 15 Prozent an“, hielt sich Hermann an die Spruchweisheit „Ein Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.“

Fläche kann durch wachsenden See in Zukunft noch vergrößert werden

Gelassenheit war auch die Devise von Jürgen Kniehl, der sich mit seiner FWG-Fraktion freute, mit der Einleitung des Bebauungsplans „den nächsten Schritt“ zu machen. Er sei zuversichtlich, dass im Lauf des Verfahrens die Fläche vergrößert werden könne, denn „der Druck nimmt ständig zu“.

Der Aufstellungsbeschluss für das Planwerk wurde einstimmig gefasst. Der Geltungsbereich soll 38,6 Hektar der aktuellen Wasserfläche umfassen. Nach allem was man bisher weiß, wird der See durch fortschreitenden Tagebau um mehr als die Hälfte des momentanen Ausmaßes auf 80 Hektar wachsen.

Der erzeugte Strom soll zum Umspannwerk der EnBW an der Malscher Straße fließen, um ins öffentliche Netz eingespeist zu werden. Mit dieser Auskunft beantwortete Eckert die Wortmeldung eines jungen Zuhörers in der Fragestunde. Eine Erweiterung des Umspannwerks scheint wahrscheinlich, Gelände dafür stünde zur Verfügung.

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