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2024 fließt Strom

In Durmersheim entsteht die größte schwimmende Solaranlage Deutschlands

Im Frühjahr 2024 soll der erste Strom aus der schwimmenden Solaranlage auf dem Stürmlinger See fließen. 15 Prozent der Wasserfläche werden dafür genutzt. Die Hoffnung, dafür auch 30 Prozent beanspruchen zu können, lebt allerdings weiter.

Mann, Stellwände
Bürgermeister Eckert zeigt auf die zwei Varianten: 30 Prozent der Wasserfläche auf dem Stürmlinger See bedeckt die Solaranlage links, 15 Prozent beansprucht die nun geplante Anlage rechts. Foto: Hans-Jürgen Collet

In Durmersheim entsteht die größte schwimmende Solaranlage Deutschlands. Diese Entscheidung verkündeten Bürgermeister Klaus Eckert (SPD) und der Geschäftsführer der Firma Stürmlinger, Thorsten Volkmer, am Dienstag vor der Presse.

Errichtet wird die Anlage auf 15 Prozent der Wasseroberfläche des Stürmlinger Sees, wobei daraus rund zwölf Megawatt Peak Strom erzeugt werden sollen „Damit können 13.000 Menschen mit erneuerbarer Energie versorgt werden, das sind mehr als Durmersheim Einwohner hat“, sagte Eckert.

In diesen Dimensionen sei das Vorhaben in Durmersheim viermal so groß wie die bislang größte schwimmende Solaranlage in Deutschland.

Kosten belaufen sich auf rund 15 Millionen Euro

Betreiber sind neben der Firma Stürmlinger die Münchener Firma BayWa r.e. und die Bürgerenergiegenossenschaft Durmersheim (BEG).

Die Investitionen belaufen sich auf eine Summe von rund 15 Millionen Euro. Konzipiert ist die Anlage auf einer Fläche von sechs Hektar, wobei rund 21.000 Solarmodule auf dem See installiert werden sollen.

Eckert und Volkmer betonten nachdrücklich, dass es weiterhin das Ziel sei, die Anlage noch so auszudehnen, dass 30 Prozent der Wasseroberfläche mit Solarmodulen bedeckt wären. „Dafür kämpfen wir, denn wir nutzen das Potenzial noch nicht so wie es möglich wäre“, bekräftigte Eckert. Zugleich nannte er den Vorteil, keine landwirtschaftlichen Flächen für die Solaranlage aufgeben zu müssen.

Wir nutzen das Potenzial noch nicht so, wie es möglich wäre.
Klaus Eckert, Bürgermeister

Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr ihr Veto gegen die vergrößerte Fläche eingelegt. Volkmer bedauerte dabei erneut, dass der parteiübergreifende Einsatz von Gemeinderat, Landrat, Regionalverband, Regierungspräsidium Landtags- und Bundestagsabgeordneten nicht zum Erfolg geführt habe.

Auch wenn die ursprünglich auf 30 Prozent der Wasserfläche ausgelegten Pläne zumindest vorerst nicht zu realisieren seien, habe man sich in den vergangenen Wochen dafür entschieden, das Projekt zu starten, erklärte Volkmer.

Wir können nicht auf die Politik warten.
Thorsten Volkmer, Geschäftsführer

„Wir können nicht auf die Politik warten“, sagte er, wenngleich er dennoch große Hoffnungen hegt, dass die ursprünglich geplante Größe von politischer Seite in den nächsten Jahren doch noch genehmigt wird. Er sieht das Vorhaben auf dem Stürmlinger See auch in der abgespeckten Version als „Pilotprojekt in Deutschland“.

Das Angebot, sich an einem bundesweiten Forschungsvorhaben zu beteiligen habe sein Unternehmen zwar eingereicht, aber bislang keine Rückmeldung erhalten. „Warum man in Berlin Angst hat vor der Größe dieser Anlage haben wir noch nicht verstanden“, zeigt Volkmer sein Unverständnis für die Restriktionen.

Bebauungsplan lässt Raum für Erweiterungsfläche

Bis Jahresende sollen alle erforderlichen Fachgutachten und Untersuchungen abgeschlossen und die wasserrechtliche Genehmigung erteilt sein.

Volkmer rechnet danach mit einer Bauzeit von etwa zwölf Wochen: „Im Frühjahr 2024 soll der erste Strom fließen“, sagte er. Bürgermeister Eckert verwies in diesem Zusammenhang darauf, den Bebauungsplan so aufzustellen, dass auch eine Erweiterung der Fläche auf 30 Prozent durchaus möglich wäre: „Wenn es die Ausnahmegenehmigung vom Bund gibt, kann dann schnell weiter gebaut werden.“

Ich freue mich, dass hier alle an einem Strang ziehen.
Raphael Kempf, Projektentwickler

Projektentwickler Raphael Kempf von der Firma BayWa r.e. hob die Bedeutung hervor, in Durmersheim so viel lokalpolitischen Rückenwind zu verspüren: „Ich freue mich, dass hier alle an einem Strang ziehen.“ Der Baggersee eigne sich bestens für die Pläne, auch weil es dort keine Badegäste gebe.

15 Einzelprojekte habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits realisiert, eines davon in den Niederlanden etwa mit einer Leistung von 41 Megawatt Peak.

Nirgendwo seien signifikante Veränderungen auf das Gewässer festgestellt worden. Die einzelnen Module würden im Fließbandsystem auf dem Land zusammengebaut und dann mit einem einheitlichen modularen Konzept ins Wasser geschoben.

Bauzeit von zwölf Wochen angekündigt

Kempf sieht weitere Vorteile, „weil es extrem viel Leben im Wasser gibt, wenn Mikroorganismen oder Muscheln an den Pontons andocken“. Die Anlage solle etwa in der Mitte des Sees platziert werden mit 50 Metern Abstand zum Ufer – „und sie ist jederzeit erweiterbar“.

Hartmut Oesten, Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft, begründete den Einstieg in dieses Projekt mit dem Ziel „die Energiewende weiter voranzutreiben“.

Laut Bürgermeister Eckert soll Durmersheim eine Modellgemeinde für erneuerbare Energien werden. Dazu zähle auch die Absicht, sieben Windkraftanlagen auf der Gemarkung zu errichten, die grünen Strom für 75.000 Menschen liefern könnten.

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